Bottrop. Ein 16-Jähriger aus Bottrop stirbt nach einer Überdosis Tabletten. Jetzt ist ein 21-Jähriger angeklagt. Doch keiner weiß, wo der Mann ist.

Es muss ein qualvoller Tod gewesen sein. Im November 2020 ist ein erst 16-Jähriger im Treppenhaus eines Bottroper Mehrfamilienhauses zusammengebrochen. Im Blut - eine Überdosis schwerster Schmerzmittel. Die Ärzte hatten keine Chance. Am Montag hat der Fall das Essener Landgericht erreicht. Verhandelt werden konnte jedoch nicht.

Bottroper Angeklagter verschwunden: Telefonat mit der Großmutter

Nach dem Tod des Schülers hatten sich die Ermittlungen auf einen Bekannten konzentriert. Er soll dem 16-Jährigen die Tabletten gegeben haben. Doch sein Platz auf der Anklagebank blieb leer. Wo sich der 21-Jährige aufhält, ist unklar. Verteidiger Irfan Durdu hatte aus dem Gerichtssaal heraus sogar noch einmal mit der Großmutter des Angeklagten telefoniert. Doch auch sie war ratlos.

Der letzte Kontakt soll vor rund drei Wochen stattgefunden haben. Da soll ihr Enkel in Bremerhaven, wo sein Stiefvater wohnt, gewesen sein. Es könnte aber auch sein, dass er in einer psychiatrischen Klinik ist.

Drogenkonsum in Bottrop geriet völlig außer Kontrolle

Es war der 6. November vorletzten Jahres, als der 16-Jährige seine Wohngruppe verließ und nicht mehr zurückkam. Zweieinhalb Tage lang soll er sich in Bottrop-Boy in der Wohnung des Angeklagten aufgehalten haben, die eigentlich dessen Tante gehört. Doch die war gerade im Krankenhaus.

Was dann passierte, war ein Drogenkonsum, der offenbar völlig außer Kontrolle geriet. Laut Anklage soll sich der 16-Jährige im Stundenrhythmus an den Schmerztabletten der Tante bedient haben. Dazu konsumierte er angeblich hochprozentigen Alkohol und Cannabis. Bis der Kreislauf kollabierte.

Die Rettungskräfte hatten den Schüler in der Nacht auf den 9. November direkt vor der Wohnungstür des Angeklagten gefunden. Er hatte sich möglicherweise gerade auf den Heimweg machen wollen, war dann zusammengebrochen. Der Angeklagte hatte damals den Notruf gewählt und wohl auch schon selbst mit der Reanimation begonnen. Doch es gab keine Hilfe mehr. Der 16-Jährige war zwei Tage später im Bottroper Knappschaftskrankenhaus verstorben. Die Diagnose: Hirntod.

Angeklagter 21-Jähriger: Wusste, dass Dauer-Konsum lebensgefährlich ist

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 21-Jährigen nun vor, dem Minderjährigen die Schmerzmittel zur Verfügung gestellt zu haben. Obwohl er genau gewusst habe, dass der Dauer-Konsum lebensgefährlich sein kann. Die Anklage lautet auf Drogenabgabe mit Todesfolge.

Die Mutter des 16-Jährigen war am Montag ebenfalls im Essener Landgericht erschienen, um mehr über die letzten Stunden im Leben ihres Sohnes zu erfahren. Sie selbst lebt in einer anderen Stadt. Die Richter der 24. Strafkammer wollen nun versuchen, den Angeklagten mit Hilfe der Polizei aufzuspüren und nach Essen bringen zu lassen. Sollte das misslingen, ergeht Haftbefehl. Am 19. September soll nun der nächste Versuch gestartet werden, um mit der Verhandlung zu beginnen.