Bottrop. In Bottrop gibt es Hilfen für Menschen in akuten psychischen Krisen. Aber kommen die auch immer an? Erkenntnisse vom Tag der Selbsthilfe.
„Hilfe darf kein Zufall sein“, bringt Hatice Kahraman (Leiterin Jugendredaktion Salon 5) die Gesprächsrunde über Unterstützungsangebote – und deren Erreichbarkeit – in akuten psychischen Krisensituationen auf den Punkt. Ihre Gesprächspartner und Zuhörer formulieren am Tag der Selbsthilfe Ideen, wie das gelingen kann. Eine zentrale Anlaufstelle und gleichzeitig dezentral u.a. in Praxen, Kliniken und Apotheken gezielt an Betroffene verteilte Flyer mit allen örtlichen Ansprechpartnern stehen ganz oben auf der gemeinsamen (Wunsch-)Liste.
Vorsitzende des Blindenvereins: Ärzte sollten Betroffenen Laufzettel mitgeben
Zunächst einmal: Es gibt in Bottrop Hilfsangebote für Menschen, die zum Beispiel aufgrund der Diagnose einer schweren Krankheit in eine akute psychische Krise geraten. Dafür stehen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Podium, die den sozialpsychiatrischen Dienst, das Entlassmanagement am Knappschaftskrankenhaus, die Selbsthilfe, die Krebsberatung und die Bottroper Ärzteschaft vertreten.
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Aber finden Angebote und Betroffene auch immer zueinander? Helga von Gradowski vom Blinden- und Sehbehindertenverein erinnert sich gut an die Zeit, als sie ihre Diagnose „Makuladegeneration“ erhielt. „Mir ging es am Anfang sehr schlecht, weil ich Ängste hatte.“ Von Ärzten werde man aber mit der Diagnose allein gelassen, das hört sie auch von anderen Betroffenen. „Ich wünschte mir, dass die Ärzte Laufzettel ausgeben könnten.“ Mit Kontaktadressen für weitere Unterstützung, wie sie diese etwa in der Selbsthilfegruppe (SHG) fand.
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An Dr. Gerald Schmitt, Vorsitzender des Bottroper Ärztevereins, wurden noch andere Anregungen herangetragen, wie die, SHG-Vertreter zum besseren gegenseitigen Kennenlernen in Ärzterunden einzuladen. Schmitt verwies seinerseits auf bestehende Angebote, die aber vielleicht noch nicht bekannt genug seien, wie die Kooperationsberatung für SHG und Ärzte sowie die Patientenberatung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), zu erreichen online oder per Servicetelefon (0251 929 9000). Denn: „Klar ist die Zeit in der Praxis manchmal knapp.“
Hilfe annehmen: Beim ersten Schritt brauchen Betroffene manchmal Unterstützung
Ob Entlassmanagement im Krankenhaus (Konrad Weisner vom KKH will nach Corona den Kontakt zu den SHG wieder verstärken), Krebsberatung oder Hausbesuch durch den sozialpsychiatrischen Dienst: Selbst wenn die Angebote bekannt sind, müssen Betroffene dann den ersten Schritt dorthin machen. Was nicht immer einfach ist. Dabei helfen könnten auch Angehörige – oder aufmerksame Nachbarn. So hieß es von Seiten des sozialpsychiatrischen Dienstes: „Die meisten Menschen, die wir besuchen, sind alleine. Oft ist es so, dass sie seit Wochen oder Monaten keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt haben.“
Eine zweite Gesprächsrunde sollte sich um das Hilfesystem für Menschen mit einer psychischen Erkrankung in Bottrop drehen. Dass Menschen oft ein halbes Jahr und länger auf eine Therapie warten müssen, wurde schon im Vorfeld kritisiert.
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Mit dem Tag der Selbsthilfe endete die Aktionswoche in Bottrop
Insgesamt war der Tag der Selbsthilfe mit seinen Info-Ständen und Mitmachangeboten im Haus der Vielfalt sehr gut besucht. Mit ihm endete die Aktionswoche Selbsthilfe in Bottrop. Friederike Lelgemann vom Selbsthilfe-Büro des Paritätischen, der die Angebote mit der Arbeitsgemeinschaft der Bottroper Selbsthilfegruppe gestemmt hat, bezeichnet die komplette Woche als „erfolgreich“.
Aus dem zunächst unverbindlichen Gesprächsabend für Menschen, bei denen Sucht und psychische Erkrankung einhergehen, soll sich sogar eine feste Gruppe gründen. Treffen: Donnerstag, 22. September, 19 Uhr, Altmarktpassage. Info: 02041 2 30 19.