Bottrop. Bottrops Wälder gleichen angesichts der Dürre und Hitze einem Pulverfass. Die Feuerwehr rüstet auf und der Förster warnt eindringlich.

Auch wenn es gerade nicht danach aussieht: Trotz leichter Wolkendecke ist die Waldbrandgefahr in den Bottroper und Kirchhellener Wäldern unverändert hoch. Das Orange der Warnstufe drei sei eher ein dunkles Orange, sagt Förster Markus Herber, beim Landesbetrieb Wald & Holz zuständig zum Beispiel für den Köllnischen Wald. Selbst wenn es nun etwas regnen sollte, einige Stunden später sei davon im Wald, an dessen Rändern oder auf Äckern und Wiesen nichts mehr zu merken, so Herber. Um überhaupt einen Effekt zu haben, müsste es schon tagelang regnen.

So genüge weiterhin eine weggeworfene Zigarette, um ein regelrechtes Buschfeuer zu verursachen. Denn inzwischen seien Waldboden und Unterholz knochentrocken. Komme dann noch Totholz von abgestorbenen Bäumen dazu, dünne Äste, altes Laub oder Gras, das nach Wochen ohne Regen wie Heu sei, ergebe das die im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährliche Mischung. Zum Glück ist die Zusammensetzung der Bottroper Wälder seit vielen Jahren dabei, sich zu wandeln. „Mischwald ist weniger feuergefährdet als reine Nadelholzwälder“, so der Förster. Das Baumharz zum Beispiel bei Fichten wirke bei Feuer noch wie ein Brandbeschleuniger.

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Daher arbeiten Forstbetriebe und die Bottroper Feuerwehr derzeit auch wieder verstärkt an der Aktualisierung ihrer Brandschutzkarten. Dort seien alle Wege verzeichnet, die Löschfahrzeuge im Ernstfall nutzen können, denn nichts sei im Ernstfall schlimmer, als langes Suchen oder ein nicht verzeichneter Weg.

Das bestätigt auch Michael Duckheim. Der Sprecher der Bottroper Feuerwehr verweist außerdem auf die vor einiger Zeit angeschafften kleineren Löschfahrzeuge, die auch unwegsames Gelände besser passieren könnten oder auf das Großtanklöschfahrzeug, das als Wasserverteiler für das Auffüllen der kleineren wendigeren Wagen eingesetzt werden kann.

Außerdem seien Atemschutzmasken und leichtere Schutzkleidung angeschafft worden, speziell für Einsätze im Freien. „Denn die Schutzkleidung, die normalerweise bei Wohnungsbränden zum Einsatz kommt, ist bei hohen Außentemperaturen ungeeignet: zu dick, zu schwer, was wichtig zum Beispiel bei Stichflammen in Räumen ist, aber bei Waldbränden im Hochsommer bei den Einsatzkräften sogar einen Kollaps auslösen könnte“, so der Feuerwehrsprecher. Damit und mit dem überarbeiteten Kartenmaterial sowie Hydranten und Pumpenanschlüssen an verschiedenen Gewässern sei die Feuerwehr gut aufgestellt.

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Das sagt auch Werner Meemken, bei dem die Feuerwehr am Morgen in Sachen Kartierung noch zu Gast war. Als RVR-Förster ist er für rund 2100 Hektar überwiegend in der Kirchheller Heide zuständig, davon 1700 Hektar Wald. „Eigentlich ist der Kirchhellener Bereich eher wasserreich, der Boden lange feucht, was die Waldbrandgefahr eindämmt“, sagt Meemken. Aber nach Wochen ohne Niederschlag fließe selbst der Rotbach kaum noch, der Schwarzbach oder kleinere Bäche stünden ganz still, Gräben seien ausgetrocknet. Gefühlt liege der Waldbrandindex für ihn eher bei Stufe vier, also bei Rot, statt wie offiziell angegeben bei drei. Selbst die Spuren schwerer Forstfahrzeuge oder Reitwege, in denen man sonst im Matsch versinkt: alles wie Pulver unter den Schuhsohlen.

Waldumbau: Wo einmal ein Fichten standen kämpfen nun Rotbuchensprösslinge gegen die Trockenheit. Sie stehen für die weitere Durchmischung, um Kirchhellens Wälder auch klimafester zu machen. Eine Zigarettenkippe könnte nicht nur an Stellen wie dieser schon Verheerendes anrichten.
Waldumbau: Wo einmal ein Fichten standen kämpfen nun Rotbuchensprösslinge gegen die Trockenheit. Sie stehen für die weitere Durchmischung, um Kirchhellens Wälder auch klimafester zu machen. Eine Zigarettenkippe könnte nicht nur an Stellen wie dieser schon Verheerendes anrichten. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Und über dem Boden? Selbst große, tief wurzelnde Bäume lassen die Blätter hängen. Brennnesseln und Farne verfärben sich schon gelb, wie sonst erst im September. Rauchen und Grillen im Wald? Für Meemken ein Dorn im Auge. „Nicht umsonst herrscht hier Rauch- und Grillverbot und das wird kontrolliert. Bricht deswegen ein Feuer aus, kann das zur Strafe für die Verursacher schnell mal in die Tausende gehen.“ Dabei denkt er vor allem an stark besuchte Gebiete wie den Heidesee. Aber natürlich gelte das für die gesamte Region. So gesehen gleichen die Wälder und Wiesen einem Pulverfass. Selbst ein heiß gewordener Katalysator eines unachtsam geparkten Autos könnte trockenes Gras in Brand setzen, so Meemken und erinnert dabei an die Strohpresse, die kürzlich ein Feld entzündete.

Waldbrände entstehen nie „einfach so“ - Meist durch Unachtsamkeit oder Brandstiftung

Dass Waldbrände „einfach so“ entstehen, durch Glasscherben oder Ähnliches, sei eine Legende, da ist Werner Meemken sich mit der Feuerwehr einig. „Für fast alle Brände in der Natur ist der Mensch durch vorsätzliches oder unabsichtliches Fehlverhalten verantwortlich, es sei denn, ein Blitz schlägt irgendwo ein, aber das kommt äußerst selten vor.“