Bottrop. Bottroper Radhändler zeigen sich besorgt über die aktuelle Situation: Lieferengpässe und Personalmangel verhindern eine schnelle Auslieferung.

Radfahren boomt. Nicht zuletzt wegen Pandemie und Spritpreiserhöhung schwingen sich immer mehr Menschen aufs Fahrrad. Es gibt nur zwei Probleme: Lieferengpässe und Personalmangel machen eine zeitnahe Auslieferung oder Reparatur der Zweiräder schwierig. Bottroper Händler bekommen die Folgen der Pandemie, des Krieges und der Preiserhöhung zu spüren. Besonders im Sommer haben die Werkstätten und Verkäufer viel zu tun. Trotz vielfacher Nachfrage und Bestellungen muss oft lange auf ein Ersatzteil gewartet werden. Drei Bottroper Händler berichten, wie es bei ihnen gerade aussieht.

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Gerade was Lieferengpässe oder Stau bei Wartungsarbeiten angeht, haben die Händler ähnliche Probleme, aber in unterschiedlicher Intensität. So weiß Thorsten Brinkmann vom Zweirad-Center Rück: „Momentan haben wir keine Lieferengpässe, da wir gut aufgestellt sind. Wir können den Kunden viele Alternativen bieten und haben so viele Fahrräder wie noch nie.“ Einzig bei bestimmten Marken gebe es in der Produktion und Lieferung Schwierigkeiten, da Containerschiffe feststeckten und die Waren nicht ausliefern könnten. Und: „Bestellungen mit vielen Details dauern etwas länger als herkömmliche Bestellungen. Termine können rasch innerhalb von zwei bis drei Werktagen bearbeitet werden, ohne Terminierung kann es bis zu zwei Wochen dauern.“

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Anders sieht es bei Felix Funke von Funke’s Fahrräder aus. „Es gibt Lieferengpässe, da von allem etwas fehlt. Trotzdem haben wir aber noch vieles da. Oft bekommen wir das geliefert oder haben im Lager, was derzeit nicht gebraucht wird. Wir bestellen viel, können den Kunden aber kein genaues Lieferdatum garantieren.“ Die Zeiträume für eine Bestellung variieren sehr stark: Von zwei bis sechs Wochen bis hin zu zehn Monaten Wartezeit.

Das bestätigt auch Wilhelm Büning von 2-Rad Bünig: „Auch wir haben Lieferengpässe. Die Hersteller und die Logistik versuchen alles Mögliche. Die Wartezeiten sind immer von den benötigten Komponenten abhängig. Das Problem existiert nicht erst seit gestern.“ Seit 2020 staue sich alles auf, die Bestellbücher seien voll. Nur die Ware fehle. Laut Büning gebe es einen besonderen Mangel im Bereich Kettenschaltung und Bereifung.

Personalmangel hängt oft von der Größe des Unternehmens ab

Beim Personalmangel haben die größeren oft mehr Schwierigkeiten, als kleinere Anbieter. „Das größte Problem ist der Personalmangel. Im Sommer gibt es in der Werkstatt viel zu tun und es fehlen die Monteure“, sagt Thorsten Brinkmann von Rück. Gründe dafür seien die Urlaubszeit aber auch zahlreiche Krankschreibungen, wovon auch die Fahrradbranche nicht verschont geblieben sei. Brinkmann sieht aber auch ein anderes Problem: „Die Beliebtheit des Berufes nimmt immer mehr ab.“ Kaum jemand wolle mehr unter herkömmlichen Arbeitsbedingungen arbeiten, so gehe das „goldene Handwerk“ immer mehr verloren.

Das trifft anderswo offensichtlich nicht zu. „In unserem kleinen Familienbetrieb haben wir keinen Personalmangel. Wenn wir aber jemanden dringend suchen müssten, wäre das schwierig.“ Der Ausbildungsmarkt für Fahrradmonteure sehe aber eher mau aus und viele Bewerber gebe es nicht, so Wilhelm Büning. Lediglich Felix Funke kann verkünden: „Wir haben momentan keinen Personalmangel.“

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Insgesamt blickt Felix Funke recht zuversichtlich nach vorn und hofft weiter darauf, dass mehr Fahrräder verkauft werden. „In der Pandemie hat sich aber gezeigt, dass die Fahrradwege an ihre Kapazitätsgrenzen kommen und das macht dann einfach keinen Spaß.“

Fachhändler sind sich einig: Das Fahrrad hat Zukunft

„Wir hoffen, dass der Personalmangel schnell gelöst ist. Dazu müssen Politik und Wirtschaft ihre Hausaufgaben machen. Vielleicht wird ja in zehn Jahren der Handwerker wieder der Top-Verdiener sein“, wagt Thorsten Brinkmann den Blick nach vorn. Speziell aufs Rad bezogen findet Wilhelm Büning: „Die Attraktivität des Fahrrades wird bleiben, wenngleich sich der Markt etwas beruhigen wird. Da fossile Rohstoffe immer teurer werden, der Klimaschutz immer wichtiger wird, bleibt die Attraktivität des Fahrrades hoch.“ Auf seine Branche bezogen ist Büning sicher: „Wir werden immer Arbeit haben.“