Bottrop. Manulo Tavares reist durch verschiedenste Länder und entdeckt die Liebe für Eis. Im Eiswagen macht er viele Menschen sehr glücklich. Ein Besuch.

„Wieder Drachenfrucht für dich?“, „Ja, gerne.“ So läuft das Gespräch zwischen Manulo Tavares und dem kleinen Jungen jeden Tag ab. Wenn die Klingel bimmelt, kommt der Eisfanatiker schnell zum Eiswagen gelaufen. Und: Damit ist er nicht alleine. Manulo Tavares ist ein altbekanntes und gerngesehenes Gesicht bei seinen Kunden. Er ist der Mann hinter dem Steuer des Eiswagen „De Marco“ und zaubert Tag für Tag ein Lächeln auf die Gesichter.

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Punkt 12.30 Uhr geht es los Richtung Eigen. Für den Eismann ist es eine bekannte Strecke, die er jeden Tag fährt - egal bei welchem Wetter. Der erste Stopp ist bei Stammkundin Susanna, die nicht mehr gut zu Fuß ist. Hier ist Manulo zur Stelle und bringt ihr nicht nur das Eis, sondern hilft ihr beim Kaffeekochen oder fegt auch mal das Laub aus ihrem Flur. „Sie ist oft alleine und dann unterhalten wir uns. Das freut mich dann.“, verrät er. Heute darf Susanna allerdings kein Eis essen: „Morgen wieder.“, verspricht sie.

„Ich kann Eiswagen-Deutsch“

Schon seit fünf Jahren fährt Manulo den Eiswagen mit Herz , Seele - und etwas gebrochenen Deutsch. „Mit der Zeit habe ich mich verbessert. Ich liebe es, eine neue Sprache zu lernen und neue Dinge zu erleben. Ich kann Eiswagen-Deutsch!“ Eis war nicht immer seine Leidenschaft. In seinem Heimatland Portugal fuhr er in der Nationalliga Kanu und arbeitet als Elektriker - bis das Geld nicht mehr reicht und die Abenteuerlust ihn packt. Also macht er sich mit seiner Frau auf den Weg nach Deutschland. Davor arbeitet er in bereits in verschiedenen Ländern und spricht an die sechs Sprachen.

Der Eiswagen ist für viele bereits von Weitem zu erkennen.
Der Eiswagen ist für viele bereits von Weitem zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Tour geht weiter durch den Eigen, ein paar Kinder kommen und kaufen Eis. An bewölkten Tagen ist nicht viel los - wenn die Sonne knallt, kommt er allerdings kaum hinterher. Oft gehen die Touren bis in den späten Abend. Doch das mache ihm Spaß. Auch in der Corona-Pandemie verdient er viel Geld: „Die Leute sind Zuhause und wissen nicht, was sie sonst machen sollen. Dann macht es „kling kling“ und sie wissen, dass ich da bin.“, so der beliebte Eismann. Den Eiswagen hat er von Hand aufgepeppt und arbeitstauglich gemacht.

Die Verbindung mit den Menschen ist das Besondere

Das Besondere für ihn an seiner Arbeit? Die Verbindung mit den Menschen: „Wenn man dieselben Leute jeden Tag sieht, dann entsteht da was, sogar auch Freundschaften. Die Kunden warten dann tatsächlich, bis du kommst. Am Besten sind aber die Kinder, wenn sie strahlen und dankbar sind für das Eis.“ sagt Manulo. Es scheint, als würde ihm an jeder Straßenecke jemand zuwinken und er kann genau benennen, wer es ist und was diese Person so macht.

Ein kleines Geheimnis verrät Manulo aber noch: Er ist wahrscheinlich der einzige Eismann auf diesem Planeten, der selber kein Eis mag. „Es würde mir aber in einem anderen Verkauf mit Lebensmitteln wahrscheinlich genau so gehen.“, scherzt er.

Nicht nur Kinder kaufen fleißig die Eiskugeln, auch die Firma Eurovia wird jeden Tag angefahren, die Angestellten könnten darüber nicht glücklicher sein. Ein Angestellter erzählt: „Ab und zu hole ich mir gerne ein Eis, wenn es warm ist. Ich bin sehr zufrieden und werde das Angebot definitiv weiter nutzen.“ Seitdem ist Weihnachten ein großes Highlight für die Firma und den Eismann: Es wird Eis in Massen gelöffelt.

Die Kinder freuen sich jedes Mal über den Besuch des Eiswagens
Die Kinder freuen sich jedes Mal über den Besuch des Eiswagens © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Bottroper nutzen den Eiswagen-Service schon mehrere Jahrzehnte

Viele Stammkunden hat der Eiswagen allemal, immerhin versorgt er die Bottroper seit mehreren Jahrzehnten mit Leckereine. Kinder wachsen und Senioren holen sich ein Stück ihrer eigenen Kindheit zurück. Manche Bottroper nutzen den Service seit über zehn Jahren und erhalten so eine langlebige Tradition, die niemals endet.

Auch sein Chef Antonio Fernando Amaral ist zufrieden mit seinem Geschäft an der Gladbecker Straße: „Seit der Pandemie wird im Laden weniger verkauft, dafür lief der Außer-Haus-Verkauf richtig gut. Mittlerweile wird es aber wieder besser und mehr Kunden kommen.“ Der Eiswagen gehört für ihn fest zum Inventar von „De Marco“, unter seiner Hand fährt der Wagen bereits seine neunte Saison. Zu den Klassikern Vanille, Schoko oder Erdbeere werden auch exotische Sorten wie Drachenfrucht verkauft. „Das haben nicht viele Eiswagen zu bieten.“, fügt Amaral hinzu. Er selbst hat viele Jahre einen Eiswagen gefahren und weiß, wovon er spricht.

Antonio Fernando Amaral ist zufrieden mit dem Geschäft an der Gladbecker Straße. „Seit der Pandemie wird im Laden weniger verkauft, dafür lief der Außer-Haus-Verkauf richtig gut“, sagt er.
Antonio Fernando Amaral ist zufrieden mit dem Geschäft an der Gladbecker Straße. „Seit der Pandemie wird im Laden weniger verkauft, dafür lief der Außer-Haus-Verkauf richtig gut“, sagt er. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

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In fünf Jahren als Eismann hat Manulo den Beruf und die Menschen lieben gelernt. Trotzdem ist es bald für ihn an der Zeit weiterzuziehen, zurück zu seinen Wurzeln: nach Portugal.