Bottrop. Ob Stadtfest, Beachparty oder Feierabendmarkt - die Macher sind immer dieselben. Die Bottroper Linke sieht das kritisch - und spricht von Filz.
Beim Bottroper Stadtfest, bei den Feierabendmärkten in Bottrop und Kirchhellen, bei der Beachparty im Stenkhoffbad, auch beim Weihnachtsmarkt hat es die Stadt fast immer mit denselben Veranstaltern zu tun. Die Firmennamen sind unterschiedlich, doch die Personen dahinter heißen Holger Czeranski oder Stephan Kückelmann. Entweder sind die beiden Unternehmer gemeinsam im Boot oder einer von beiden mit anderem Geschäftspartner. Kann und muss die Stadt also froh sein, dass sie überhaupt Veranstalter für ihre Bürgerfeste findet oder konzentriert sie sich zu sehr auf dieses Duo?
Die Bottroper Linkspartei jedenfalls sieht die Konstellation kritisch. Ratsherr Niels Schmidt spricht offen von Filz. Er bat bei Oberbürgermeister Bernd Tischler daher inzwischen um Aufklärung über die geschäftlichen wie informellen Beziehungen zwischen der Stadtverwaltung und den Firmen unter der Regie von Holger Czeranski und Stephan Kückelmann. Die Linken fragen dabei auch nach der Rolle einer Reihe von Unternehmen, an denen die Stadt beteiligt ist. Sie wollen wissen, welche Beträge diese zum Beispiel als Sponsoren zur Finanzierung der von den Veranstaltern organisierten Bürgerfeste und Märkte oder als Kunden der Bottroper Online-Zeitung leisten.
Konzentration auf immer dieselben Firmenchefs
„Das ist doch auffällig“, kommentiert Linke-Ratsherr Niels Schmidt die Konzentration auf die Firmengruppe. So waren Holger Czeranski und Stephan Kückelmann als Geschäftsführer der Firma „CK Media und Events“ auch in diesem Jahr wieder für das Bottroper Stadtfest verantwortlich. Das berichtet auch die Bottroper Online-Zeitung (BOZ), die die beiden Unternehmer gemeinsam herausgeben; versehen mit dem Hinweis, dass Czeranski und Kückelmann das Stadtfest inzwischen schon seit 2014 managen. Beim Weihnachtsmarkt ist es ähnlich. Laut eigenem BOZ-Bericht zeichnete die Firma „4points events“ seit 2015 für diesen Markt verantwortlich.
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Den jüngsten Versuch der Stadt, den Weihnachtsmarkt durch mehrere Veranstalter auszurichten, kritisierte Stephan Kückelmann seinerzeit über die eigene Online-Zeitung als „wenig zielführend“. Es sei besser, der Weihnachtsmarkt bleibe in einer Veranstalter-Hand: seiner Event-Firma nämlich, die den Markt gern weiterhin in enger Abstimmung mit dem Kulturamt organisieren wolle. Am Ende wurden es allerdings zwei Veranstalter. Zum Weihnachtsmarkt-Neustart mit aufgeteilten Plätzen verzichtet die Stadt in diesem Jahr auf Konzessionsgebühren. Schon vorher sicherte sich die Firma „CK Media & Events“ unter Führung von Holger Czeranski und Stephan Kückelmann allerdings die Ausrichtung der populären Bottroper Beachparty im Stenkhoffbad. Ihre Agentur war die einzige Bewerberin.
Stadt-nahe Unternehmen treten als Sponsoren auf
Der Linken fällt auf, dass außer der Stadt selbst auch städtische Firmen als „freundliche Unterstützer“ der Event-Veranstalter auftraten und auftreten. „Es gibt eine größere Zahl an Verknüpfungen von städtischen Strukturen mit den Herren Czeranski und Kückelmann über Sponsorentätigkeit städtischer Betriebe oder auch von Betrieben mit städtischer Beteiligung“, sagt Niels Schmidt. Der Ratsherr beruft sich dabei auf Plakate und Veröffentlichungen der beiden Veranstalter selbst. Danach seien beim letzten Stadtfest auch die Bottroper Sparkasse, die Gesellschaft für Bauen (GBB), die Energieversorgerin ELE, und die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) Sponsoren gewesen. Beim vorigen Weihnachtsmarkt war der Kreis der Sponsoren demnach sehr ähnlich: die Sparkasse, die ELE, die GBB, das RWW und auch die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best) traten als Unterstützer in Erscheinung.
„Die genannten Gesellschaften sind alle städtische Töchter oder haben städtische Beteiligungen“, stellt Ratsherr Schmidt fest. Den Feierabendmarkt 2022 wiederum präsentiere nach Veröffentlichungen der Veranstalter die Volksbank. „Wie hoch waren eigentlich jeweils die Summen, die von der Stadt, den städtischen Betrieben oder den Betrieben mit städtischer Beteiligung an die Veranstalter gezahlt wurden?“, fragt der Bottroper. Der Ratsherr möchte auch wissen, ob und welche Geschäftsbeziehungen die Stadt und die Sponsoren der Feste und Märkte sonst noch mit den Firmen unter der Führung von Holger Czeranski oder Stephan Kückelmann haben.
Vermarktung der Märkte über die Bottroper Online-Zeitung
Für problematisch halten die Linken dabei auch die Vermarktung über deren eigenes Online-Organ. Dabei seien Berichte über die organisierten Feste und Märkte allenfalls als eine Art Eigenanzeige hinnehmbar, räumt ihr Ratssprecher ein. „Wenn ein Geschäftsmodell allerdings darin besteht, als Dienstleisterin für die Stadt Geld zu verdienen, dann kann man nicht auch ihr Berichterstatter sein“, meint er. Denn Niels Schmidt hält die Bottroper Online-Zeitung, deren Chefredakteure ebenfalls Holger Czeranski und Stephan Kückelmann sind, für ein regelrechtes Sprachrohr der Stadtverwaltung.
Außer zahlreichen PR-Artikeln über Firmen enthalte diese viele Meldungen, die die Stadt selbst verbreite und veröffentliche; bis hin zu einem als Exklusiv-Interview mit dem Stadtsprecher beworbenen Beitrag und einer Kolumne über das Stadtgeschehen. Schon sieht Schmidt das im Grundgesetz verankerte Gebot der Staatsferne der Presse verletzt, weil die Stadtverwaltung Informationen nur einem ausgewählten Medium zur Verfügung stelle. Schließlich habe der Bundesgerichtshof der Publikationstätigkeit von Kommunen enge Grenzen gesetzt, betont er.
Enge Zusammenarbeit mit Stellen der Stadtverwaltung
Allerdings bleibt bei der Kolumne ausdrücklich offen, in welcher Rolle der Autor („Liebe Nachbarinnen und Nachbarn“) in dem Online-Organ auftritt. Linke-Sprecher Schmidt hält daher darüber hinaus die enge Zusammenarbeit städtischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Event-Firmen für wesentlich problematischer. Denn Schmidt fragt den Verwaltungschef: „Wie stellen Sie sicher, dass Informationen aus der Verwaltung, die Herr Czeranski oder Herr Kückelmann durch geschäftliche Zusammenarbeit mit Stellen der Stadtverwaltung erlangen, nicht exklusiv an die BOZ gelangen, dort publizistisch verwertet werden und damit konkurrierenden Medien nicht gleichzeitig zur Verfügung stehen?“