Bottrop. Der Gaspreis erklimmt Rekordhöhen, ob Gas aus Russland wieder strömt, mag niemand vorhersagen – so ist die Lage bei großen Bottroper Vermietern.

Gaspreise, die in Rekordhöhen klettern, ein großes Fragezeichen, ob nach dem Ende der Pipeline-Reparatur überhaupt wieder Gas aus Russland nach Deutschland strömt – und wenn ja wie viel. Für Verbraucher ist die Situation im Moment extrem schwierig. Davon betroffen sind auch die großen Wohnungsanbieter in der Stadt. Die ganz großen wie Vonovia oder Vivawest haben bereits angekündigt, die Temperatur auf 17 Grad in der Nacht abzusenken beziehungsweise die Heizung im Sommer abzuschalten.

Auch die Anbieter vor Ort schauen mit Sorge auf diese Entwicklung. Dabei kann die städtische Baugesellschaft (GBB) zumindest noch auf einen langfristigen Liefervertrag bauen. Darin sei der Preis bis Ende 2023 festgeschrieben, sagt Geschäftsführer Stephan Patz. Im April 2021 wurde ein entsprechender Vertrag mit der Ele verlängert, das komme dem Unternehmen, besser den Mietern, jetzt zugute.

Je nach Entwicklung schützen auch langfristige Verträge nicht

Wobei Patz auch weiß, dass je nachdem wie sich der Markt entwickelt, der Vertrag womöglich auch nicht vor Erhöhungen schützt. Schließlich hat die Bundesregierung nun die Möglichkeit geschaffen, die höheren Preise durch Umlagen auf alle Gaskunden zu verteilen. Noch wurde diese Regelung nicht gezogen, doch sollte es dazu kommen, wäre auch die GBB betroffen, macht Patz die schwierige Situation deutlich. Sollte es sogar so weit kommen, dass die Versorger ihre Mehrkosten an den Verbraucher durchreichen können, helfe der Vertrag ebenfalls nicht mehr.

Rund 100 Gasheizungen für etwa 800 Wohnungen betreibt die GBB. Dabei handele es sich um vergleichsweise neue Gasbrennwertthermen. Trotzdem habe man die Wartungsfirma beauftragt bei der turnusmäßigen Wartung darauf zu achten, dass die Heizung ideal auf das jeweilige Gebäude abgestimmt sei, um auch wirklich jedes Einsparpotenzial zu heben.

Bottroper Baugesellschaft setzt bei Neubauten auf Fernwärme oder Wärmepumpen

Ansonsten setzt die städtische Bautochter stark auf Fernwärme oder auch auf Wärmepumpen – gerade bei Neubauten, denn: „Neubauten sind mit Gas nicht mehr darstellbar, die energetischen Kennwerte sind nicht mehr zu erreichen“, sagt Patz. Er verweist auf die neue Siedlung zum Haldenblick in der Boy, wo die GBB auf Fernwärme setzt. Und auch an Ostring und Beckstraße, wo die GBB gerade ein neues Quartier bauen, ist Fernwärme wieder das Mittel der Wahl. „Die Steag setzt da vor allem auf Abwärme aus der Müllverbrennung aber auch Kohlekraft, so dass zumindest dort das Thema Gas kein Problem wird“, berichtet der GBB-Geschäftsführer aus Gesprächen mit der Steag.

Über die Mieterzeitschrift informiere man auch Kunden über Möglichkeiten, Energie zu sparen, doch wie andernorts schon geplant Heizungen abzustellen oder gar Warmwasser einzuschränken, davon hält Patz nichts. „Am Montag ist die Pipeline außer Betrieb gegangen, wie es nach dieser Wartung weiter geht, kann niemand sagen.“

Bottroper Wohnungsgenossenschaft berichtet von Problemen mit Wärmepumpen

Nur: Bis zum Beginn der Heizperiode alle Gasheizungen zu ersetzen sei eben auch unmöglich – selbst wenn Geld keine Rolle spielte. Die Menge an Wärmepumpen und die Fachkräfte zum Einbau seien gar nicht verfügbar. Und auch die Umrüstung auf Fernwärme koste Zeit. Unabhängig davon beschäftige man sich schon seit längerem mit dem Thema, denn ab dem kommenden Jahr muss die GBB auf die Gasheizungen CO2-Abgabe zahlen. Mittel- und langfristig suche man da eh nach Alternativen.

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Das bestätigt auch Andreas Fest, hauptamtlicher Vorstand der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Bottrop (GWB). Die bietet in Bottrop knapp 600 Wohnungen in 120 Gebäuden an. Davon würden auch etliche mit Gas beheizt, sagt Fest. Die Thermen seien aber maximal 15 bis 20 Jahre alt, größtenteils Brennwerttechnik. Zwei Objekte würden mit einer Wärmepumpe beheizt. Die seien aber zu einem frühen Zeitpunkt eingebaut worden, als die Technik noch nicht so ausgereift gewesen sei. „Entsprechend haben wir da immer wieder Probleme“, gesteht Fest.

Wohnungswirtschaft stößt bei der Problemlage an ihre Grenzen

Auch der GWB-Vorstand will abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Mit Blick auch auf die C02-Abgabe und den derzeitigen Entwicklungen des Gasmarktes überlegt die GWB jedoch, zwei Häuser, die derzeit kernsaniert würden, noch einmal mit Wärmepumpen – kombiniert mit Photovoltaik – auszustatten. „Allerdings werden wir die Warmwasserversorgung nicht darüber laufenlassen, das verursacht bei uns immer Probleme“, berichtet er von den GWB-Erfahrungen.

Gleichzeitig macht Fest aber auch deutlich, dass die Wohnungswirtschaft als Ganzes aber auch die GWB kaum Möglichkeiten habe, die Preisentwicklung abzufedern. Ähnlich sieht es Stephan Patz – zumindest wenn es tatsächlich zu Maßnahmen komme, nach denen gültige Verträge nicht mehr bindend seien. Man könne keine Alternativen parat haben. Wobei: Eine Elektroheizung habe man tatsächlich im Keller stehen, um sie bei Bedarf anklemmen zu können. Die werde nicht nur genutzt, wenn irgendwo eine Heizung ausfällt, sondern vor allem auch, wenn in Neubauten Estrich getrocknet werden müsse. Das, so Patz, bekomme eine Wärmepumpe nämlich nicht hin. Aber ein Heizmodul bei rund 100 potenziell betroffenen Anlagen helfe eben auch nicht.