Bottrop. Unbekannte, die Tische oder Heizstrahler mitgehen lassen, rücksichtslose Zeitgenossen, die Pflanzen ausrupfen – das berichten Bottroper Wirte.
Die Bilder seiner Überwachungskamera zeigen Ilhan Durdu, dem Inhaber des Cafés Corretto an der Gladbecker Straße, genau, was passiert ist. In der Nacht zum Freitag hat der Unbekannte zugeschlagen. Einen Tisch, zwei Stühle und eine Bank hat er entwendet. „Man kann genau sehen, wie er den Tisch genommen hat und dann aufs Fahrrad geschnallt hat und das Fahrrad dann weggeschoben hat“, sagt der Gastronom.
Doch derartige Diebstähle oder auch Vandalismus – für Gastronomen kein Einzelfall. Auf Nachfrage der Lokalredaktion schildern viele Wirte ähnliche Erfahrungen. Gäste, die Gläser oder Aschenbecher einstecken, Unbekannte, die Tische, Stühle oder Heizstrahler mitgehen lassen, rücksichtslose Zeitgenossen, die Pflanzen ausrupfen oder Blumenkübel umstoßen – die Liste ist lang.
Pikilia-Wirt ärgert sich vor allem über Plünderung eines Weihnachtsbaums
Janni Gortsas zählt auf, was ihm innerhalb eines Jahres abhandengekommen ist: Ein Stehtisch, zwei Stühle, zwei Heizstrahler, so der Wirt des Pikilia, seien ihm zuletzt von der Terrasse gestohlen worden. Zusätzlich hätten es einige vermeintliche Witzbolde wohl lustig gefunden, Tische von seiner Terrasse bis zu Burger King zu schleppen. Die Tische waren zwar nicht weg, der Aufwand, sie wiederzubeschaffen war dagegen nicht ohne.
„Aber am schlimmsten für mich war zur Weihnachtszeit, als ich hier einen Baum geschmückt hatte, dass man mir den Schmuck und die Beleuchtung einfach weggenommen hat“, erinnert er sich. Da habe er sich dann bei Facebook einmal Luft verschafft und über die Tat geschimpft – geändert habe das jedoch auch nichts.
Aber auch die Pflanzendekoration rund um seine Terrasse werde immer wieder mitgenommen oder beschädigt. „Wir machen das immer wieder neu, besorgen frische Pflanzen, denn wenn wir das nicht machen, dann haben die ja gewonnen“, sagt der Gastronom mit Blick auf die Täter.
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Die Kosten für diese vergleichsweise geringen Schäden addiert er gar nicht erst auf, viel ärgerlicher seien Zeit und Mühe, die man investieren müsse. Aber es gehe ja eben auch darum, es für die Gäste schön zu machen, sagt Janni Gortsas. „Die sollen ja nicht unter der Rücksichtslosigkeit anderer leiden, sondern sich hier wohlfühlen.“
Beseitigung der Schäden kostet oft vor allem Zeit und Nerven
Ähnlich argumentiert Stefan Otte vom Imbiss am Tetraeder. Dort haben Unbekannte in der vergangenen Woche ein überdimensionales Eishörnchen, einen Werbeaufsteller – mitgenommen, schon zum zweiten Mal. „Beim ersten Mal haben sie das einfach beim Nachbarn in den Garten geworfen, da haben wir es wiederbekommen, diesmal scheint es endgültig verschwunden zu sein“, sagt Otte. Videoüberwachung habe in dem Fall auch nicht geholfen, der Aufsteller stand außerhalb des Kamerawinkels.
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Es sei traurig, dass Menschen sich so verhielten, denn das mache die Situation für Gastronomen noch zusätzlich schwierig sagt er. Die Familie betreibt den Imbiss in Batenbrock, hat dort auch eine Außenterrasse angelegt und muss auch immer wieder Pflanzen und Deko ersetzen oder neu aufstellen. „Die Schäden sind nicht unbedingt groß, doch es kostet Zeit, Mühe und eben auch Geld, das wieder in Ordnung zu bringen.“
Bottroper Wirt will nicht alles einzäunen und wegsperren
Und alles einzäunen und wegsperren? Das könne doch auch nicht die Lösung sein, findet Stefan Otte. „Wenn ich hier alles mit Stabgitterzäunen absperre, ist ja der ganze Charakter, die Offenheit hinein ins Grüne weg“, sagt Otte mit Blick auf die angrenzende Halde. Davon ab, so fürchtet er, kämen diejenigen, die hinein wollten auch über ein entsprechendes Tor.
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Ähnlich sieht es auch Ilhan Durdu. Um solche Fälle zu verhindern, müsste man abends alles wegsperren. Das sei im Alltag so einfach nicht realisierbar, sagt er. Für die Taten findet er klare Worte. „Einfach bescheuert“, so sein Urteil. „Irgendwann kommt man dann auch zu dem Punkt, an dem man sich fragt, ob man jetzt noch großartig investieren soll.“ Aber auch andere Gastronomen an der Gladbecker Straße seien immer wieder betroffen, weiß er. So seien an der Kasbar auch schon Möbel gestohlen worden, an der Osteria würden immer wieder Pflanzen, gar ganze Olivenbäume mitgenommen, zählt er auf.
Auch Ilhan Durdu hat die Tat aus der vergangenen Woche in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram öffentlich gemacht, dem Dieb eine Frist gesetzt, um die „geliehenen Sachen“ zurückzubringen – vergebens. Nun will er mit der Polizei sprechen und Anzeige erstatten. Ob es was bringt? Ilhan Durdu ist skeptisch.
Polizei rät: Jeden Fall anzeigen
Auch Sicht der Polizei sollten Gastronomen bei Straftaten auf jeden Fall Anzeige erstatten, sagt Polizeisprecher Andreas Lesch. Das gelte für Diebstähle genauso wie für Sachbeschädigungen. Ob der Einzelne es denn tut, liege jedoch nicht im Einfluss der Polizei. Doch gerade bei Diebstählen sei die Anzeige möglicherweise auch wichtig für die Versicherung, gibt der Polizeisprecher zu bedenken. Und auch die Polizei könne nur so feststellen, ob irgendwo möglicherweise geballt Fälle auftreten und denn entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen.
Der Aufwand für eine Strafanzeige halte sich inzwischen ja auch in Grenzen. Dafür muss niemand mehr zur Polizeiwache kommen. „Das Ganze geht auch problemlos im Internet“, sagt Andreas Lesch.
Zurückhaltend reagiert die Polizei auf Überwachungskameras und Posts in sozialen Netzwerken. Die Überwachung eigener Räumlichkeiten stelle kein Problem dar, sagt der Polizeisprecher. Öffentlicher Raum dürfe dagegen nicht mit Kameras überwacht werden, warnt er.
Bei Posts im Internet müsse man auch aufpassen, auch da könne es Probleme geben. Unkompliziert sei sicher, wenn ein Betroffener auf seiner Seite Zeugen sucht und die bittet, sich bei der Polizei zu melden. Eigene Fahndungsaufrufe oder gar das Veröffentlichen von Bildern aus Überwachungskameras geht dagegen gar nicht. „Damit mache ich mich dann möglicherweise strafbar“, urteilt der Polizeisprecher. Nicht umsonst darf die Polizei derartige Bilder nur mit richterlichem Beschluss veröffentlichen. „Für uns ist es das letzte Mittel, das wir zur Verfügung haben.“