Bottrop. Eigentlich sollte am Rande des Stadtgartens ein neuer Timm-Dich-Pfad entstehen. Warum nun neu über Ausstattung und Standort beraten wird.
Der Hierkampweg sollte eigentlich Standort für einen neuen Trimm-Dich-Pfad in Bottrop werden. Der Weg am Rande des Stadtgartens verbindet die Hans-Böckler-Straße mit dem Egon-Bremer-Platz und den Stadtteichen. Und hätte nun auch Anlaufstelle für Bottroper Freizeitsportler werden sollen. Doch ein Jahr nach dem entsprechenden Beschluss des Bau- und Verkehrsausschusses, dass hier ein neuer, stabiler Trimm-Dich-Pfad gebaut werden soll, hat sich noch nichts getan.
Das sorgt auch in dem entsprechenden Gremium für Verwunderung – gelinde ausgedrückt. In der letzten Sitzung haben die Kommunalpolitiker deshalb um einen Sachstand gebeten – und wurden seitens der Verwaltung überrascht. Denn von dort kommt der Vorschlag, sich doch noch einmal über den Standort und die Anordnung der Geräte Gedanken zu machen und womöglich einen neuen Beschluss zu fassen.
Fachleute vom Bottroper Sport- und Bäderbetrieb raten zu anderem Aufbau
Katja Schreiber, Abteilungsleiterin im Fachbereich Umwelt und Grün, berichtet, dass man sich noch einmal mit den Experten vom Sport- und Bäderbetrieb der Stadt beraten habe. Dort habe man dann erfahren, dass ein Bau, wie er am Hierkampweg geplant sei, aus sportwissenschaftlicher Sicht keinen Sinn mache.
Tatsächlich sei das Konzept eines Trimm-dich-Pfads, bei dem der Lauf immer wieder für Kraftübungen unterbrochen wird, heute nicht mehr so stark nachgefragt, bestätigt Henning Wiegert vom Sport- und Bäderbetrieb auf Nachfrage der Lokalredaktion. Gleichzeitig stellt er klar, dass Bau und Planung allein in die Zuständigkeit des Fachbereichs Umwelt und Grün falle, man als Sport- und Bäderbetrieb auf Nachfrage lediglich eine fachliche Einschätzung abgegeben habe.
Bottrops Baudezernent spricht von einem „Fitnessstudio an der frischen Luft“
„Wir sehen eine große Nachfrage an den Calisthenics-Geräten am Hallenbad“, sagt Henning Wiegert. Kraft-und Ausdauerübungen seien da sehr gefragt und die Sportler kämen teils auch von weiter her, um hier zu trainieren. Läufer nutzten den Bereich dagegen allenfalls zum Aufwärmen oder um im Anschluss an ihren Lauf noch Kraftübungen zu absolvieren.
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Daher die Empfehlung aus dem Sport- und Bäderbetrieb, die Geräte an einer Stelle zu bündeln. Katja Schreiber wählt vor den Ausschussmitgliedern das Beispiel eines Zirkels, ähnlich dem in einem Fitnessstudio. Baudezernent Klaus Müller spricht dann auch von einem „Fitnessstudio an der frischen Luft“.
Verwaltung schlägt als neuen alten Standort Bischofssondern vor
Und weiter: „Durch diese neuen Erkenntnisse ist dann auch die Standortfrage wieder aufgetaucht.“ Denn am Hierkampweg lassen sich die Geräte nicht entsprechend bündeln. „Und auch im Bereich des Egon-Bremer-Platzes haben wir dafür nicht den Platz“, sagt Müller mit Blick auf die an den Weg angrenzende Fläche im Stadtwald.
Also wohin jetzt mit den Geräten? Der Vorschlag der Verwaltung sorgt dann doch für Überraschung bei den Ausschussmitgliedern. Er lautet nämlich, die Geräte an Bischofssondern aufzustellen. Im Bereich des Bolzplatzes an der ehemaligen Jugendherberge könnte aus Sicht der Verwaltung der passende Standort sein. Dort müssten Sträucher und Büsche noch entsprechend zurückgeschnitten werden, damit die Anlage gut einsehbar sei und keine Angsträume entstehen – sprich es soziale Kontrolle gibt.
Standortvorschlag löst bei Ausschussmitgliedern Überraschung aus
Warum die Überraschung bei den Politikern? Geht doch der Beschluss, den Pfad an anderer Stelle mit stabilen Metallgeräten aufzubauen, ein Antrag der Linken voraus. Die wollte ursprünglich den alten Trimm-dich-Pfad im Wald bei Bischofssondern erneuern lassen. Da hatte die Verwaltung mit dem Vandalismus-Argument noch gegen diesen Standort argumentiert, erinnert Linken-Vertreter Niels-Holger Schmidt. Gleichzeitig fragte er, warum es ein Jahr dauere, um festzustellen, dass der ursprünglich geplante Standort nun doch nicht geeignet sei.
Aus Sicht der Verwaltung ging es damals jedoch um die Verteilung der einzelnen Stationen im Wald. Daher die Sorge vor Vandalismus und Sachbeschädigungen. Die Bündelung an einem Standort sei jedoch etwas anderes. Zumal sich an Bischofssondern seither vieles entwickelt habe, sagt Katja Schreiber auch mit Blick auf den neu gestalteten Spielplatz.
Politik wird in einer der nächsten Sitzungen ausführlich beraten und dann entscheiden
Auch beim Sport- und Bäderbetrieb findet der Standort aus fachlicher Sicht Anklang. Die Parkplätze in dem Bereich an der Oberhausener Straße seien vielfach Ausgangs- und Endpunkt für viele Läufer und Laufgruppen. Die könnten die Geräte dann womöglich zum Aufwärmen oder zum Abschluss nutzen, so Henning Wiegert. Möglicherweise lohne es sich sogar, zu prüfen, ob die Geräte nicht auch im Bereich des Spielplatzes Platz fänden, auf diese Weise werde der Ort generationenübergreifend genutzt.
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In einer der nächsten Sitzungen wird der Fachbereich Umwelt und Grün die Vorschläge und Ideen schriftlich vorlegen, dann wird die Politik beraten und unter den neuen Gegebenheiten eventuell einen neuen Beschluss fassen. Gleichzeitig versicherte Katja Schreiber: „Wir sehen den politischen Beschluss, sollte der weiter so bestehen, setzen wir es entsprechend um.“
Baudezernent entschuldigt sich
Baudezernent Klaus Müller hat sich gegenüber den Ausschussmitgliedern für die Verzögerung entschuldigt. Er hätte das Thema angesichts der Entwicklung eher auf die Tagesordnung setzen lassen sollen. Gleichzeitig nahm er die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereichs Umwelt und Grün in Schutz. Dort habe es zuletzt Personalwechsel gegeben, der bisherige Abteilungsleiter ist in den Ruhestand gegangen, sein designierter Nachfolger hat sich neu orientiert und arbeitet nun bei der Stadt Bochum. Das habe für Verzögerungen gesorgt, zumal man parallel die Planungen etwa für die Sanierung des Spielplatzes im Stadtgarten vorangetrieben habe.