Bottrop. Auf einer Seite werkeln noch Handwerker, parallel dazu werden die Medien eingeräumt. Wie es in der Bücherei aussieht und wie sie sich sortiert.

Ungewöhnliche Geräuschkulisse für eine Bibliothek. Von Zeit zu Zeit kreischt hier in der Bottroper Bücherei im Kulturzentrum noch die Säge, auch Akkuschrauber sirren fleißig. Dazwischen schieben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Handwagen vollgepackt mit Bücherstapeln umher. Denn während die Handwerker letzte Arbeiten durchführen, wird parallel schon sortiert und geräumt, so das ein Großteil des Bestands schon wieder in den Regalen steht.

Der Umbau der Lebendigen Bibliothek ist auf der Zielgeraden eingetroffen. Die Veränderungen sind jedenfalls deutlich sichtbar – etwa direkt beim Reinkommen. Dort laufen die Besucher jetzt direkt auf ein massives Regal zu. Dort finden sie demnächst dann auch einen Plan der Bibliothek. Doch was sich wirklich hinter diesem Regal verbirgt, sehen die Besucher erst, wenn sie einmal herumgehen. Auf der anderen Seite wird das Regal nämlich zu einer großen Sitztreppe, die zum Schmökern und Verweilen einlädt.

Bei der Planung wurde viel Wert gelegt auf Aufenthaltsqualität

Überhaupt gibt es jetzt an vielen Stellen Ecken und Nischen, in denen man sich hinsetzen kann und sich einfach in der Bücherei aufhalten kann. Das sei bei der Entwicklung des neuen Konzepts wichtig gewesen, sagt Rieke Paetsch-Saleh. Was auch sofort auffällt, ist der neue Teppich in vielen Teilen des Gebäudes. Er ist weich, schluckt die Geräusche und vor allem: Er ist hell.

Es dominiert nicht länger der vorherige Anthrazitton und somit wirkt es an vielen Stellen offener und freundlicher. Man habe extra auf Teppichfliesen gesetzt, damit bei Beschädigungen oder Verunreinigungen bei Bedarf einzelne dieser Platten ausgetauscht werden können, sagt Frank Offert, der stellvertretende Leiter des Kulturamtes.

Cynthia Koenig räumt die Elternbibliothek wieder ein. Hunderte Umzugskartons müssen in der gesamten Bottroper Bibliothek ausgepackt werden.
Cynthia Koenig räumt die Elternbibliothek wieder ein. Hunderte Umzugskartons müssen in der gesamten Bottroper Bibliothek ausgepackt werden. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Die Regale sind teils auch schon eingeräumt, an anderer Stelle sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch kräftig bei der Arbeit, während parallel noch Regale aufgebaut werden. „Wir wollten nicht warten, bis alles steht, sondern schon anfangen, damit wir dann kurzfristig auch öffnen können“, erklärt Rieke Paetsch-Saleh.

Schon im Vorfeld wurde gemessen, wie viele Regalmeter welche Gruppe braucht

Dabei ist das Einräumen eine Wissenschaft für sich – die eigentlich schon mit dem Ausräumen begonnen hat. Denn zu dem Zeitpunkt stand schon fest, was später, wo seinen Platz finden sollte. „Wir haben vorher anhand der Pläne berechnet, welche Gruppe wie viel Regalmeter braucht“, erläutert Rieke Paetsch-Saleh. Darauf habe man dann überlegt, wo findet sich der entsprechende Platz und wie stellen wir die Gruppen zusammen.

Schließlich soll es auch inhaltlich passen. So findet sich auf der Galerie etwa der Bereich Geschichte, daran an schließen sich Gesellschaft und Recht. „Da würde ich dann nie Essen und Trinken einsortieren, nur weil es vielleicht vom Platz passt“, erklärt Rieke Paetsch-Saleh die Überlegungen dahinter.

Vor dem Umzug ins Ausweichquartier wurde aussortiert

Und damit das alles reibungslos klappt, wurden die Medien schon beim Ausräumen entsprechend sortiert und in Kartons verpackt, die entsprechend beschriftet und nummeriert wurden. Diese Nummern finden sich jetzt auch auf den Übersichtsplänen der Bücherei wieder, so dass die vollen Umzugskartons gezielt in die richtigen Bereiche geliefert werden können – und so läuft das Einräumen dann auch ohne Hektik mit viel Übersicht. Der Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei enorm, lobt Offert.

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Klar ist auch: Was aus dem Übergangsquartier an der Paßstraße und dem Zwischenlager Saalbau den Weg zurück zur Böckenhoffstraße gefunden hat, hat auch seinen Platz im Regal. Aussortiert wurde schon im Vorfeld: „Auch wieder vor dem Einpacken haben wir uns mit den Statistiken befasst und geschaut, wie sind die Ausleihzahlen bestimmter Medien.“ Anhand der Zahlen blieb dann das eine oder andere Medium schon früh auf der Strecke.

Mitarbeiter rechnen gerade zu Anfang mit vermehrten Nachfragen

Finde ich denn als Nutzer nun auf Anhieb alles wieder? „Wir rechnen gerade zu Anfang doch vermehrt mit Nachfragen“, sagt Frank Offert. Denn durch die Umgestaltung des Foyers und auch der Kinderbücherei haben einige Gruppen neue Standorte bekommen. Medien für Kinder ab sieben Jahren etwa stehen nun in einem separaten Raum der Kinderbücherei. Man wolle dieser Altersgruppe einfach einen eigenen Bereich verschaffen, sagt Rieke Paetsch-Saleh.

Auch Romane und Belletristik sind umgezogen, stehen nun eine Etage höher, haben den Platz mit den Sachbüchern getauscht, wenn man so will. Auf diese Weise entstand in der Abteilung Platz für eine Sitzgruppe mit bequemen Sesseln und wer sich hier niederlässt, kann aus dem Fenster den Blick nach draußen schweifen lassen.

Bottroper Bücherei soll im Zweifel auch kurzfristig wieder öffnen

An anderer Stelle wurden inzwischen höhenverstellbare Arbeitstische aufgebaut. Dazu finden auch Gruppen Platz, um gemeinsam zu arbeiten. Einige der Plätze sind auch mit PCs zur Recherche ausgestattet, doch inzwischen gelte: „Wer hierher kommt, um zu arbeiten, der hat meistens seinen Laptop oder sein Tablet dabei“, berichtet die Bibliothekarin.

Bleibt die Frage: Wann geht’s in der neu gestalteten Bibliothek wieder los? Die könne man leider noch nicht beantworten, sagt Frank Offert. Eigentlich geplant war der 24. Juni, dann habe es Verzögerungen am Bau gegeben. Bei den Restarbeiten könne man nicht genau sagen, wann sie abgeschlossen sind. Aber genau deshalb habe man ja schon mit dem Einräumen begonnen, „so dass wir im Zweifel auch kurzfristig öffnen können“.

Schalldusche und Gaming-Möbel

Eine Besonderheit findet sich noch in der Kinderbücherei. Dort wird eine „Schalldusche“ eingerichtet. Die Kinder können hier, geschützt von zwei dicken Vorhängen, CDs, Tonies oder andere Medien hören, die auch in der Bücherei angeboten werden. Der Schall kommt in dem Fall von einem großen Lautsprecher aus der Decke.

Vor allem Jugendliche dürften sich wohl über das Gaming-Möbel in einem Bereich der Bücherei freuen. Noch ist es nicht vollständig, die Monitore sind noch nicht montiert. Später aber sollen Besucher hier an Spielkonsolen die Zeit verbringen können.