Bottrop. Corona-Krise stellt die Einrichtung vor Herausforderungen. Jörg Dieckmann, Leiter der Lebendigen Bibliothek Bottrop, blickt zurück auf 2020.

Die Bilanz für das Jahr 2020 der Lebendigen Bibliothek ist noch nicht abgeschlossen. Wegen Corona wird sie anders ausfallen als die Jahre zuvor. Eine Sache ist bereits klar: Immer mehr Bottroper haben sich in den zurückliegenden zwölf Monaten für digitale Medien wie E-Books oder E-Audios interessiert.

„Wir haben bei den Titeln aufgestockt, die Zahl der Ausleihen ist gestiegen“, sagt Büchereileiter Jörg Dieckmann, der aber noch keine konkreten Zahlen nennen kann. Kurz nach dem ersten Lockdown im Frühjahr wurde das Angebot an digitalen Medien ausgeweitet. Seit April besteht zudem das Angebot „filmfriend“, ein Streaming-Dienst. Nach der Eingabe des Bibliotheksausweises und Passwortes kann man Filme, Serien und Dokumentationen kostenlos anschauen.

Nachfrage nach der Onleihe war in Bottrop schon vor der Pandemie groß

Entleihen, streamen und herunterladen erfreuen sich immer mehr Beliebtheit. Die Onleihe der Lebendigen Bibliothek findet immer mehr Anhänger, vor allem im Lockdown. Schon vor der Pandemie sei die Nachfrage groß gewesen, so der Leiter der Bibliothek. Ohnehin sei eine Erweiterung der digitalen Angebote im Herbst 2020 angedacht gewesen. „Wegen Corona haben wir die Planung vorgezogen.“ Aktuell im Lockdown stehen nur eben diese Medien zur Verfügung, die von Mitgliedern genutzt werden können. Denn bis einschließlich 31. Januar bleibt die Lebendige Bibliothek in Bottrop und Kirchhellen geschlossen.

Als „herausfordernd“ und „anstrengend“ bezeichnet Dieckmann die zurückliegenden Monate für sich und seine Mitarbeiter. „Wir hatten genug zu tun und sind auch jetzt gut beschäftigt.“ Manches, was überfällig war, konnte in 2020 umgesetzt werden. Zum Beispiel verfügt die Bibliothek nun über ein Facebook- und Instagram-Profil. Vieles musste kurzerhand abgesagt werden wie Veranstaltungen. Nur vereinzelt wurden kleine Workshops durchgeführt. Die Nacht der Jugendkultur fand im September statt, aber unter strengen Corona-Auflagen.

Zurückgegebene Bücher in Quarantäne geschickt

Ein Raum ist zum „Quarantäne“-Raum umfunktioniert worden. „Die Bücher, die zurückgegeben wurden, haben wir für drei Tage in Quarantäne geschickt“, sagt Dieckmann. Nach dieser Zeit sollte das mögliche Corona-Virus auf den trockenen Oberflächen nicht mehr nachweisbar sein. Ob dadurch wirklich eine Corona-Infektion verhindert werden konnte, lässt sich nicht wissenschaftlich belegen. „Wir wollten aber kein Risiko eingehen. Wir sind deshalb auf Nummer sicher gegangen“, meint Dieckmann. Erst nach 72 Stunden finden die Bücher wieder ihren Platz im Regal. Einkaufskörbe dienten als Zählinstrument, damit sich nicht zu viele Besucher in der Bibliothek gleichzeitig aufhielten. „Wir haben streng darauf geachtet, dass die Regeln eingehalten werden.“

Alternative "Nacht der Bibliotheken" angedacht

Aus Gesprächen mit Kunden weiß Jörg Dieckmann, dass sie die Schließung der Bibliothek bedauern, aber für richtig halten. Dieckmann vermag nicht abzuschätzen, wann wieder Kunden die Räume der Bücherei betreten oder Veranstaltungen stattfinden werden. „In Corona-Zeiten gibt’s keine Planungssicherheit.“ „Die Nacht der Bibliotheken“ am 19. März, sie garantierte in der Vergangenheit immer ein volles Haus, wird aus seiner Sicht nicht in der gewohnten Form möglich sein. Stattdessen wird über Alternativen nachgedacht.