Bottrop/Kirchhellen. 849 Menschen traten 2021 aus den beiden großen Kirchen aus. Eine Höchstzahl. So sieht das Verhältnis zwischen Christen und Nichtchristen aus.

Die ungewöhnlich hohe Zahl der Kirchenaustritte trifft auch die beiden großen Glaubensgemeinschaften in Bottrop und Kirchhellen. Zwar bilden im Gegensatz zu Gesamtdeutschland und vielen Großstädten die katholischen und evangelischen Christen mit 70.105 immer noch die Mehrheit gegenüber den 47.206 Nichtchristen. Aber auch in der einstigen katholischen Hochburg unter Deutschlands Großstädten – bis in die 80er Jahre lag allein der Katholikenanteil bei gut 70 Prozent der Gesamtbevölkerung – bröckelt es seit Jahren.

Auch interessant

Allein in Alt-Bottrop, das zum Bistum Essen gehört, traten 2021 fast doppelt so viele Katholikinnen und Katholiken wie im Vorjahr aus der Kirche aus, die sie offensichtlich nicht als die ihre empfinden. Waren es 2020 noch 239 so kehrten 2021 am Ende 487 Bottroperinnen und Bottroper der Kirche den Rücken. In Kirchhellen waren es im gleichen Zeitraum 117 im Vergleich zu 72 im Jahr zuvor. Inzwischen gehören dort noch 11.151 zur Großpfarrei St. Johannes. 2021 umfasste der Sprengel noch 11.473 Pfarrangehörige. Immerhin: In Kirchhellen bilden die Katholiken damit unter den 20.950 Einwohnern noch knapp die Mehrheit.

Im Vergleich zu Bottrop lassen sich in Kirchhellen mehr Menschen taufen und trauen

Prozentual betrachtet liegt auch der Anteil der Trauungen und Taufen in Kirchhellen höher als in Alt-Bottrop. Im Norden gaben sich im letzten Jahr 15 Paare das Jawort, in Alt-Bottrop waren es „nur“ 38 Paare bei einer gut dreimal so hohen Katholikenzahl (37.838). Dem stehen 142 Bestattungen in Kirchhellen und 466 Beerdigungen in Bottrop gegenüber. Die im Vergleich zu 2020 gestiegenen Zahlen der Taufen (2021: 102; 2020: 5) in Kirchhellen und 224 in Bottrop (2020: 162) lassen sich auf die strengen Coronaregeln im ersten Jahr der Pandemie zurückführen.

Auch interessant

Zum Größenvergleich der beiden Diözesen: Zum alten und flächenmäßig großen Bistum Münster gehörten 2021 rund 1,7 Millionen Katholiken, zum jungen Bistum Essen 700.000 Katholiken. Bei dessen Errichtung 1958 waren es noch rund 1,5 Millionen.

Die evangelische Martinskirche in Bottrop-Mitte (Bild) ist Kern und Ausgangspunkt der evangelischen Kirchengemeinde, die mittlerweile das gesamte Stadtgebiet umfasst. Auch die Kirchhellener Pauluskirche gehört inzwischen zur ev. Gesamtgemeinde.
Die evangelische Martinskirche in Bottrop-Mitte (Bild) ist Kern und Ausgangspunkt der evangelischen Kirchengemeinde, die mittlerweile das gesamte Stadtgebiet umfasst. Auch die Kirchhellener Pauluskirche gehört inzwischen zur ev. Gesamtgemeinde. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Aderlass auch bei der evangelischen Kirche in Bottrop zu spüren

Bei er evangelischen Kirche fällt die Trennung zwischen Bottrop und Kirchhellen weg. Die Gesamtgemeinde mit 21.116 Mitgliedern umfasst das gesamte Stadtgebiet und Bottrop wie Kirchhellen gehören zur Westfälischen Landeskirche. Ein Aderlass ist auch bei den Protestanten zu spüren, obwohl es nicht die Zahl der spektakulären Missbrauchsfälle oder -vertuschungen gegeben hat, die aus der katholischen Kirche bekannt geworden sind. Auch das Thema innerkirchliche Reform- und Veränderungswünsche spielen in der evangelischen Gemeinde eher eine untergeordnete Rolle.

Dennoch ist auch die Zahl der Austritte dort von 72 im Jahr 2020 auf 117 im vergangenen Jahr gestiegen. Und 243 Bestattungen standen 17 Trauungen und 151 Taufen gegenüber, wie die evangelische Statistik ausweist. Die Evangelische Kirche Westfalen hat knapp 2,1 Millionen Mitglieder.