Essen/Bottrop. Für den Schmuggel von 100 Kilo Marihuana wurde ein Bottroper verurteilt. Der Fall lässt bei den Drogenfahndern Fragen offen.

Diese Schmuggelfahrt hat die Drogenfahnder vor ein Rätsel gestellt. Im vergangenen Herbst war im Ruhrgebiet ein Lkw mit 100 Kilo Marihuana gestoppt worden. Im Labor stellte sich jedoch heraus: Das „Gras“ war praktisch ohne Wirkstoff. „Retten“, konnte das den mutmaßlichen Boss der Schmugglerbande vor Gericht aber trotzdem nicht. Der Mann aus Bottrop ist am Essener Landgericht zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Lager mit drei Tonnen Marihuana

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Der Lkw war im vergangenen September in Basel aufgebrochen. An Bord: 21 schwarze Plastiksäcke, geruchssicher verschweißt und vollgestopft mit Marihuana. Die Drogen sollen aus einem Lager stammen, in dem nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft rund drei Tonnen Marihuana gelagert waren. Am Steuer des Fahrzeugs saß ein Mann, der extra aus Spanien eingeflogen worden war. Der 54-Jährige aus Bottrop war nicht mit in der Schweiz. Er blieb im Hintergrund, soll aber die Fäden gezogen haben. Was er selbst bis zuletzt bestritten hat.

Fotos aus der Eisdiele

Es waren französische Ermittler, die damals den entscheidenden Tipp gegeben haben. Den Fahndern war es gelungen, einen bis dahin als geheim geltenden Messenger-Dienst zu knacken, der auch in der Bottroper Gruppierung benutzt worden ist. Der 54-Jährige soll dort als „Fredi“ registriert gewesen sein, was seinem tatsächlichen Vornamen relativ nahe kommt: Alfred. Was er und seine mutmaßlichen Mittäter nicht wussten: Die Polizei hatte sie längst im Visier. Es gibt sogar Fotos von einem Treffen in einer Eisdiele, das kurz vor der Schmuggeltour stattgefunden hat.

Festnahme in Kroatien

Sechs Männer und eine Frau waren schließlich festgenommen und angeklagt worden. Bis auf den 54-Jährigen sind alle mit Bewährungsstrafen davongekommen. Neben der Schmuggelfahrt ging es vor Gericht auch um weitere Rauschgiftgeschäfte.

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Ein achter Verdächtiger ist inzwischen in Kroatien gefasst worden und soll nach Deutschland ausgeliefert werden. Auch in seinem Fall ist die Staatsanwaltschaft sicher, dass er in die Drogengeschäfte in Bottrop und Umgebung verstrickt gewesen ist. Zum Verhängnis soll ihm unter anderem ein Internetfoto geworden sein, auf dem seine Hand zu sehen ist, die eine größere Menge Gras hält. Dass es seine Hand ist – daran haben die Ermittler keinen Zweifel. Sie konnten offenbar die Hautstruktur des Zeigefingers auslesen und mit Fingerabdrücken in ihrer Straftäterdatei vergleichen. Dort war der nun Festgenommene bereits registriert.

Sollte der Stoff mit künstlichem Rauschgift besprüht werden?

Der 54-jährige Bottroper hatte im Prozess erklärt, dass er in die Drogengeschäfte nicht eingeweiht gewesen ist. Er habe zwar Autos angemietet und auch einen Mann am Flughafen abgeholt. Er wisse aber gar nicht, was das alles sollte. Genau das haben ihm die Richter allerdings nicht geglaubt. Außerdem war er auch von anderen Angeklagten belastet worden.

Was die Gruppierung mit dem Marihuana überhaupt wollte, ist unklar. Das Rauschgift hatte gerade mal einen Wirkstoffgehalt von 0,2 Prozent. Möglicherweise sollte es mit künstlichen Drogen besprüht und dann weiterverkauft werden. Davon war zumindest am Rande des Prozesses die Rede.

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