Bottrop/ Gladbeck. Explodierende Energiepreise bringen so manchen in finanzielle Bedrängnis. Die Leiterin der Verbraucherzentrale Bottrop weiß, wie man sparen kann.

Explodierende Preise im Energiesektor machen den Verbraucherschützern Sorgen. „Sie werden unsere verletzlichen Verbraucher treffen“, sagt Claudia Berger, Leiterin der Verbraucherzentrale Bottrop, die auch für Gladbeck zuständig ist, mit Blick etwa auf Senioren mit kleiner Rente. Ganz besonders empfindlich werde es die Kunden erwischen, die Nachtspeicherheizung haben. Und: „Ich befürchte, wenn jetzt die ersten Abrechnungen kommen, wird sich erst das ganze Ausmaß zeigen.“ Doch was können Verbraucher tun?

Will ein Anbieter beispielsweise den Abschlag für den Strom erhöhen („bei den Strompreisen ist es jetzt fast das Doppelte“), muss er dieses dem Kunden schriftlich mitteilen und auf dessen Sonderkündigungsrecht hinweisen. Was nicht immer für die Kunden deutlich ersichtlich passiere. „Wir haben auch erlebt, dass eine Preiserhöhung zum Oktober gut angekündigt wurde – und zum 1. Januar überhaupt nicht.“ Da habe der Kunde dann erst später gemerkt, dass statt etwa 53 plötzlich 93 Euro abgebucht wurden.

Bei Energiepreiserhöhung gilt ein Sonderkündigungsrecht

Grundsätzlich gelte aber: „Wenn zum Beispiel zum 1. April der Preis erhöht werden soll, hat man bis zum 31. März Zeit zu kündigen“, erklärt Claudia Berger. Allerdings sollten Kunden das nicht vorschnell tun, sondern zunächst den Markt sondieren und die Tarife anderer Anbieter checken. „Dazu können sie uns anrufen“, bietet Berger an. Ihrer Einschätzung nach ist der örtliche Grundversorger Ele „zurzeit unschlagbar“. Wer seinen Anbieter kündigt und nichts weiter unternimmt, landet sogar automatisch beim Grundversorger Ele, erklärt Berger.

Claudia Berger, Leiterin der Verbraucherzentrale in Bottrop.
Claudia Berger, Leiterin der Verbraucherzentrale in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Wobei die Beraterin nicht unbedingt Anbieter empfehlen mag, die an der Börse kaufen, sondern eher auf die mit einem verlässlicheren Grundversorgungsstatus setzt. Folgendes Preisvergleichbeispiel (Stand 16. Februar) rechnet sie beispielhaft vor: Gaspreis pro Jahr bei einem Verbrauch von 12.000 kWh bei der Ele 1013 Euro, bei Montana 1641 Euro, bei Eon 2117 Euro. Strompreis pro Jahr bei einem Verbrauch von 1500 kWh bei der Ele 578 Euro, bei Montana 743 Euro, bei Eon 781 Euro.

Energierechnung unbezahlbar? Raten vereinbaren!

Wer nun merkt, dass er seine Strom-Abrechnung nicht bezahlen kann, sollte nicht lange den Kopf in den Sand stecken und schnellstmöglich um Ratenzahlung bitten. „Die Ele gewährt immer automatisch eine Ratenzahlung über sechs Monate“, berichtet Berger. „Wir kriegen da auch mehr hin.“ Wird’s ganz eng, helfe in Bottrop bei Energieschulden auch das Sozialamt, und zwar so: „Die Ele etwa bekommt den kompletten Betrag vom Sozialamt. Und das vereinbart mit dem Schuldner eine Ratenzahlung in Höhe von zehn Prozent des Sozialleistungssatzes.“

Wer die Forderung seines Energielieferanten zu lange liegen lässt, riskiert eine Strom- bzw. Gassperre. Und bis die - wiederum nach Vereinbarung von Ratenzahlungen etwa – wieder aufgehoben ist, könne es unter Umständen 14 Tage dauern.

So lässt sich im Haushalt Energie sparen

Grundsätzliche Energiespartipps gibt die Verbraucherzentrale schon lange. „Die Mehrzahl der Haushalte hat auf unsere Tipps auch immer reagiert“, so Berger. Dazu zählen unter anderem der Einsatz von Energiesparenden Lampen (LED) im Haushalt, kurze Dusch- und möglichst wenige Wannenbäder bei Nutzung eines Durchlauferhitzers, das Einstellen der Zimmertemperatur auf konstante 21 Grad (Schlafzimmer ruhig kühler), das Dämmen von Wohnungen zur Einsparung von Heizkosten. In diesem Punkt sind Hausbesitzer und Vermieter gefragt; diese könnten zum Beispiel Förderprogramme für die energetische Sanierung in Anspruch nehmen.

„Wir ermuntern die Verbraucher auch, zur Kontrolle regelmäßig den Zähler abzulesen“, so Berger. Insgesamt glaubt sie, „dass die Verbraucher bereits achtungsvoll mit Energieverbrauch umgehen“. Die Beraterin fügt hinzu: „Ich bin gespannt, was die Politik sich jetzt einfallen lässt.“ Die Ampel-Koalition versucht bereits, gegenzusteuern. So erhalten Wohngeldempfänger einen Heizkostenzuschuss, die EEG-Umlage soll abgeschafft werden und auch die CO2-Heizkosten sollen die Mieter künftig nicht mehr allein zahlen.

Vorträge geplant

Für Ende des Monats plant die Verbraucherzentrale NRW eine Aktion rund um die steigenden Energiepreise. Vorgesehen sind Vorträge etwa zu den Themen Energiemarkt und Recht sowie Energie sparen. Auf einer Themen-Homepage sollen zudem alle Infos dazu gebündelt zur Verfügung gestellt werden.Die Beratungsstelle Bottrop ist zu erreichen unter 02041 567 16-01.