Bottrop. 5,7 Millionen Euro soll sie kosten: Die Villa des verurteilten Apothekers Peter S. aus Bottrop wird verkauft – mit Rutsche ins Schwimmbad.

Wegen des Bottroper Apotheker-Skandals ist Peter S. wegen Millionenbetruges zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Der Düsseldorfer Insolvenzverwalter Dirk Andres versucht unter anderem auf Antrag der Staatsanwaltschaft Essen, Geld für Gläubige und Geschädigte aufzutreiben. Deshalb steht jetzt die Luxusvilla des Apothekers in Overhagen zum Verkauf. „Die Aufgabe des Insolvenzverwalters ist es, im Sinne der bestmöglichen Gläubigerbefriedigung Vermögenswerte zu sichern und zu verwerten“, begründet Thomas Feldmann, Sprecher des Insolvenzverwalters.

Eine Rutsche vom ersten Stock hinab ins darunter gelegene Schwimmbad: Dieser Einrichtungsspaß dürfte seinesgleichen suchen. Und auch der Preis ist vielleicht der höchste, der je für eine Privatimmobilie in Bottrop aufgerufen wurde. Die Villa des Apothekers Peter S. in Kirchhellen soll für 5,7 Millionen Euro verkauft werden.

Laut Anzeige bei Immobilienscout soll die Errichtung des 710 Quadratmeter großen Gebäudes elf Millionen Euro gekostet haben. Peter S. dürfte sie in Teilen mit den Einnahmen aus seinen gepanschten Krebsmedikamenten bezahlt haben. Der ehemalige Inhaber der Alten Apotheke in der Bottroper Innenstadt war 2018 zu zwölf Jahren Gefängnis und einem lebenslangen Berufsverbot verurteilt worden.

Villa von Peter S. in Kirchhellen: 340.000 Euro Maklerprovision

Mit einer spektakulären Zivilklage und der Forderung nach 20 Millionen Euro hat Andres`Vorgänger Klaus Simon auch neue Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Essen wegen „unzulässiger Vermögensverschiebungen“ in Gang gesetzt. Die sind allerdings inzwischen eingestellt, sagt Oberstaatsanwältin Anette Milk. Der inzwischen verstorbene Insolvenzverwalter habe die Vorwürfe nicht belegen können, Peter S. hätte „erdichtete“ Rechte seiner Mutter anerkannt, um Geld vor Gläubigern in Sicherheit zu bringen. Anette Milk: „Weitere Anhaltspunkte für diese Vorwürfe haben auch die hier durchgeführten Ermittlungen nicht ergeben. Das Verfahren ist daher eingestellt worden.“ Auch die 20-Millionen-Zivilklage endete mit einem Vergleich.

2019 hatte das Amtsgericht Essen ein Insolvenzverfahren gegen Peter S. eröffnet. Die Staatsanwaltschaft hatte 2019 angekündigt, durch das Insolvenzverfahren Zugriff auf die Luxus-Immobilie bekommen zu wollen. Das hat Andres jetzt geschafft. Wie lange das Verfahren aber noch dauern wird, darauf will sein Sprecher sich nicht festlegen: „Insolvenzverfahren können durchaus mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Auch in diesem Fall ist davon auszugehen.“

Das dreistöckige Haus besteht aus drei ineinander gebauten Würfeln.
Das dreistöckige Haus besteht aus drei ineinander gebauten Würfeln. © Ingo Otto

Vermakelt wird die Villa von der Starkpartners Consulting GmbH aus Meerbusch. Bei 5,95 Provision bringt ihnen der Verkauf knapp 340.000 Euro. Die Kirchhellener Villa hat neben der Rutsche ins Schwimmbad noch so manch andere Besonderheit zu bieten: Im Turmzimmer ist eine Drehplatte verbaut, so dass sich das Zimmer unterschiedlich ausrichten lässt. Das gesamte Haus ist mit einem speziellen Sound- und Lichtsystem ausgestattet. Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie Photovoltaik-Elemente sorgen für einen niedrigeren Energiebedarf.

15.000 Quadratmeter Grundstück in Kirchhellen

Im Esszimmer steht eine antike Tür im Kontrast zu der sonst modernen, gradlinigen Ausrichtung. Die elf Wohnräume sind weitläufig und offen, es gibt mehrere Kamine, drei Badezimmer, drei Schlafzimmer, ein Kino, einen Aufzug über vier Etagen – und über 800 Quadratmeter Nutzfläche inklusive Pool und Jacuzzi.

Das parkähnliche Grundstück ist über 15.000 Quadratmeter groß. Dazu kommen mehrere Terrassen, unter anderem auf dem Dach mit weitem Blick auf die Umgebung.

Wer sich für die Immobilie interessiert, muss schon vor der Besichtigung seine Vermögensverhältnisse offenlegen. In der Anzeige heißt es: „Besichtigungen erfolgen ausschließlich nur mit nachweislicher Bonität und namentlich bekannten Interessenten.“

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