Bottrop. Sozialamtsleiterin Karen Alexius-Eifert ist aussichtsreichste Kandidatin für einen neuen Bottroper Spitzenjob. Das will sie demnächst tun.
Jedes fünfte Kind in Bottrop lebt in einer Familie, die finanzielle und soziale Hilfen braucht. Bottrops voraussichtlich neue Sozialdezernentin hält diese Erkenntnis den Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern in der Aula Welheim ziemlich zu Beginn ihrer Vorstellung vor Augen. Karen Alexius-Eifert macht klar, dass das für viele dieser Kinder oft negative Folgen hat: vor allem auch, wenn es für sie darum geht, anerkanntere Schulabschlüsse zu erreichen und gute Berufe zu finden. Ihr Anspruch sei es, dass vor allem die Familien dieser Kinder, aber auch alle anderen sozial bedürftigen Menschen in Bottrop soziale Hilfen aus einem Guss erhalten. Denn letztlich nutze das allen in der Stadt.
Dabei werde das neue Dezernat für Bildung und Soziales eine große organisatorische Hilfe sein. Denn unter dem Dezernatsdach arbeiten in Zukunft das Jobcenter, das Sozialamt, das Jugendamt, der Fachbereich für Schule und Kinderbetreuung, und das Referat für Migration zusammen. „Alle haben es vielfach mit denselben Familien und Personen zu tun“, stellte Karen Alexius-Eifert fest. „Jedes dieser Ämter steht aber auch vor großen Herausforderungen“, sagt sie.
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Schließlich besuchen in einigen Stadtgebieten immer mehr Kinder aus Familien, die die sogenannten Transferleistungen erhalten, Schulen und Kindergärten. Immer mehr dieser Familien haben auch einen Migrationshintergrund. Gerade Kinder aus diesen Familien haben es aber auch in Schulen und auf dem Ausbildungsmarkt besonders schwer, erklärt die angehende Sozialdezernentin.
Sozialexpertin hält die Bottroper Quartierbüros für wichtig
Ihr Ziel sei es, soziale Hilfe effektiver zu leisten. Dazu sei eine enge Abstimmung gerade unter den Ressorts, die sich um Menschen kümmern, die diese sozialen Hilfen brauchen, um so wichtiger. Die jetzige Leiterin des Sozialamtes setzt dabei auf intensive Kommunikation und noch bessere Zusammenarbeit als bisher. Ihre Linie sei es, auf die jeweiligen Fälle bezogen ämterübergreifend zu handeln.
Darüber hinaus seien auch stadtweite Untersuchungen wichtig, streicht sie die Bedeutung des Sozialberichtes, des Pflegeplans und des Integrationsberichtes der Stadt heraus. „Finanzielle Mittel effektiver einsetzen kann ich nur, wenn ich die exakten Daten kenne“, betont die 43-Jährige.
Dabei will die jetzige Sozialamtsleiterin auch in Zukunft auf die Bürgerinnen und Bürger zugehen und dort präsent sein, wo die betroffenen Leute leben. „Wir haben es ja oft mit Menschen zu tun, die sich mit dem Zugang zu den komplexen Hilfesystemen schwer tun“, begründet sie. „Ich halte die Quartierbüros vor Ort und das Quartiermanagement auch jetzt schon für sehr wichtig.“ Außerdem sei bei der fortschreitenden Digitalisierung darauf zu achten, dass die Zugänge zu den Hilfen so einfach gestaltet werden, dass möglichst alle damit klar kommen können.
Der Bottrop-Pass wäre für die Sozialamtsleiterin kein Allheilmittel
Die Basis für die materielle Situation der Bürgerinnen und Bürger, die soziale Hilfe brauchen, bildeten Bundesgesetze, auf deren Änderung die Stadt wenig Einfluss habe. Da lässt die 43-Jährige erst gar keine Illusionen aufkommen. Die kommunalen Helfer hätten aber auch andere Möglichkeiten, die Lebenslage ihrer Klienten zu verbessern: durch gute Beratung und eine bessere Nutzung des Hilfesystems.
Dazu trage ja auch das Bottroper Jobcenter bei, indem es Ausbildung und Arbeitsplätze vermittele. „Der Bottrop-Pass ist weggefallen, ja. Ich halte den Bottrop-Pass aber nicht für ein Allheilmittel“, kontert Karen Alexius-Eifert die nicht verstummen wollende Kritik der Linkspartei. „Den Großteil der Maßnahmen, die mit dem Bottrop-Pass verbunden waren, gibt es nach wie vor.“
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Bürgernähe heißt für die angehende Dezernentin für Bildung und Soziales auch, die Bürgerinnen und Bürger nach ihrer Meinung zu fragen. Die gilt für sie gerade auch, wenn es um die Ausarbeitung des neuen Schulentwicklungsplanes geht. „Ich halte integrative Schulformen für sinnig“, sagt Karen Alexius-Eifert. Sie will die Eltern in die bald anstehenden Entscheidungen über das zukünftige Schulangebot in Bottrop aber einbeziehen und schlägt dazu eine Elternbefragung vor.
Wahl im Stadtrat
Der Stadtrat wird die neue Bottroper Beigeordnete für Bildung und Soziales voraussichtlich am kommenden Dienstag zunächst für die Dauer von acht Jahren wählen. Karen Alexius-Eifert ist die aussichtsreichste Bewerberin auf das neue Amt.
Die Diplom-Verwaltungswirtin ist seit mehr als zwanzig Jahren bei der Stadt beschäftigt. Sie begann im Sozialamt und arbeitete dann einige Jahre auch in Führungspositionen im Jobcenter. Vor etwa zehn Jahren kehrte sie ins Sozialamt zurück, wurde erst dessen stellvertretende Leiterin und stieg dann zur Amtsleiterin auf.