Bottrop. Viele Arbeitslose, viele Sozialhilfe-Empfänger, viele Kinder und alleinerziehende Mütter. Große Teile der Bottroper City sind ein Armutsviertel.
Bottrops Armutsviertel liegen mitten in der Stadt: in der Altstadt und im Nordosten der Innenstadt. Dort leben - wie auch in Batenbrock-Süd - überdurchschnittlich viele Bürger in prekären Lebenslagen. Die Armutssegregation nimmt somit in Bottrop zu. Das verdeutlichen die Autoren des neuesten Sozialberichtes der Stadt, über den der Sozialausschuss in dieser Woche berät. Auch in Bottrop verstärkt sich damit eine für Großstädte typische Entwicklung: Die Bewohner aus der Mittelschicht ziehen in die Familienzonen in den Stadtteilen und Neubaugebieten, während in der Kernstadt vor allem alleinerziehende Mütter und kinderreiche ursprünglich nicht-deutsche Familien mit sozialen Problemen wohnen.
Betroffen sind davon immer mehr Kinder und Jugendliche. In der Altstadt wächst inzwischen jedes zweite Kind in finanzieller Armut auf und lebt von sozialen Hilfen, verdeutlicht der Sozialbericht. Das ist nicht nur die mit Abstand höchste Quote in ganz Bottrop, sie ist auch mehr als doppelt so groß wie im städtischen Durchschnitt. Doch auch im Nordosten und Südwesten der Innenstadt lebt fast jedes dritte Kind von sozialen Hilfen. Kinderarmut sei also vor allem ein Problem in der Bottroper Stadtmitte und sie nimmt dort auch zu.
Arbeitslosigkeit nimmt in Armutsvierteln stärker zu
Das liegt vor allem auch daran, dass in der Stadtmitte hohe Arbeitslosigkeit vorherrscht. In der Altstadt lebt fast jeder vierte Bewohner zwischen 15 und 67 Jahren von Arbeitslosengeld II. Die Quote ist mehr als doppelt so hoch wie im Bottroper Durchschnitt. Die Arbeitslosigkeit unter den Bewohnern ist zwar im Nordosten der Innenstadt nicht ganz so stark ausgeprägt, auch dort beziehen aber mehr als 15 Prozent der Bewohner Arbeitslosengeld II. So auffallend viele Betroffene gibt es sonst nur in Welheim. Dabei nimmt die Arbeitslosigkeit vor allem dort zu, wo es ohnehin schon besonders viele Betroffene gibt: In der Altstadt und im Nordosten der Innenstadt wächst die Quote seit 2015 pro Jahr um knapp zwei Prozent und damit viermal so sehr wie in der Gesamtstadt.
Ein Migrationshintergrund sei zunächst kein genereller Indikator für benachteiligte Lebensverhältnisse, machen die Autoren des Sozialberichtes ausdrücklich klar. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sei in Bottrop auch kontinuierlich auf inzwischen mehr als 42 Prozent gestiegen. In den nächsten Jahren wird damit voraussichtlich jedes zweite Kind in Bottrop einen Migrationshintergrund haben. Das bedeutet auch: Ohne Zuwanderungen und Bildungen neuer Familien gäbe es nur knapp halb so viele Kinder und Jugendliche in Bottrop. Der mit Abstand höchste Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund zeigt sich aber mit mehr als 72 Prozent in der Altstadt. Diese räumliche Konzentration sei extrem groß, betonen die Sozialexperten. Ganz so extrem ist das nirgends sonst ausgeprägt, auch im Nordosten der Innenstadt und in Batenbrock-Süd liegt die Quote der Kinder aus eingewanderten Familien aber über 60 Prozent.
Armutsrisiko steigt für Kinderreiche und Alleinerziehende
Gegen Armut und Ausgrenzung
Mehr als jede zehnte Person unter 67 Jahren bezog im Jahr 2019 aufgrund von Arbeitslosigkeit Sozialleistungen. Die sogenannte SGB II-Quote in Bottrop lag 2019 bei zwölf Prozent. Das entspricht 11.459 Personen.
Auch OB Bernd Tischler hebt hervor, dass es in Bottrop viele Menschen gebe, die auf Unterstützung angewiesen seien. Das zentrale Ziel der Sozialplanung bestehe darin, sich gegen Armut und Ausgrenzung und für gleichwertige Lebensverhältnisse einzusetzen, erklärte er. Es gebe daher auch zahlreiche Anlaufstellen, in denen die Bewohner Hilfe bekommen.
Ohnehin steigt das Armutsrisiko besonders für alleinerziehende Eltern und auch für Familien mit steigenden Kinderzahlen, hält der Sozialbericht fest. Denn einerseits steigen häufig die Ausgaben, während die Einnahmen durch zeitintensive Betreuung sinken. Außerdem brauchen kinderreiche Familien größere Wohnungen. Während in Bottrop in fast zwölf Prozent aller Haushalte mit Kindern mindestens drei Kinder leben, liegt der Anteil der Familien mit drei und mehr Kindern in den Armutsvierteln in der Altstadt bei fast 19 Prozent und im Nordosten der City bei 17,5 Prozent. Dabei ist die Zahl der kinderreichen Familien vor allem im Nordosten der Innenstadt in den letzten Jahren besonders stark gewachsen.
In der Altstadt machen die Berichterstatter auch den höchsten Anteil an Alleinerziehenden aus. In fast jedem dritten Haushalt leben dort Kinder mit nur einem Elternteil zusammen. Das sind knapp zehn Prozentpunkte mehr als im städtischen Durchschnitt. Da für die Altstadt auch ein hoher Anteil an Haushalten mit mehreren Kindern prägend ist, leben dort also vergleichsweise viele Kinder mit Alleinerziehenden zusammen.
In Bottrop herrscht ein extremes soziales Ungleichgewicht
Insgesamt lebt in der Altstadt knapp ein Drittel der Bewohner bis 67 Jahre in finanzieller Armut. Das sind mit großem Abstand die meisten und 18 Prozent mehr als im Durchschnitt der Gesamtstadt. Auffällig hohe Armutsquoten registriert der Sozialbericht auch im Nordosten der Innenstadt, wo jeweils annähernd jeder fünfte Bewohner von sozialen Hilfen abhängig ist. Dort erhalten die Bewohner in mehr als 16 Prozent aller Haushalte Sozialleistungen, in der Altstadt sind es sogar mehr als 20 Prozent. Die Autoren des Sozialberichtes kommen daher zu dem Ergebnis: Im Stadtgebiet zeigt sich ein extremes soziales Ungleichgewicht.