Bottrop-Kirchhellen / Hünxe. Im Kreis Wesel haben Helfer auf einem Hof einen speziellen Zaun zum Schutz der Herde errichtet. Auch Kirchhellener Tierhalter zeigen Interesse.

  • Kann ein Stromzaun auch in Kirchhellen Tiere vor dem Wolf beschützen?
  • Im Kreis Wesel hat ein Reiterhof ein Pilotprojekt gestartet, um seine Herde vor dem Wolf zu schützen.
  • Auch in Kirchhellen zeigen Tierhalter Interesse an diesem Schutz vor Wölfen.

Beim Thema Wolf zucken nicht nur Schafzüchter zusammen, auch so mancher Pferdebesitzer in Kirchhellen hat schlaflose Nächte bei dem Gedanken, wie er seine Tiere so gut wie möglich schützen kann. Weil sich das bekannte Wolfsrudel nachweislich vergrößert, wird auch das Problem größer werden. Wirksamer Herdenschutz ist notwendig, lässt sich aber nicht ohne hohen Aufwand umsetzen.

Der Wolf in Kirchhellen: Helfer platzieren Zaunpfähle auf einer Weide auf dem Reiterhof Reßing, mithilfe des Treckers werden sie in den Boden gerammt.
Der Wolf in Kirchhellen: Helfer platzieren Zaunpfähle auf einer Weide auf dem Reiterhof Reßing, mithilfe des Treckers werden sie in den Boden gerammt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Weil man in anderen Gebieten schon gute Erfahrungen mit wirksamen Schutzzäunen gemacht hat, startete der Kreis Wesel ein besonderes Pilotprojekt. Auf dem Reiter- und Ferienhof Reßing in Hünxe, unweit vom Flugplatz Schwarze Heide, wurde mit Hilfe der spezialisierten Firma Patura ein Zaun errichtet, der sich schon in Niedersachsen bewährt hat.„ In sieben Jahren haben wir noch keinen einzigen Schaden durch Wölfe, da können wir uns auf die Schulter klopfen,“ berichtet Gebietsleiter Jörg Zwirner stolz.

Wolf in Kirchhellen: Spannung am Schutzzaun sollte mindestens 4000 Volt betragen

Die Zäune seien wolfsabweisend, dass Besondere sei dabei, „dass er funktioniert“. Gewöhnliche Zäune helfen nicht gegen Wölfe, weiß Zwirner, „man braucht Strom, Strom, Strom.“ Die Spannung sollte mindestens 4000 Volt betragen, da Wölfe nach Zwirners Erfahrungen sehr empfindlich auf Stromschläge reagieren.

Wolf in Kirchhellen: Steffi Sackowitz, Koordinatorin von WikiWolves für NRW, Hofinhaber Jörg Reßing, Kurt Opriel, Nachbar, Schäfer und Fachmann für Weidezäune, sowie Sven Zwirner (v. l.), Außendienstler des Zaunherstellers Patura, beim Aufbau des Zauns.
Wolf in Kirchhellen: Steffi Sackowitz, Koordinatorin von WikiWolves für NRW, Hofinhaber Jörg Reßing, Kurt Opriel, Nachbar, Schäfer und Fachmann für Weidezäune, sowie Sven Zwirner (v. l.), Außendienstler des Zaunherstellers Patura, beim Aufbau des Zauns. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Rund um die Weide werden mit einer Ramme Holzpfähle bis zu 1,3o m tief versenkt. Die Pfähle werden in sechs Reihen mit Kunststoff ummanteltem, leitfähigem Draht, dem „Hippo wire“ verbunden. Der untere Draht ist so angebracht, dass die Wölfe sich nicht unter dem Zaun durch graben können. Pro Meter entstehen Materialkosten in Höhe von 10 bis 13 Euro. Beim Pilotprojekt will man auch zeigen, wie zügig die Umzäunung vorangeht, eine Fläche von ca. 3 ha mit rund 1000 m Zaun wurde an einem Tag geschafft.

Wolf in Kirchhellen: Ehrenamtliche Helfer leisten tatkräftige Unterstützung beim Zaunbau

Initiiert hat das Pilotprojekt der Kreis Wesel, der „zuständig für das Wolfsproblem ist“, wie Klaus Horstmann für den „Grünen Bereich“ im Kreis erläutert. Man habe Kontakt mit Niedersachsen aufgenommen, sich von den Erfahrungen berichten lassen und das einmalige Projekt „mitten im Wolfsgebiet“ in Angriff genommen.

Der Kreis finanziert die Materialkosten, Jörg Reßing übernimmt die Kosten für die Maschinen und den Aufbau. Tatkräftige Hilfe erhielt er dabei von ehrenamtlichen Helfern der Organisation „WikiWolves“, die zwar pro Wolf eingestellt sind, aber aus diesen Grund auch die Tierhaltern unterstützen.

Bottroper Nabu-Vorsitzender will ebenfalls seine Tiere schützen

An der Reitanlage wurden bislang noch keine Schäden durch die Raubtiere verursacht, aber „die Wölfe sind hier täglich zu sehen,“ beschreibt Jörg Reßing die beunruhigende Lage des Ferienbetriebs mit über 100 eigenen und Pensionspferden. Reßing hegt schlimme Befürchtungen für die Kinder- Reiterferien, bei denen die Ponys tagsüber „arbeiten“ müssen und nachts auf die Weide kommen.

Die wenigen Besucher bei der Präsentation hatten ebenfalls starkes persönliches Interesse an den Schutzmaßnahmen. Pferdehalter Rolf Fricke aus Kirchhellen, Vorsitzender des NABU Bottrop, will seine Tiere schützen, die bei entsprechender Witterung auch wie gewohnt nachts draußen bleiben sollen: „Da muss was passieren!“ Für die Montage der Zäune will er sich einige Tricks abschauen, besonders beim unsachgemäßen Abdrehen des Drahtes sei Vorsicht geboten.

Georg Kampen wohnt inmitten des Wolfsgebietes, seine Nachbarn waren schon Leidtragende. Der Nebenerwerbslandwirt muss vor allem seine Pensionspferde schützen.“ Ich will sicher gehen, dass meine Kunden guten Gewissens die Pferde bei mir einstellen können.“