Bottrop. Mit der Aktion Maria 2.0 in Bottrop hat sich das Bistum Essen für umfassende Reformen starkgemacht. Die Katholiken finden deutliche Worte.
Ein bisschen versteckt zwischen den Marktständen hat sich am Samstag vor der Kirchentür von St. Cyriakus die Aktion Maria 2.0 mit einer Mahnwache präsentiert. Allerdings verstecken wollen sich die Initiatoren nicht: „Wir wollen nichts verheimlichen, man soll uns hören und sehen“, sagte Alftrid Norpoth, Mit-Organisator aus Essen und ehemaliger Vorsitzender des dortigen Katholikenrates.
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Norpoth hat sich im letzten Jahr entschlossen, trotz aller Bedenken in der Kirche zu bleiben, aber „nicht um zu reden, wenn ich schon bleibe, will ich auch was tun.“ Er will anderen Mut machen, nicht auszutreten, sondern gegen die Missstände anzutreten und die Kirche von innen zu reformieren.
Katholische Kirche in Bottrop: Vielfalt der Menschen anerkennen
Auch Petra Fox aus Essen glaubt, dass die Kirche nur von innen zu verändern ist und bleibt deshalb „noch“ dabei, ebenso wie die Bottroperin Uta Oppermann, die Kirche als Gemeinschaft begreift: „Deshalb muss ich drin bleiben.“ Elisabeth Hartmann- Kulla aus Wattenscheid sieht die Initiative als „Stachel im Fleisch der Amtskirche“, bei der sie die Möglichkeit hat, sich spontan zu engagieren, damit die „Kirche die Vielfalt der Menschen anerkennt“.
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Als junger Mensch findet es Judith Oppermann wichtig, die Kirche zukunftsfähig zu machen, als Kirche „für und nicht gegen die Menschen“. Einig sind sich alle, dass sich in der katholisches Kirche einiges ändern muss: „Es kann so nicht weitergehen.“ Zu resignieren und aus der Kirche auszutreten, sei sicherlich einfacher, aber Maria 2.0 geht einen anderen Weg, den so genannten „synodalen Weg“, bei dem Amtskirche und Gläubige gemeinsam die Kirche reformieren wollen.
Kernforderung von #ChangeInChurch: Schonungslose Aufklärung
Unter dem Motto „#ChangeInChurch #TatenStattWarten“ werden an jedem ersten Wochenende im Monat bundesweit Veranstaltungen durchgeführt, um die Bischöfe an ihre gegebenen Versprechen zu erinnern. Die deutschen Bischöfe sollen endlich mit konkreten Schritten die Umsetzung der Reformen beginnen, viele Vorhaben seien schnell umsetzbar.
Kernforderungen sind die schonungslose Aufklärung von Missbrauch in der Kirche, die Öffnung der Dienste und Ämter für alle Menschen und die Anpassung des Arbeitsrechts an staatliche Normen in einer „Kirche ohne Angst“.
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Am Fahnenmast mit der Regenbogenfahne sind die Thesen der Aktion angeschlagen, die es auch auf Postkarten gibt, die von den Passanten ausgefüllt werden konnten. Zum Abschluss werden diese Karten an die in der nächsten Woche beginnende Bischofskonferenz gesandt, um „Druck auszuüben“.
Mahnwache an Friedensaktion für Ukraine gekoppelt
Die Organisatoren hatten Zweifel, ob man im Angesicht des Krieges die Mahnwache durchführen sollte. „Aber wir können ja auch das eine machen, ohne das andere zu lassen“, erklärte Altfrid Norpoth, deshalb habe man die Mahnwache mit einer Friedensaktion gekoppelt. Postkarten mit der Friedenstaube konnten bemalt oder beschriftet an einem Strauch gehängt werden, der zum Abschluss in der Kirche gebracht wurde.
Heike Rex von „7 Freunde e.V.“ war ebenso unterstützend dabei wie Markus Elstner von der Selbsthilfegruppe „Wegweiser“. Als vom sexuellen Missbrauch Betroffener steht Elstner für alle Betroffenen, vor allem für die, „die nicht mehr sprechen können oder über die keiner spricht“. Außerdem will er verdeutlichen, dass die ersten Taten des inzwischen „bekannten Priesters hier bei uns in Bottrop“ verübt wurden.
Auch Propst Jürgen Cleve, der nach einem Gottesdienst noch im Messgewand zur Initiative kam, ließ sich spontan das Andreaskreuz „Kein Raum für Missbrauch“ anstecken. Cleve findet es wichtig, für den Glauben einzutreten und auf Missstände aufmerksam zu machen, für ihn muss die Kirche „offen, klar, transparent und ehrlich sein“.
Für eine zukunftsfähige Kirche
Maria 2.0 ist eine von Frauen ausgehende Initiative, die 2019 in Münster mit einem so genannten „Kirchenstreik“ begann. Frauen wollen in der katholischen Kirche nicht mehr nur dienend und schweigend sein.
Als inzwischen bundesweite „Graswurzelbewegung“ tritt die Initiative für Reformen in einer zukunftsfähigen Kirche ein und will „Zeichen setzen“. An jeweils dem ersten Wochenende im Monat sollen Aktionen stattfinden.