Bottrop. Schluss mit Tempo 50 an Bottrops Rathaus: Autofahrer dürfen da nur 30 km/h fahren und am Ernst-Wilczok-Platz noch langsamer. Das sind die Kosten.

Die Stadt nimmt auf den Straßen rund um das Rathaus das Tempo heraus. Bald gilt auf den Straßen im Rathausviertel daher fast überall Tempo 30, direkt am Rathaus dann wie auf der kleinen Einkaufsmeile an der Kirchheller Straße sogar nur noch Schrittgeschwindigkeit. Das Straßenverkehrsamt drückt dabei nicht nur das Tempo, sondern vor allem auch aufs Tempo.

Leiterin Monika Werwer macht klar, dass es auf den Straßen, auf denen jetzt noch Tempo 50 erlaubt ist, zu gefährlich und auch zu laut wird. Ihre Behörde will daher auch gar keine langen Diskussionen und Verkehrsgutachten für die gesamte nördliche Innenstadt mehr abwarten: Sie ordnet die Geschwindigkeitsbegrenzung jetzt an.

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„Wenn Gefahrenlagen bestehen, kann man nicht mehr lange warten“, begründete die Leiterin des Bottroper Straßenverkehrsamtes in einer Videokonferenz ihr Eingreifen. Denn solche Gefahrenpunkte hat ihre Behörde gemeinsam mit der Polizei offensichtlich erkannt. Als ein Beispiel nennt sie unmittelbar in Höhe des Rathauses die Kurve von der Böckenhoffstraße in die Kirchhellener Straße. „Da fliegen einige mehr um die Kurve, als dass sie fahren“, stellt Monika Werwer fest und will das Tempolimit an solchen Stellen senken.

Bottroper Behörden ordnen neue Tempolimits an

Der Trick dabei ist, dass das Straßenverkehrsamt die Geschwindigkeitsverringerung straßenweise anordnet. Erst wenn die Stadt eine komplette Tempo 30-Zone einrichten will, braucht sie die Zustimmung des Verkehrsausschusses oder der Bezirksvertretung. „Alle normalen Beschilderungen sind laufendes Geschäft der Verwaltung“, erklärt die Behördenleiterin. An der Beurteilung, ob eine neues Tempolimit nötig ist, beteilige die Verkehrsbehörde außer der Polizei auch die städtischen Verkehrsplaner und das Tiefbauamt. „Dann treffen wir eine Entscheidung. Das bedarf keiner Zustimmung politischer Gremien“, betonte sie.

Auch auf der Moltkestraße in Bottrop dürfen Kraftfahrer bald nicht mehr mit 50 km/h fahren. Denn die Stadt Bottrop ordnet Tempo 30 für alle Straßen im Rathausviertel an.
Auch auf der Moltkestraße in Bottrop dürfen Kraftfahrer bald nicht mehr mit 50 km/h fahren. Denn die Stadt Bottrop ordnet Tempo 30 für alle Straßen im Rathausviertel an. © WAZ FotoPool | Birgit Schweizer

Ziel sei es auch, das Tempo auf den Straßen im Rathausviertel zu vereinheitlichen. So stehen auf einigen Straßen und auch Straßenabschnitten wie auf der Roonstraße und Am Lamperfeld sowie auf Abschnitten der Gerichtsstraße und der Kirchhellener Straße längst Tempo 30-Schilder. Ausgerechnet auf Straßen im engeren Karree um das Rathaus dürfen Autofahrer bis jetzt aber nach wie vor 50 km/h fahren. Tempo 50 gilt etwa wie auf der Moltkestraße, dem Ernst-Wilczok-Platz sowie auf Strecken der Böckenhoffstraße und auch der Gerichtsstraße und Kirchhellener Straße.

Zum Schutz der Fußgänger und vor zu viel Lärm

Verkehrsplanerin Natascha Dietz macht klar, dass es sich bei der neuen Beschilderung um eine Vorstufe des kommenden Verkehrsberuhigungskonzeptes für die Innenstadt handele. Die Arbeiten daran hätten sich durch eine Reihe von Bauvorhaben in der City verzögert. Das Straßenverkehrsamt nehme mit der Geschwindigkeitsreduzierung im Rathausviertel somit nur etwas vorweg, das ohnehin zu erwarten sei. Weil im unmittelbaren Viertel um das Rathaus auch viele Fußgänger die Straßen überqueren, sei es sicherer, wenn Kraftfahrzeuge langsamer als bisher fahren. Tempo 30 verringere außerdem den Verkehrslärm.

Wohlwollen im Bezirk

Der Bezirksvertretung Mitte bleibt in ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag nichts anderes übrig, als die Entscheidung der Verkehrskommission aus Straßenverkehrsamt, Polizei, Stadtplanern und Tiefbauern zur Kenntnis zu nehmen. Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff (SPD) hält die neuen Tempolimits allerdings ohnehin für sinnvoll und rechnet mit einem großen Einverständnis unter den Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertretern.

Kalthoff wies darauf hin, dass die Bezirksvertretung ja ohnehin schon den Weg für Tempo 10 auf der kleinen Kirchhellener Straße und deren fußgängerfreundlichen Umbau freigemacht hatte. Nun auch am Ernst-Wilczok-Platz Tempo 10 vorzuschreiben, sei da nur konsequent.

Entschieden ist daher, dass auf der Moltkestraße sowie auf den Strecken der Kirchhellener Straße, Böckenhoffstraße und der Gerichtsstraße das Tempolimit von jetzt noch 50 auf 30 km/h herab gesetzt wird. Am Ernst-Wilczok-Platz geht das Straßenverkehrsamt noch einen Schritt weiter und ordnet nicht nur für die Fahrbahn um den Rathausvorplatz herum, sondern auch für die Strecke am jetzigen Saalbaugelände entlang bis zur Gerichtsstraße Tempo 10 an. Das dient dem Schutz der vielen Fußgänger, die dort unterwegs sind. Es sei aber wegen des Kopfsteinpflasters auch zum Lärmschutz dringend erforderlich, beruft sich das Straßenverkehrsamt auch Berechnungen des städtischen Umweltressorts. „Es ist da jetzt einfach zu laut“, betont Leiterin Monika Werwer.

Die Stadt hat im Etat bis zu 779.000 Euro bereitgestellt. Wie teuer die Geschwindigkeitsreduzierung am Ende wird, hängt aber vom tatsächlichen Aufwand für die Beschilderung ab, heißt es.