Essen/Bottrop. Betroffene von Missbrauch und kirchenkritische Initiativen kommen am Freitag zum Dom: Sie weisen auf die Verantwortung des Bistums Essen hin.
Betroffene von Missbrauch in der katholischen Kirche und Initiativen wie Maria 2.0 wollen am Freitag (21.1.) um 16 Uhr auf dem Burgplatz in Essen ein stilles Zeichen setzen: aus Solidarität mit den Opfern und Protest gegen die schleppende Aufklärung und fehlende Bestrafung der Täter.
Initiator der Aktion vor dem Essener Dom ist Markus Elstner aus Bottrop, der als Kind von Kaplan Peter H. missbraucht wurde. Der Geistliche fiel schon damals auf, wurde aber nach Essen versetzt und von dort 1980 weiter ins Erzbistum München. Jahrzehntelang sah die Kirche über die Taten des Priesters hinweg, versetzte ihn mehrfach, beschäftigte ihn weiter.
Kaplan kehrte 2020 in Heimatbistum Essen zurück
Im Jahr 2020 kehrte H. als 72-jähriger Pensionär in sein Heimatbistum Essen zurück. Hier lebt er nun unter kirchlicher Aufsicht und engmaschig begleitet von Therapeuten und Sozialbetreuern. Für viele seiner Opfer ist das eine Provokation.
Wenn am Donnerstag (20.1.) die Missbrauchsstudie in München vorgestellt wird, kann Elstner nicht dabei sein. Er wird die Übertragung im Fernsehen verfolgen. Wird hören, was über die Verantwortung der Kirchenoberen in Essen und München gesagt wird. Auch über Joseph Ratzinger, der in den 1980er Jahren Erzbischof von München war – und später Papst Benedikt XVI. Der inzwischen emeritierte Papst hat ein Mitwissen immer bestritten, doch ein internes kirchliches Dekret spricht gegen diese Version.
Kerzen für jene, die Missbrauchsopfer, die nicht über ihr Leid sprechen können
„Ich wäre gern nach München gefahren, aber das schaffe ich nicht“, sagt Markus Elstner. Umso wichtiger war es ihm, an die Verantwortung des Bistums Essen zu erinnern. Betroffenen-Initiativen wie „Sauerteig“ haben die Aktion zusammen mit den kirchenkritischen Initiativen Maria 2.0, „Wir sind Kirche“ und „Ordensfrauen für Menschenwürde“ sowie der Giordano-Bruno-Stiftung organisiert.
Am Freitag kommen sie um 16 Uhr auf den Burgplatz – mitten in der Essener Innenstadt und vor dem Dom. Wenn es dämmert, wollen sie Kerzen aufstellen für jene, die nicht über das sprechen können, was ihnen angetan wurde, und für jene, die ihr Leiden und ihr Leben beendet haben. „Das Kerzenlicht steht dafür, dass wir sie aus dem Dunklen ins Licht holen.“