Bottrop. Vermehrte Quarantäne durch Omikron – diese Sorge treibt den Krisenstab um. So bereiten sich Feuerwehr, Energieversorger und Krankenhaus vor.
Mehr Infektionen und mehr Quarantäne-Anordnungen – das ist eine der großen Sorgen, die mit der Omikron-Variante des Coronavirus einhergeht. Vor allem die Frage, wie man bei einem solchen Szenario die kritische Infrastruktur aufrecht erhalten kann – dazu zählen unter anderem Feuerwehr und Rettungsdienst, Energieversorgung oder auch wichtige städtische Dienststellen – treibt die Verantwortlichen derzeit um. Das die Sorge nicht unbegründet ist, zeigt das Beispiele der Nachbarstadt Dorsten. Dort fällt ein kompletter Löschzug der Feuerwehr wegen Quarantäne aus.
Bei der Bottroper Feuerwehr habe man zum Glück solche Notfallkonzepte ganz zu Anfang der Pandemie bereits erarbeitet, sagt Sprecher Michael Duckheim. Damals habe ja niemand gewusst, was auf einen zukommt, da habe man auf alles vorbereitet sein müssen. „Zum Glück haben wir die Pläne dann bisher nicht gebraucht.“ Doch von der Arbeit, die man vor zwei Jahren dort hinein gesteckt habe, könne man nun profitieren.
Freiwillige Feuerwehr Bottrop stünde im Omikron-Fall als Verstärkung parat
Ein Bestandteil dieser Pläne sind die Freiwilligen Feuerwehren in der Stadt. So gebe es beispielsweise Pläne, welche Bereiche von ehrenamtlichen Kräften besetzt werden könnten, sollten zu viele Berufsfeuerwehrleute infiziert sein oder in Quarantäne müssen. Denn grundsätzlich sei die Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehrleute dieselbe wie die der Berufsfeuerwehrleute.
Doch es gebe auch Bereiche, wo die ehrenamtlichen Kräfte nicht aushelfen können. Dazu zählten laut Duckheim der Rettungsdienst, die Leitstelle oder auch der Führungsdienst. Es gebe aber Schichtpläne, die man bei Bedarf aktivieren könnte, in denen diese Bereich dann von hauptamtlichen, die anderen von ehrenamtlichen Kräften besetzt würden.
Stadtverwaltung Bottrop sagt alle nicht notwendigen Termine ab
Aktuell schotte sich die Feuerwehr so gut es geht ab. Als ganz akute Maßnahmen würden nun auch wieder die Übungsabende der Freiwilligen Feuerwehr in Präsenz gestrichen, so Duckheim. Tatsächlich schien ein solcher Abend auch Anlass für die Dorstener Probleme zu sein. Aber man wisse eben auch, dass immer ein Restrisiko bleibe, so der Feuerwehrsprecher. Die Kollegen hätten Familien und auch im Alltag auf der Wache, etwa bei Einsatzfahrten im Wagen, ließe sich der Mindestabstand nicht immer einhalten.
„Dinge, die nicht unbedingt sein müssen, werden abgesagt.“ So versuche die Stadtverwaltung das Omikron-Riskio möglicht gering zu halten, sagt Krisenstabssprecher Andreas Pläsken. Denn selbstverständlich gibt es auch hier Bereiche, die nicht ausfallen dürfen, auch wenn es verehrt zu Infektionen und Quarantäne-Anordnungen kommen sollte.
Kritische Infrastruktur bei der Bottroper Stadtverwaltung
Vor allem die Mitglieder des Krisenstabs und die Ämter und Fachbereiche, die hier organisiert sind, seien in der derzeitigen Situation besonders wichtig. Neben der Feuerwehr, dem Gesundheitsamt und dem Sozialamt, wo die Behinderten- und Seniorenhilfe organisiert sind, gehören auch der Fachbereich Recht und Ordnung mit dem Kommunalen Ordnungsdienst oder das Impfzentrum zu den kritischen Bereichen, ebenso die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, sagt Pläsken.
Um hier keine Risiken einzugehen habe man beispielsweise schon im vergangenen Jahr sämtliche Weihnachtsfeiern in städtischen Räumen untersagt. Auch geplante Klausurtagungen und Besprechungen zum Jahresauftakt seien abgesagt oder fänden lediglich als Videokonferenz statt, so Pläsken – vor allem wenn davon auch Mitarbeiter der besonders kritischen Infrastruktur betroffen seien.
Viele Überlegungen existierten schon vor dem Omikorn-Auftreten
Grundsätzlich gebe es solche Überlegungen nicht erst seit Omikron. Auch in den anderen Wellen habe es in der Vergangenheit Bereiche gegeben, die an die Belastungsgrenze oder darüber gekommen seien. „Deshalb haben wir ja in der Kontraktnachverfolgung auch wieder die Hilfe der Bundeswehr angefragt“, erinnert Pläsken an den erneuten Einsatz der Truppe in Bottrop.
In einigen Bereichen arbeite die Stadt im Schichtbetrieb, so Pläsken und verweist auf seine eigene Abteilung, die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit. Das Team sei aufgeteilt, man arbeite wechselweise im Homeoffice oder vom Büro aus. So reduziere man im Team die Kontakte. Sollte es zu Ausbruch oder Quarantäne kommen, sei man weiter einsatzfähig. Dazu gebe es Überlegungen, im Zweifelsfall Personal aus anderen Dienststellen für die kritische Infrastruktur einzusetzen – etwa Politessen, die den KOD verstärken.
Spezialisten in der Bottroper Verwaltung können nicht unbegrenzt ersetzt werden
Doch bisher sei das nicht nötig, handele es sich lediglich um Überlegungen. Doch irgendwo seien da auch Grenzen, sagt Pläsken und verweist auf spezialisierte Stellen, die auch personell nicht besonders üppig ausgestattet seien – etwa medizinische Kräfte im Gesundheitsamt. Da gebe es nicht so einfach Ersatz innerhalb der Verwaltung. Pläsken „Da muss man dann auch sagen, dass alles irgendwo ein Ende hat.“ Deshalb gelte bei der Verwaltung der Appell des Krisenstabs, dass sich jeder seine Verantwortung bewusst sein sollte.
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Auch beim Energieversorger Ele habe man schon mit Beginn der Pandemie Konzepte erarbeitet, um einsatzbereit zu bleiben, sagt Sprecherin Stefanie Genthe. Präventiv habe man Arbeitsmöglichkeiten im Homeoffice geschaffen und an Arbeitsplätzen, wo so etwas nicht möglich ist, das Personal möglichst separiert. So wolle man eine Ausbreitung unter den Kollegen vermeiden.
Energieversorger hat Pläne, um handlungsfähig zu bleiben
„Sollten wir trotz der Vorsorge verstärkt von der kommenden Welle betroffen werden, greift unser Krisenmanagement“, so Stefanie Genthe. Es seien im Vorfeld die für die Versorgung kritischen Bereiche analysiert, Mindestbesetzungen dokumentiert und Maßnahmen festgelegt, wie die Ele bei Personalausfall handlungsfähig bleibe.
„Im Fokus sind dabei die Netzführung, die Meldestelle und der Netzbetrieb der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze. Aber auch Aufgaben wie der Energieeinkauf, der Datenaustausch mit den vorgelagerten Netzen und den anderen Vertriebsgesellschaften sind für den sicheren Netzbetrieb notwendig. Im Fall größeren Personalausfalls würden wir uns nur noch auf diese betriebsnotwendigen Prozesse fokussieren. Damit könnte mit einem kleinen Mitarbeiterstamm der Betrieb aufrechterhalten werden.“ Zudem sei man im regelmäßigen Austausch mit den anderen Netzgesellschaften im Eon-Konzern. Bei Bedarf würde der Konzern-Krisenstab die lokalen Krisenstäbe unterstützen.
Bottroper Krankenhaus plant mit verschiedenen Eskalationsstufen
Selbstverständlich laufen auch in den Krankenhäusern entsprechende Vorbereitungen, um den Betrieb sicher zu stellen. Am Knappschaftskrankenhaus (KKH) gebe es mehrere „Eskalationsstufen“, mit denen man auf einen Ausfall des Personals reagiere, so Sprecherin Anja Ernsting. Je nach Ausmaß würden dann „elektive“, also nicht sofort nötige Operationen verschoben und ambulante Untersuchungen verschoben. „Damit einhergeht die Reduktion der belegten Betten bis hin zur Schließung einer oder gar mehrerer Stationen“, zeichnet Anja Ernsting die verschiedenen Szenarien nach.
Zusätzlich würde Personal aus dem Urlaub oder aus freien Tagen zurück geholt, reiche das nicht aus sei als letzte Maßnahme auch der Einsatz von Honorarkräften in patientennahen Bereichen angedacht. „Für die patientenfernen Bereiche wie den Reinigungsdienst und die Speisenversorgung existieren Ausfallkonzepte, die den Einkauf von Leistungen bei externen Leistungsanbieter berücksichtigen.“
Mit Tests und Impfangeboten will das Krankenhaus das schlimmste verhindern
Selbstverständlich aber tue man im KKH alles, dass es so weit gar nicht erst kommt. Mit der Teststrategie ziele man darauf ab, dass es gar nicht erst zu Ausbrüchen im Hause kommt. Die Teststrategie werde in Abstimmung mit dem Bottroper Gesundheitsamt ständig an die aktuelle Verordnungslage angepasst und umfasse unter anderem regelmäßige PCR-Testungen der Beschäftigten, so die KKH-Sprecherin. Auch Besucher müssten einen negativen Test vorweisen können.
Hinzu komme die Impfstrategie des Hauses, die den Beschäftigten ein breites Angebot an Impfterminen ermögliche, so dass diese sich bequem vor Ort impfen oder boostern lassen können. „Aus diesem Grund ist die Impfquote im Haus sehr hoch“, erklärt Anja Ernstig. Dazu haben die Ministerpräsidenten zuletzt ja auch neue Quarantäne-Regeln verabredet, die jedoch noch nicht beschlossen sind. Das betrifft insbesondere Beschäftige in strukturrelevanten Einrichtungen – wie etwa Krankenhäusern. Den noch ausstehenden Beschlüssen in der Frage sehe man „mit Spannung“ entgegen.