Kirchhellen. In Kirchhellen schließt ein Traditionsgeschäft. Dass der letzte selbstständige Schuster mit 74 Jahren in Rente geht, hat auch mit Corona zu tun.
Alles geht einmal zu Ende: Unter diesem Motto verabschiedet sich Norbert Bornemann nach 36 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Mit seiner Schuhmacherei und dem Schlüsselservice ist er die Anlaufstelle in Kirchhellen. Sei es für Schlüssel, Gürtel oder eben Reitstiefel. Der 74-Jährige kann alles – und das als einziger Selbstständiger in dem Fach in Kirchhellen.
„Irgendwann ist es auch mal gut. Das Handwerk habe ich gerne gemacht, sonst hätte ich es nie so lange machen können“, sagt Norbert Bornemann. Mittlerweile ist er neun Jahre „drüber“ und geht ab dem 1. Dezember in Rente.
Schuhmacher Bornemann Kirchhellen: Eine Überraschung zum Abschied
Natürlich muss der Abschied gebührend gefeiert werden: Zahlreiche Freunde und Familienmitglieder überraschen den Ladeninhaber mit Geschenken, einem Weckmann, Getränken und einer selbst gemachten Collage mit vielen Fotos und Erinnerungen an die Anfänge. Die kleine Zeitreise lässt auch den einen oder anderen staunen: „Schau mal, da bist du!“ Die Überraschung ist gelungen.
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Dem Abschied sieht Bornemann mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen: Seit der Beendigung der Lehre 1964 wird jeden Tag hart und mit viel Mühe gearbeitet, die Kunden stehen an erster Stelle. Doch die Corona-Pandemie fordert ihre Opfer, so ist auch der Rückgang an Kunden ein Grund für die Aufgabe. Norbert Bornemann arbeitet bis zu seinem letzten Tag: Auch kurz vor dem Ruhestand werden Kundenaufträge angenommen. Der Inhaber von Schuhmacherei und Schlüsseldienst Bornemann gehört zu den Urgesteinen von Kirchhellen. Jeder Kirchhellener dürfte ihn mindestens einmal besucht haben.
Sein Können kommt nicht von ungefähr: Von 1961 bis 1964 lehrte ihn Laurenz Flockert das Handwerk, ebenfalls ein bekanntes Gesicht im Dorf. Seit dem 1. Juli 1985 ist er selbstständig und sein eigener Herr. Zuerst arbeitet er in Herten, dann in Bayern. Doch dann lässt er sich nieder: Im Oktober 1987 zieht der Schuhmacher an die Bottroper Straße 1 und ist seitdem hier nicht mehr wegzudenken.
Das Dorf wird den Schuhmacher vermissen
Von der Überraschung ahnt er nichts, bedient vorher noch eine Kundin, die ihre Reitstiefel abholt. „Früher schon kamen Reiter von Nah und Fern zu mir, um ihre Stiefel reparieren zu lassen“, sagt Bornemann. Die Kunden schätzen den einzigen selbstständigen Schuhmacher sehr und bringen ein paar Tage vor der endgültigen Schließung noch viele paar Schuhe mit. Auch auf der Straße wird seine Frau angesprochen und es wird deutlich: Das Dorf wird Bornemann vermissen. Ein Stück Kirchhellen verabschiedet sich.
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Nicht nur Schustern war sein Ding, wie seine Schwester Hedwig Bornemann verrät: „Nähen kann er auch ganz besonders gut. Das liegt in unserer Familie, und er hat dafür einfach eine Begabung.“ Früher kamen Reitvereine für ihre Stiefel her oder das Team von Warner Brothers (jetzt Movie Park Germany) für die Kleidung der Stuntmen.
Worauf sich Norbert Bornemann am meisten in seinem Ruhestand freut? „Das kann ich noch gar nicht sagen. Ich bin jetzt schon neun Jahre drüber, aber alles geht einmal zu Ende.“