Düsseldorf. Die Landesregierung gerät wegen der vielen Zuschauer beim Derby Köln-Mönchengladbach unter Druck. BVB-München ohne Publikum?

In NRW verdichten sich Hinweise, dass die Landesregierung in dieser Woche die Coronamaßnahmen deutlich verschärfen könnte, um eine Überlastung des Gesundheitssystems noch zu verhindern. Dazu gehören möglicherweise auch „Geisterspiele“ in der Fußball-Bundesliga, ausgerechnet vor dem „Gipfeltreffen“ zwischen Borussia Dortmund und Bayern München.

„Wir müssen insgesamt angesichts der laufenden Entwicklung insbesondere dessen, was uns möglicherweise da auch an neuen Mutationen ins Haus steht, alles auf den Prüfstand stellen“, sagte der stellvertretende NRW-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) am Wochenende im „Deutschlandfunk“, als er nach den 50.000 Zuschauern im Spiel Köln – Mönchengladbach gefragt wurde. Gesundheitspolitiker und Kommunen seien bisher der Ansicht gewesen, dass das Infektionsrisiko im Freien und bei der 2G-Regel „beherrschbar“ sei, so Stamp.

Wüst: "Müssen an das Thema Kontaktbeschränkungen ran"

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte die Genehmigung der Kölner Behörden, so viele Menschen ins Stadion zu lassen, zunächst als „angemessen“ bezeichnet. In der ARD deutete er aber ein Umschwenken an: „Das ganze Thema Freizeit und Kontaktbeschränkungen ist ganz sicher eines, an das wir ranmüssen.“

Volles Stadion trotz Corona: Die Landesregierung und die Kölner Gesundheitsbehörden geraten in Erklärungsnöte, weil am Wochenende 50.000 Zuschauer das Spiel Köln gegen Mönchengladbach sehen durften.
Volles Stadion trotz Corona: Die Landesregierung und die Kölner Gesundheitsbehörden geraten in Erklärungsnöte, weil am Wochenende 50.000 Zuschauer das Spiel Köln gegen Mönchengladbach sehen durften. © Max Ellerbrake / firo Sportphoto | Max Ellerbrake

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Wiese, sprach sich dafür aus, zunächst in den kommenden vier Wochen keine Auswärtsfans mehr in den Stadien der Fußball-Bundesliga zuzulassen. Wiese warf NRW-Regierungschef Wüst im Gespräch mit dieser Redaktion vor, „immer mit dem Finger auf andere zu zeigen. Er fordert wegen der verschärften Lage dauernd eine Ministerpräsidenten-Konferenz, lässt dann aber 50.000 Leute beim Spiel Köln gegen Mönchengladbach ins Stadion. Das passt nicht zusammen.“

Wiese plädiert sogar dafür, Ärzten, die sich hartnäckig weigern, in ihren Praxen Patienten zu impfen, die Zulassung entziehen zu lassen.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die vielen Kontakte im Umfeld von Bundesligaspielen.

Serdar Yüksel (SPD): "So schnell wie möglich drei Wochen Lockdown"

Zu den Maßahmen, auf die sich das Landeskabinett am Dienstag einigen könnte, gehört auch die Wiedereinführung der Maskenpflicht im Unterricht. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte dies am Freitag angedeutet. Gebauers Parteifreund und NRW-Familienminister Joachim Stamp, der die Lockerung der Maskenpflicht bisher verteidigte, erklärte, dass seine beiden Töchter freiwillig in der Klasse eine Maske tragen.

Serdar Yüksel, SPD-Landtagsabgeordneter aus Bochum, sagte auf Nachfrage: „Wir werden ohne erhebliche Kontaktbeschränkungen nicht in den Griff bekommen. Wir brauchen so schnell wie möglich einen dreiwöchigen Lockdown.“ Fußballspiele mit Zuschauern seien derzeit undenkbar.

Insgesamt drei Verdachtsfälle auf eine Infektion mit der neuen Omikron-Virusvariante gibt es bisher in Bayern und Hessen. In den Niederlanden sind bei 13 Reisenden aus Südafrika Infektionen mit dieser Variante festgestellt worden.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in NRW lag am Sonntag bei 276,4.