Bottrop. Hier die Wohnung und nebenan das Büro oder der kleine Betrieb. Die Bottroper SPD hat auf der alten Grafenwälder Zeche Prosper 4 Besonderes vor.

Ein alternatives Quartier zum gemeinsamen Wohnen und Arbeiten will die Bottroper SPD auf dem Gelände der stillgelegten Zeche Prosper 4 in Grafenwald verwirklichen. Deshalb soll es auf dem Zechengelände an Vossundern zwar ein allgemeines Wohngebiet geben, zusätzlich aber auch ein gemischtes Gebiet mit wohnverträglichen Betrieben. „Leben und Arbeiten im Quartier“, lautet der SPD-Leitgedanke für das Vorhaben, von dem die stärkste Partei im Bottroper Stadtrat auch die Ruhrkohle als Eigentümerin des Geländes überzeugen will.

Damit hat es die SPD recht eilig. Es gebe in Grafenwald ja so gut wie keine Flächen für Wohnungsbau mehr, begründet Fraktionschef Thomas Göddertz. „Was wir dort aber nicht wollen ist die Teilung in ein halbes Wohngebiet und ein halbes klassisches Gewerbegebiet“, unterstrich auch SPD-Fraktionsvize Matthias Buschfeld während einer Gesprächsrunde. Betriebe in herkömmlicher Wellblechbauweise kommen für die SPD auf dem Zechengrund jedenfalls nicht in Frage, spitzte Buschfeld zu.

Grafenwald braucht zusätzlichen Wohnraum

„Um die Infrastruktur des Ortsteil tragfähig zu halten“, sagte Fraktionschef Göddertz vor allem mit Blick auf die Grundschule und die Kindergärten, „ist es wichtig, dass auch in Grafenwald zusätzlicher Wohnraum entsteht“. Wie SPD-Wirtschaftssprecher Frank Beicht erklärte, will die SPD dabei aber weg von dem klassischen von der jeweiligen Finanzkraft der Käufer bestimmten Dreiklang: frei stehendes Einfamilienhaus, Doppelhaushälfte, Reihenhaus.

Die ehemalige Zeche Prosper 4 um Schacht 9 in Grafenwald liegt im Grünen und in der Nähe des Köllnischen Waldes sowie ziemlich in der Mitte zwischen Bottrop und Kirchhellen.
Die ehemalige Zeche Prosper 4 um Schacht 9 in Grafenwald liegt im Grünen und in der Nähe des Köllnischen Waldes sowie ziemlich in der Mitte zwischen Bottrop und Kirchhellen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Wir möchten mit dem Projekt Leute mit dafür geeigneten Tätigkeiten ansprechen, die nicht mehr länger irgendwo wohnen und dann 30 Kilometer zum Arbeitsplatz fahren wollen“, sagte Frank Beicht. Es gehe in Grafenwald auch um alternative Wohnformen, mit denen die vorherrschende strikte Trennung zwischen Leben und Arbeiten durchbrochen werden könne. „Das können Leute sein, die neben ihrer Wohnung mehrere kleine Büros brauchen oder auch eine kleinere Produktionsstätte, mit der sie nicht stören“, sagte der Vorsitzende des Ratsausschusses für Stadtplanung.

Wohnviertel liegt zwischen Bottrop und Kirchhellen

Das Gelände um den verschlossenen und zugeschütteten Schacht 9 sei allein wegen seiner günstigen Lage sehr interessant. „Es liegt im Grünen und ganz in der Nähe des Köllnischen Waldes und es ist nicht weit von der Bottroper und Kirchhellener Mitte entfernt“, sagte der Ratsherr. Der Freizeitwert sei enorm hoch und auf kurzen Wegen versorgen könnten sich die künftigen Bewohner an und um die Schneiderstraße in Grafenwald sogar zu Fuß, wirbt Beicht für das Wohnprojekt.

Produktives Stadtquartier als Vorbild

Bei der Suche nach Ideen für das künftige Wohnviertel in Grafenwald haben sich die SPD-Vertreter bundesweit umgesehen. Aufmerksam wurden sie dabei zum Beispiel auf ein Wohnbauvorhaben unter dem Dach der Internationalen Bau-Ausstellung 2027 in der Region um Stuttgart: das produktive Stadtquartier in Winnenden.

Zwischen dem Bahnhof Winnenden und der Bundesstraße B 14 soll auf einer etwa 5,5 Hektar großen Fläche ein neuartiges produktives Stadtquartier entstehen, in dem sich Wohnen und Arbeiten, aber auch verbleibende Freiflächen mit landwirtschaftlicher und gärtnerischer Nutzung gegenseitig ergänzen.

Damit sei das künftige Wohnviertel ideal für junge Familien und eben auch für Milieus, die für alternative urbane Lebensformen offen seien. Durch die Anfahrt in das künftige Wohngebiet über die Kreuzung von Vossundern und Bottroper Straße werden außerdem die Nebenstraßen in Grafenwald kaum durch den zusätzlichen Verkehr belastet.