Bottrop. In der Dieter-Renz-Halle hat das kleine Impfzentrum eröffnet. Der Andrang am ersten Tag ist enorm. Andernorts hakt es im Kampf gegen Corona.
Die Schlange ist lang vor dem Haupteingang der Dieter-Renz-Halle. Schon morgens um 9.30 Uhr hätten fast 200 Leute vor der Tür gestanden und geduldig auf Einlass gewartet. Die Impfstelle – quasi die abgespeckte Version des Impfzentrums – ist stark nachgefragt. Vor allem für die dritte Impfung, den Booster, stehen die Leute am Montag an.
Bis mittags hatten die drei Impfärzte, die dort Dienst haben, 251 Spritzen gesetzt. Davon in der Hauptsache Booster. Lediglich zwei Zweit- und zehn Erstimpfungen haben die Mitarbeiter bis zu dem Zeitpunkt gezählt. Am Ende des Tages werden es gut 500 Impfungen sein, davon 27 Erst- und zwölf Zweitimpfungen. „Wir freuen uns über jeden, der kommt und sich eine Spritze abholt“, sagt Michael Althammer, der Leiter der Impfstelle. Der Booster sei ja inzwischen mindestens ebenso wichtig wie die Erstimpfung, urteilt Althammer – auch mit Blick auf die Infektionszahlen und Impfdurchbrüche.
In der Sporthalle toben Bottroper Grundschüler, auf der Tribüne wird geimpft
Doch es gibt sie eben auch, diejenigen, die sich ihre erste Spritze abholen. Neben vielen älteren Menschen im Wartezimmer fällt auch ein merklich jüngerer Mann auf. Tatsächlich hole er sich jetzt seine erste Impfung ab, sagt er. Angesichts dessen, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, sei bei ihm jetzt der Punkt erreicht, wo es ihm keine Ruhe mehr gelassen habe, sagt er. Warum er sich nicht eher hat impfen lassen? „Ich hatte ein bisschen Schiss.“ Nun, zumindest scheint die Sorge einer Ansteckung größer zu sein als die Angst vor der Impfung.
In drei Räumen wird hier geimpft. Vergleicht man die Impfstelle in der Sporthalle mit dem Impfzentrum am Südring so kann man doch auf die Idee kommen, dass hier vieles improvisiert werden musste. Nicht falsch verstehen: Das heißt nicht, dass es nicht läuft. Im Gegenteil: Diejenigen, die hier sind und sich impfen lassen loben den Ablauf und die Freundlichkeit der Mitarbeiter. Doch es wirkt schon ein wenig skurril, wenn unten in der Sporthalle eine Schulklasse tobt und oben auf der Tribüne im provisorischen Impfraum der ehemalige Leiter der Bottroper Kinderklinik, Dr. Martin Günter, Corona-Impfungen verabreicht.
Räumlichkeiten in der Dieter-Renz-Halle nicht vergleichbar mit dem Zentrum am Südring
Trotzdem: Es läuft. Die Impfbereitschaft in Bottrop scheint nach wie vor groß zu sein und diejenigen, die versorgt wurden, sind dankbar. So wie die 80-jährige Bottroperin, die sich am Montag ihren Booster abgeholt hat. Schon früh habe sie angestanden. Angesichts des Andrangs habe man sie zunächst wieder weggeschickt, sie für 12 Uhr wieder herbestellt. Und nun wartet sie die 15 Minuten nach der Impfung ab, bevor sie heimgehen kann. „Es ist wirklich gut organisiert. Ich finde es gut, dass man so schnell reagiert hat und das Impfzentrum hier eröffnet hat.“
Mittags taucht dann auch die Bottroper Apothekensprecherin Birgit Lauer kurz auf, liefert den sehnlich erwarteten Nachschub des begehrten Serums. Andernfalls wäre es ab mittags knapp geworden mit dem Impfstoff. Doch die 250 Ampullen – jede ergibt mindestens sechs Dosen – decken den Bedarf erst einmal wieder.
Bottroper Gesundheitsamt stellt größtenteils das Personal der Impfstelle
Nur: Vergleichbar mit dem Zentrum am Südring ist es hier eben nicht. Drei Impfkabinen stehen zur Verfügung 500, vielleicht 600 Menschen könnten hier an einem Tag geimpft werden, schätzt Althammer. Zum Vergleich: Am Südring wurden teils 1200 Menschen pro Tag geimpft, das Impfzentrum war an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Die Impfstelle an der Hans-Böckler-Straße dagegen nur montags. Leicht auszurechnen, was passiert, wenn die Booster sechs Monate nach der Zweitimpfung in großer Zahl fällig werden. Schon Montagabend wurden 20 bis 30 Impfwillige nach Hause geschickt, sie waren gegen 15.30 Uhr gekommen. Man habe sie nicht mehr drannehmen können, zu viele hätten noch vor ihnen auf die Spritze gewartet, bedauert Althammer.
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Die politische Entscheidung, die Impfzentren zu schließen, ärgert Althammer. Man hätte sie noch mindestens drei Monate länger offen halten sollen, um den großen Andrang der Drittimpfungen abzuarbeiten. Die Entwicklung sei absehbar gewesen. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Das Personal für die Impfstelle kommt größtenteils vom Gesundheitsamt. Mit der Folge, dass dort nun Lücken gerissen werden. „Wir mussten heute dem Land erstmals mitteilen, dass wir die Kontaktnachverfolgung nicht mehr gewährleisten können“, sagt der Sprecher des Krisenstabs, Andreas Pläsken.
Bottroper Krisenstab hofft erneut auf Hilfe durch die Bundeswehr
Die Verantwortlichen machen sich nun Gedanken, wie es weitergeht. Man habe schonmal wieder die Fühler in Richtung Bundeswehr ausgestreckt, sagt Pläsken. Der Krisenstab hofft, wieder Unterstützung zu erhalten. Doch es gebe noch keine Signale seitens des Landes, sagt Pläsken. Auch die Versetzung von Personal innerhalb der Verwaltung steht zumindest als Option wieder im Raum. Mit allen Konsequenzen, die es dann möglicherweise auch für die Anliegen der Bürger hätte, wenn Arbeit anderswo in der Verwaltung zurückgestellt werden müssen.
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Dass die Impfbereitschaft in Bottrop weiterhin hoch ist, das Angebot in der Impfstelle nachgefragt wird, freut den Krisenstab. Der würde das Impfangebot in der Stadt gern noch ausweiten. Immer montags von 9 bis 16 Uhr ist die Impfstelle geöffnet, mittwochs steht der Impfbus am Altmarkt. Geht es nach dem Krisenstab, würde die Stelle in der Dieter-Renz-Halle noch an einem zweiten Tag in der Woche öffnen – trotz der erwähnten Schwierigkeiten. Doch endgültig entschieden ist das noch nicht. Zumindest aber in der kommenden Woche öffnet die Impfstelle zusätzlich am Sonntag, 28. November, von 12 bis 18 Uhr. „Danach wollen wir es individuell festlegen, wenn wir wissen, wie die Nachfrage sich entwickelt“, sagt Michael Althammer.
Aktionstag zum Impfen
Am 11. Dezember wird es einen stadtweiten Aktionstag zum Impfen geben. An diesem Samstag öffnet nicht nur die Impfstelle, es sollen auch möglichst viele Hausärzte außer der Reihe öffnen und Impfangebote machen – für jedermann, erläutert Althammer.
Die Bottroper Ärzte seien angefragt worden, acht hätten bisher schon zugesagt, sich zu beteiligen.