Essen. Die meisten Menschen, die wegen Corona in Essen intensivmedizinisch behandelt werden, sind ungeimpft. Zwei Intensivmediziner berichten.
Täglich meldet die Stadt, wie viele Essenerinnen und Essener in Verbindung mit Corona in Krankenhäusern behandelt werden – am Mittwoch (20.10.) waren es 28 Personen, davon lagen 8 auf Intensivstation. Wer sind die Menschen, die derzeit wegen des Virus behandelt werden müssen?
„Wir haben die Welle der Ungeimpften“, sagt Prof. Dr. Thorsten Brenner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Uniklinik. In letzterer wurden, Stand Montag (18.10.), 17 Menschen intensivmedizinisch behandelt und 11 Personen auf einer normalen Station. Die höheren Werte im Vergleich zu den Stadtzahlen ergeben sich dadurch, dass in der Uniklinik auch Patientinnen und Patienten aus anderen Städten behandelt werden.
Intensivmediziner: Geimpfte erkranken nicht so schwer
„Ja, es gibt Impfdurchbrüche“, sagt Brenner über die Corona-Situation, „aber auf der Intensivstation haben wir fast nur Ungeimpfte.“ Personen die geimpft sind, seien in der Regel nicht so schwer erkrankt.
Insgesamt sind 357 Patienten seit dem 1. Juli in Verbindung mit Corona in der Uniklinik erfasst worden. Von diesen ist fast die Hälfte (47,1 %) zwischen 18 und 49 Jahren alt, was dafür spricht, dass derzeit vor allem die Gruppe der im Alltag besonders aktiven Menschen von einer Infektion betroffen sind. Laut Prof. Brenner handelt es sich bei den von schweren Verläufen Betroffenen vor allem um Ungeimpfte, was ein Blick auf die Fallzahlen auf der Intensivstation unterstreicht:
- Nicht Geimpfte: 76,42 %
- Unvollständig geimpft: 10,57 %
- Vollständig geimpft: 10,57 %
- Impfstatus unklar: 2,44 %
Diskussionen eher selten auf Intensivstation
Über bisher nicht geimpfte Personen, die auf Intensivstation liegen, sagt der Intensivmediziner: „Es wird niemandem ein Vorwurf gemacht.“ Die Behandlung stehe im Fokus. Diskussionen fänden nicht häufig statt, was vor allem daran liegt: „Die meisten werden beatmet und wären zu einer Diskussion nicht in der Lage“, so Brenner.
Vereinzelt komme es laut dem Arzt vor, dass Erkrankte sagen: „Ach, hätte ich mich mal impfen lassen.“ Auf der anderen Seite gebe es weiter viele, die ihre Entscheidung sich nicht impfen zu lassen, für richtig halten. So sei es auch bei Angehörigen von Erkrankten. Ausnahmen gebe es aber auch da: „Bei manchen gibt es eine gewisse Einsicht.“
Andere Beobachtungen macht an der Stelle Dr. Andreas Grundmeier, Leiter der Notfallmedizin und Corona-Einsatzleiter an den Kliniken Essen-Mitte (KEM), der meldet: „Seit gestern sind wir covidfrei.“
Oft hörten seine Kolleginnen und Kollegen und er selbst aber: „Mensch, ich hätte gar nicht gedacht, dass es mich so hart trifft. Die Intensivstation: Das beeindruckt die Menschen schon.“ Wie an der Uniklinik macht er aber folgende Beobachtung: „Die Zahlen der Erkrankten verschieben sich zu den Jüngeren hin.“
Patienten in den Kliniken Essen-Mitte älter als in anderen Krankenhäusern
Gleichwohl sagt er, dass an den Kliniken Essen-Mitte die Erkrankten älter als in anderen Krankenhäusern sind, etwa 60 bis 70 Jahre. Zudem sagt Grundmeier: „Wir hatten vergleichsweise viele Patienten, die geimpft waren.“ Das führt der Mediziner darauf zurück, dass in den Kliniken Essen-Mitte generell viele tumorerkrankte Patienten behandelt werden. Dieser Personenkreis sei zwar oft gegen Corona geimpft, würde durch die Vorerkrankung aber „keinen ausreichenden Impfschutz“ aufbauen.
Ohne die Impfung, so Grundmeier, würden generell viel mehr Menschen mit Corona in Krankenhäusern behandelt. „Deswegen ist die Impfung so wichtig“, sagt er. Dem pflichtet auch Prof. Dr. Thorsten Brenner von der Uniklinik bei, der ergänzt: „Personen mit Impfdurchbrüchen sind in der Regel nicht so schwer erkrankt.“ Wichtig ist ihm zu betonen: „Impfen schützt!“