Kirchhellen/Schermbeck. Ein Gutachten sagt: Auch wenn das Rudel nun Ponys im Gebiet Schermbeck reißt, darf Wölfin Gloria nicht abgeschossen werden. Das sind die Gründe.

Gloria und ihr Wolfsrudel dürfen weiterleben. Das geht hervor aus dem Rechtsgutachten, das das NRW-Umweltministerium nach der Häufung von Pony- und Schafsrissen in Kirchhellen und Hünxe in Auftrag gebeben hat.

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Die räumliche und zeitliche Häufung der Übergriffe auf Kleinpferde, die im September mit dem Riss von vier Schafen in Kirchhellen begonnen hatte, hat das Umweltministerium veranlasst, die derzeitige Lage im Wolfsgebiet Schermbeck erneut genau zu prüfen. Dabei ging es auch um die Frage der Verhaltensauffälligkeit und damit verbundenen Fragen einer Entnahme.

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Das kurzfristig in Auftrag gegebene Rechtsgutachten kommt zu dem Ergebnis, dass „davon ausgegangen werden kann, dass zumutbare Alternativen zur Tötung der Wölfin bzw. des Rudels vorhanden sind“, sodass die „Voraussetzung für die Erteilung einer Ausnahme nicht erfüllt ist“. Damit wäre eine Entnahme von Wölfen im Wolfsgebiet Schermbeck, wie von Nutztierhaltern und Bauern gefordert, auch aktuell weiterhin nicht rechtssicher möglich, so das Ministerium. Das Gutachten bestätigt damit auch den Tenor des Urteils des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts aus dem Mai.

Für zwei Risse war der Rüde verantwortlich

Dieses Bild aus einem Video soll Wölfin Gloria auf einer Pferdeweide in Kirchhellen zeigen. Das Video entstand am 25. Oktober 2020.
Dieses Bild aus einem Video soll Wölfin Gloria auf einer Pferdeweide in Kirchhellen zeigen. Das Video entstand am 25. Oktober 2020. © Vornbrock | Bürgerforum Gahlen

Für die Pony-Risse am 11., 20., und 22. Oktober sowie das verletzte Pony am 21. Oktober in Hünxe war auf jeden Fall ein Wolf verantwortlich. Das haben nach Angaben des Ministeriums die Genanalysen des Senckenberglabors für Wildtiergenetik in Gelnhausen ergeben. Bei den Übergriffen am 20. und 21. Oktober konnte erstmals der Wolfsrüde GW1587m als Verursacher nachgewiesen werden. Für die Riss-Vorfälle am 11. und 22. Oktober konnte kein bestimmtes Wolfsindividuum nachgewiesen werden.

Die genetischen Analysen weiterer Rissproben aus Hünxe vom 29. Oktober (an diesem Tag wurde morgens ein Schaf nahe einer Schulbushaltestelle gerissen) und 3. November (der Riss eines Ponys an einem Wohnhaus) sind noch in der Bearbeitung.

Land will wolfsabweisende Zäune für Pferde ab Dezember fördern

Als „zumutbare Alternativen“ zu einer von Nutztierhaltern und Bauern geforderten Entnahme werden Herdenschutzmaßnahmen wie wolfsabweisende Zäune, nächtliches Aufstallen oder der Einsatz von Herdenschutzhunden genannt.

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Die Landesregierung will künftig auch die Halter von Kleinpferden finanziell unterstützen, ihre Tiere besser vor Wolfsübergriffen zu schützen. So wird das Landwirtschaftsministerium die Förderrichtlinien Wolf auch für Kleinpferde-, Fohlen- und Jungpferde-Haltungen öffnen, mit dem Ziel, ab 1. Dezember 2021 Schutzmaßnahmen auch für diese Weidetiere zu fördern – ähnlich, wie es für Gehegewild, Schaf- und Ziegenhaltung heute schon der Fall ist.

Zusätzlich wurde bei der Landwirtschaftskammer eine neue Hotline für die Herdenschutzberatung eingerichtet, die unter anderem auch zu wolfsabweisenden Zäunen berät. Die Durchwahl der Servicehotline Herdenschutz lautet: 0 29 45 / 98 98 98.

Ministerin appelliert an Weidetierhalter

„So konfliktfrei wie möglich“

Damit die Weidetierhalter im Wolfsgebiet die zusätzlichen Lasten nicht alleine tragen müssen, unterstütze die Landesregierung die Halter auf vielfältige Weise, meldet das Umweltministerium.

Neben den erweiterten Förder- und Beratungsangeboten prüft das Ministerium nach eigenen Angaben, wie die Organisationsstruktur auf der Landesebene verstärkt und das Wolfsmanagement optimiert werden kann.

Ministerin Ursula Heinen-Esser: „Übergeordnetes Ziel ist und bleibt es, nach der Rückkehr des Wolfs in seine ursprünglichen Verbreitungsgebiete, die Erfordernisse des Naturschutzes und des Herdenschutzes in Einklang zu bringen und das Leben mit dem Wolf so angst- und konfliktfrei wie möglich zu gestalten.“

Informationen zum Herdenschutz der Landwirtschaftskammer: https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/herdenschutz/herdenschutz-nrw.htm.

Die Landwirtschafts- und Naturschutzministerin Ursula Heinen-Esser sagt: „Die Übergriffe seit Oktober dieses Jahres auf Kleinpferde erfüllen uns mit Sorge. Für die betroffenen Tierhalter stellen die Verluste eine schwere emotionale Belastung dar.“ Das Ministerium nehme die daraus resultierenden Ängste der Betroffenen vor Ort sehr ernst, beobachte die Lage und Entwicklung sehr genau und passe wo erforderlich und möglich das Wolfsmanagement an. „Eine Entnahme von Wölfen in Schermbeck ist nach aktueller rechtlicher Bewertung nicht möglich.“ Umso wichtiger sei es, die Weiden mit potenziell gefährdeten Haus- und Nutztieren wolfsabweisend zu zäunen und in den dunklen Tag- und Nachtstunden nach Möglichkeit in einen Stall zu bringen.