Kirchhellen. Britta Winkelhorst hat den schönsten Marathon der Welt geschafft, der auch als einer der härtesten gilt. Wie war’s? „Im Wortsinn atemberaubend!“
Britta Winkelhorst aus Feldhausen gehört zu den 2909 Menschen weitweit, die dieses Jahr von sich sagen können: Ich habe ihn geschafft, den schönsten Marathon der Welt, der auch einer der schwersten ist. Beim „Jungfrau-Marathon“ in der Schweiz sind nicht nur 42,195 Kilometer zu überwinden, sondern auch 1829 Höhenmeter vom Brienzer See hinauf zum Eiger-Gletscher.
Der Marathon ist berühmt für seine Bergkulisse unter der markantesten Gipfelformation der Schweizer Alpen: Mönch, Eiger, Jungfrau. Und er ist gefürchtet unter anderem für „The Wall“ vor Wengen: 500 Höhenmeter in 26 Serpentinen. „Du siehst immer nur nach oben und siehst immer nur noch mehr Berg“, beschreibt Britta Winkelhorst. „Meter für Meter musst du dich durch die Wand kämpfen.“
Seit dem Frühjahr waren Britta Winkelhorst und ihre beste Freundin Kerstin Cyrus-Yeginer deshalb gemeinsam im Spezialtraining. Neben etlichen 40-Kilometer-Läufen haben sie sich Tempohärte geholt an den Trapez-Treppen - und vor allem auf den Halden. Auf den steilen Pisten, auf denen die Mountainbiker runterbrettern, haben sie sich hochgekämpft. „Die Halden haben’s gebracht“, ist Britta Winkelhorst im Rückblick überzeugt. „Das wollte ich beweisen: dass man sich auf den Halden des Ruhrgebiets fit machen kann für einen Bergmarathon.“
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Wegen Corona noch eine Nummer härter
Und zwar für einen Bergmarathon, der wegen Corona noch eine Nummer härter war als ohnehin. Keine Dudelsackpfeifer und Alphornbläser als Motivatoren an der Strecke. Dazu hatten die Veranstalter, damit es nicht zu eng wurde, die Zielankunft noch ein Stück höher auf den Eiger-Gletscher verlegt. Das hat viele Läufer abgeschreckt: Mehr als 1000 Teilnehmer haben in diesem Jahr ihre Meldung zurückgezogen.
„Das ist der schönste Lauf meines Lebens“
Nicht so die beiden Feldhausenerinnen, die sich mit dem New-York-Marathon schon gemeinsam einen Traum erfüllt haben. Schon kurz nach dem Start wusste Britta Winkelhorst: „Das ist der schönste Lauf meines Lebens mit dem atemberaubenden Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau.“ Im Wortsinn atemberaubend war der Lauf für Kerstin Cyrus-Yeginer: „Unterhalb von Wengen hat Kerstin zum dritten Mal einen Krampf bekommen. Da hat ein Arzt an der Strecke gesagt: Jetzt macht es keinen Sinn mehr.“
Während sich die Betreuer um die beste Freundin kümmerten, ist Britta Winkelhorst weitergelaufen; noch lag sie im Zeitlimit der Marathonstrecke, eine der ganz wenigen mit gleich zwei Kontrollpunkten, an dem Läufer wegen Zeitüberschreitung oder schlechter Verfassung aus dem Rennen genommen werden. Britta Winkelhorst: „Das hatten wir uns vorher versprochen: Wenn eine nicht mehr kann, läuft die andere weiter. Eine von uns soll es schaffen.“
„Das habe ich noch bei keinem anderen Marathon erlebt“
Also ist Britta Winkelhorst weiter gelaufen. Wenige Kilometer weiter konnte sie beobachten, was der Freundin durch die Aufgabe womöglich erspart geblieben ist: „Da haben sie einen Läufer mit Krämpfen mit der Rettungsgondel am Hubschrauber ausgeflogen, weil Fahrzeuge dort einfach keinen Platz haben.“
Anderthalb Kilometer vor dem Ziel gab es einen Moment, der bei ihr ein „unglaubliches Glücksgefühl“ ausgelöst hat. Als sie einen Moment die Arme auf die Schenkel gestemmt hat, um wieder zu Luft zu kommen, „spürte ich plötzlich ganz viele Hände auf meinem Rücken: Andere Läufer haben mich aufgemuntert und mir Mut zugesprochen. Das habe ich noch bei keinem anderen Marathon erlebt.“ Wenig später war sie am Ziel. Die Zeit hat sie nicht interessiert. Wir schreiben sie trotzdem mal auf: 7.01:11 Stunden.
Jetzt lockt die Mutter aller Marathons
Ist der schönste Marathon der Welt durchs Wintersportgebiet um Wengen, wo im Ski-Weltcup das Lauberhornrennen ausgetragen wird, noch zu toppen?
Die beiden Freundinnen planen schon für die Mutter aller Marathons: Athen. Erstmals ausgetragen bekanntlich 490 vor Christus, um die Kunde vom Sieg in der Schlacht bei Marathon nach Athen zu bringen