Kirchhellen. Zwei „Spaßläuferinnen“ aus Bottrop-Feldhausen laufen seit Jahrzehnten gemeinsam Marathons. Jetzt trainieren sie für ein ganz hartes Rennen.
Britta Winkelhorst und Kerstin Cyrus-Yeginer aus Feldhausen sind beste Freundinnen seit Jahrzehnten und laufen fast ebenso lange gemeinsam Marathon. 2017 haben sie sich einen Traum erfüllt mit der Teilnahme am New York-Marathon. Jetzt trainieren sie für den „schönsten Marathon der Welt“ in der Schweiz: Im September wollen sie von Interlaken am Brienzer See bis zum Gletscher der weltbekannten Gebirgsformation Eiger, Mönch und Jungfrau laufen. Das wird hart. Ganz hart. Trotzdem sind die Startplätze immer schnell ausverkauft: 4000 Läufer kämpfen sich 1829 Höhenmeter hoch, den Berggipfel der Jungfrau weist den Weg.
„Eigentlich sind wir Spaßläuferinnen“, sagt Kerstin Cyrus-Yeginer. „Wir schauen beim Laufen nicht auf die Uhr, sondern horchen auf unsere Körper.“ Der Blick auf die Umgebung und der Kontakt zu den Mitläufern sei ihnen wichtiger als eine gute Laufzeit. Britta Winkelhorst sagt es so: „Kerstin und ich leben und lieben das Laufen mit jeder Faser unseres Körpers. Es ist für mich die schönste Art, die Welt zu entdecken. Auch wenn wir Läufer nicht dieselbe Sprache sprechen, spüren wir untereinander eine Verbindung, die keiner Worte bedarf.“
„Jungfrau-Marathon“ in der Schweiz: Quälerei unter dem Eiger
Schönes zu entdecken gibt es beim „Jungfrau-Marathon“ reichlich in der Berglandschaft unter dem Eiger. Aber ob die beiden Feldhausenerinnen beim „schönsten Marathon der Welt“ dafür einen Blick haben werden? „Die ersten 25 Kilometer bestimmt. die Strecke ist ja eigentlich flach“, sagt Britta Winkelhorst. Aber hinter Lauterbrunnen wartet „die Wand“: 500 Höhenmeter müssen die Läufer in 26 steilen Serpentinen überwinden, während die Veranstalter des Laufs aus den Lautsprechern in Endlosschleife Pink Floyds „The Wall“ dröhnen lassen.
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Und dahinter sind die Beiden noch längst nicht am Ziel. Auf dem letzten zwölf Kilometern zwischen Wengen und dem Eigergletscher (2320 Meter über dem Meeresspiegel) warten noch mehr als 1000 Höhenmeter, die in immer dünner werdender Luft überwunden werden wollen.
Tempohärte-Training an den Trapez-Treppen
Das ist nicht zu schaffen ohne Spezialtraining, wissen die Läuferinnen. „In den nächsten Wochen werden wir vier Läufe über 40 Kilometer absolvieren.“ Zudem holen sie sich Tempohärte am Berg an den Treppen zum Tetraeder und an der ultrasteilen Mountainbikestrecke hinauf zur Halde Haniel. Und zwar nicht einmal, sondern immer wieder im Intervalltraining. Jeder zweite Tag ist ein Ruhetag, damit die Körper sich regenerieren.
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Selbst im härtesten Training sind es die Begegnungen, die die Läuferinnen im Wortsinn voranbringen, berichten sie. „Auf den Trainingsstrecken, aber auch bei den Haldenläufen begegnen uns junge und ältere Menschen, die aufmunternde Worte und ein Lob an uns richten“, sagt Britta Winkelhorst. „Das stärkt unseren Willen ungemein, das harte Training weiter durchzuhalten.“
Ihre Familien unterstützen die beiden dreifachen Großmütter. „Weil sie sehen, dass wir immer mit einem glücklichen Lächeln durchs Ziel laufen.“ Ob das beim Jungfrau-Marathon auch so sein wird? Na ja, sagt Kerstin Cyrus-Yeniger: „Vor dem Ziel gibt es wenigstens eine Chance zum Durchpusten. Die letzten Meter geht es bergab.“
Der Jungfrau-Marathon
Der Jungfrau-Marathon findet am 11. September zum 28. Mal statt. Er führt von Interlaken am Brienzer See durch Bergdörfer und die Kulisse der Berggipfel Eiger, Mönch und Jungfrau hoch zum Eigergletscher.
Die 4000 Läufer werden auf der ganzen Strecke angefeuert von Fahnenschwingern, Alphornbläsern und Trychlern (Glockenschwingern). Und natürlich von Ärzten und Sanitätern. Wer am Ende seiner Kräfte scheint, wird aus dem Rennen genommen. Das gilt auch für Läufer, die Durchlauf- und Zielzeitlimits nicht schaffen.