Bottrop. Während Corona fand das Ruhrkohle-Orchester in Bottrop einen neuen Probenort - und ist geblieben. Als Dank spielt die Formation für die Kirche.
Die Kulturkirche stellt sich immer breiter auf. Sie ist nicht nur Aufführungsort für viele unterschiedliche Formate. Inzwischen wird sie auch als Probenort angenommen - zum Beispiel für das Ruhrkohle-Orchester. Wo sonst, wenn nicht in Bottrop, möchte man sagen. In der Stadt des Reviers, die von allen wohl am stärksten und auch am längsten von Bergbau und Kohle geprägt war.
Der Grund für die Verlegung des Probenorts aus der Nachbarstadt Gelsenkirchen war allerdings zunächst aus der Not geboren. „In der Corona-Zeit suchten die rund 40 Musikerinnen und Musiker einen Ort, der groß genug ist und genügend Raumvolumen mit entsprechender Akustik für so einen Klangkörper hat, um auch unter Pandemiebedingungen zu üben“, sagt Dirk Helmke. Da kam die Kulturkirche gerade recht. Aus dem Provisorium wurde eine dauerhafte Einrichtung. Und dafür bedanket sich das Orchester mit seinem Dirigenten Gerd Dammann im November mit einem Benefizkonzert. Dass der Erlös komplett dem Erhalt der denkmalgeschützten Kirche dient, freut Helmke als Vorsitzenden des Fördervereins natürlich besonders.
Bottroper Kulturkirche bekommt neuen Audio-Guide für interessierte Gäste
Denn es geht bei der Heilig-Kreuz-Kirche nicht nur um den Erhalt gemäß der Denkmalschutzverordnungen. Der auch sechs Jahrzehnte nach Planung und Bau immer noch ungewöhnlich spektakuläre Bau soll auch immer besser erlebbar werden. Denn es kämen nicht nur Kunst- und Architekturinteressierte mit speziellen Vorkenntnissen wegen dieses Rudolf-Schwarz-Baus nach Bottrop. Auch um die vielen Besucherinnen und Besucher, die dieses Denkmal zeitgenössischen Kirchenbaus einfach fasziniert, habe man im Blick, so Helmke. Vor allem für diese Gäste wird gerade ein Audio-Guide entwickelt, wie man ihn zum Beispiel aus Museen oder von Schlossbesuchen her kennt.
Mit diesem akustischen Führer könnten Interessierte dann per Kopfhörer einem Parcours folgen, dessen Stationen dann einmal die architektonischen Besonderheiten aber auch die Kunst- und Ausstattungsgegenstände im Kircheninneren berücksichtigt. Dazu zählt nicht nur das große Meistermann-Glasfenster, das die gesamte Eingangsfront einnimmt.
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Auch die ehemalige liturgische Ausstattung, zum Teil von dem bekannten Künstler Ewald Mataré geschaffen, im Altarraum gehöre dazu, bis hin zu den restaurierten barocken Altarbildern aus der ehemaligen Deutschordenskommende Welheim. Die sind als Dauerleihgabe des Vestischen Museums Recklinghausen vor einigen Jahren nach Bottrop zurück gekehrt. „All dies kostet Geld und wird nicht, wie die bauliche Sanierung, aus Mitteln des Denkmalschutzes gefördert“, sagt Dirk Helmke.
Läutewerk wird gerade saniert ebenso wie die Elektrik der generalüberholten Orgel
Soeben wurde auch das Geläut mit seinen fünf Glocken der ehemaligen Kirche wieder instand gesetzt und die Elektrik in einen neuen und vor allem sicheren Zustand versetzt. Es gibt die Überlegung, einen halbstündlichen Uhrenschlag wieder erklingen zulassen - aber zu nachbarschaftsverträglichen Zeiten, also nur tagsüber. Auch die Elektrik der vor einiger Zeit generalüberholten Orgel werde nun sicherheitstechnisch erneuert, so Helmke weiter.
So freut sich der Förderverein über die Unterstützung des Ruhrkohle-Orchesters, das für den 28. November ein breitgefächertes Programm vorbereitet hat. Das reicht von Arrangements aus Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ oder Bernsteins „West Side Story“ bis hin zu Klaus Doldingers Filmmusik zu „Das Boot“.
Der Dirigent Gerd Dammann ist auch in Bottrop ebenfalls kein Unbekannter. Der studierte Saxophonist, der lange beim Ausbildungsmusikkorps und Heeresmusikkorps der Bundeswehr tätig war, leitet zum Beispiel auch das bekannte Bergwerksorchester Consolidation. Das Benefizkonzert moderiert Annika Boenigk von Radio Emscher Lippe.