Bottrop. . Die vor einiger Zeit begonnene Restaurierung der Altarbilder aus der alten Kommende Welheim ruft das Land auf den Plan.

  • Die Restaurierung der barockgemälde aus der Komemnde Welheim geht weiter
  • Jury entscheidet im Januar über mögliche Aufnahme ins NRW-Restaurierungsprogramm
  • Das vierte Bild könnte sogar ein bedeutender Neufund sein

Die Geschichte der Restaurierung der barocken Ölgemälde aus der Kapelle der früheren Kommende Welheim geht in eine weitere Runde.

Nachdem bereits großzügige Mittel aus Bottroper Stiftungen - aber auch von Privatleuten - in die Arbeiten an den ersten beiden großformatigen Darstellungen aus dem Leben Jesu geflossen sind, interessiert sich nun, nach einem Gutachten durch den Kunsthistoriker der Universität Münster, Dr. Thomas Fusenig, auch der Kulturdezernent der dortigen Bezirksregierung für Bottrops barockes Erbe.

Wappen einer alten Adelsfamilie

Aktuell geht es um die beiden nicht- beziehungsweise teilrestaurierten Bilder der „Kreuzabnahme“ und der „Beschneidung Christi“, die Fusenig auf die Zeit um 1660 datiert.

Bilderexperte Dr. Thomas Fusenig untersucht Welheimer Barockbilder in der Kulturkirche Heilig Kreuz in Bottrop. Sonntag, 18.09.2016 Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
Bilderexperte Dr. Thomas Fusenig untersucht Welheimer Barockbilder in der Kulturkirche Heilig Kreuz in Bottrop. Sonntag, 18.09.2016 Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services © Socrates Tassos

Wie das nebenstehende Foto zeigt, hat Restaurator Edgar Jetter, der bereits die Darstellungen der „Verkündigung Mariä“ und der „Geburt Christi“ mustergültig restaurierte, auch die „Kreuzabnahme“ von Schmutz, alten Firnisschichten und Übermalungen aus späteren Jahrhunderten befreit.

Außerdem richtet sich das Augenmerk des Forschers Fusenig auf ein Wappen am unteren Bildrand, das er inzwischen als das der Adelsfamilie von Neuhoff identifizieren konnte.

Eine genaue historische Recherche ist erforderlich

Ein Wilhelm von Neuhoff war von 1649 bis 1676 Komtur der Siersdorfer Deutschordens-Kommende. Ob dieser Adelige oder ein anderes Mitglied der Familie als Stifter des in Bottrop aufbewahrten Gemäldes aus der dortigen Deutschordens-Kommende Welheim in Frage kommt, sei denkbar, erfordere aber eine genauere historische Recherche, so Thomas Fusenig.

Am Donnerstag, den 11.06.2015 in Vreden. Restaurator Edgar Jetter arbeitet zur Zeit am Zweiten der drei barocken Ölgemälde der ehemaligen Deutschordens - Kommende. Nach der Beseitigung von Verschmutzungen und Übermalungen sind überraschende Details zu erkennen. Foto: Heiko Kempken / FUNKE Foto Services
Am Donnerstag, den 11.06.2015 in Vreden. Restaurator Edgar Jetter arbeitet zur Zeit am Zweiten der drei barocken Ölgemälde der ehemaligen Deutschordens - Kommende. Nach der Beseitigung von Verschmutzungen und Übermalungen sind überraschende Details zu erkennen. Foto: Heiko Kempken / FUNKE Foto Services © Heiko Kempken

Für Georg Veit, Kulturdezernent des Regierungsbezirks Münster, waren nach dem Besuch aus Bottrop, der Geschichte der Auffindung und dem bislang in der Stadt erfolgten Einsatz für den Erhalt dieser Gemälde dieses Projekt so interessant, dass er es für das Restaurierungsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen vorschlug.

Experten warten die Jury-Entscheidung ab

„Im Januar entscheidet eine Jury darüber, welche Objekte in das Restaurierungsprogramm aufgenommen werden“, sagt Veit. Bis dahin wolle er sich zu den Welheimer Bildern nicht näher äußern. „Wir warten ab, wie die Jury-Entscheidung ausfallen wird“, so der Dezernent. Allerdings: Wenn es nicht von Landesinteresse wäre, würde man solche Fälle erst gar nicht vor das Entscheider-Gremium bringen, so Veit weiter.

Besonders intensiv nimmt wiederum Thomas Fusenig das letzte und bislang unrestaurierte der vier Gemälde ins Visier: die „Beschneidung Christi“. Diese große Tafel datiert er ebenfalls auf die Zeit um 1660 und vermutet anhand von stilistischen Vergleichen, die auf Rubens- und Caravaggio-Einflüsse schließen ließen, möglicherweise den Kölner Maler Bernard Fuckerath als Schöpfer dieser Arbeit. Von diesem ist eine „Kreuzigung des hl. Andreas“ der Dominikaner-Kirche St. Andreas in der Domstadt erhalten.

Vielleicht ein bedeutender Neufund

Intensive Blicke (mit deutlichem Weiß), etwas eckige Gesten, ausdrucksstarke Haltungen, große Hände und Füße, würdig-ernste Gesichter fänden sich übereinstimmend in den Bildern in Köln und Bottrop. Die Wiedergewinnung eines Werks von Fuckerath wäre nicht nur für Bottrop, sondern auch für die Kölner Kunstgeschichte ein erfreulicher und bedeutender Neufund, so Thomas Fusenig in seinem Gutachten für die münstersche Behörde.

Für die Bottroper Akteure um Dirk Helmke, aber auch die hiesigen Stiftungen und Sponsoren, die das Projekt bis hierhin ermöglichten, ist dieses übergeordnete Interesse aus Münster und Düsseldorf eine Bestätigung ihres Einsatzes.