Kirchhellen. Der Bücherschrank steht schon ein Jahr auf dem alten Marktplatz in Kirchhellen. Wegen der Corona-Beschränkungen wurde er erst jetzt eingeweiht.

Der Kirchhellener Dorfkern hat einen weiteren Treffpunkt. Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder hat den Büchertauschschrank auf dem alten Marktplatz eröffnet. Der Kirchhellener Verein „Revierkinder“ wird ihn in Ordnung halten und dafür sorgen, dass er angemessen bestückt ist.

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Den ersten Bücherschrank im Ruhrgebiet hat die Stiftung Mercator im Jahr 2010 vor dem Grillo-Theater in der Essener Innenstadt aufgestellt. Die Idee: Jeder Bürger kann dort ein ausgelesenes Buch einstellen und gegen ein Buch aus dem Schrank austauschen. Das funktioniert dort und an vielen anderen Nachfolgern im Ruhrgebiet bis heute.

„Kein Altpapiercontainer, sondern Kultur-Verschiebebahnhof“

Allerdings hat sich herausgestellt, dass eine Betreuung der Standorte Sinn macht. „Die regelmäßige Betreuung stellt sicher, dass der Bücherschrank stets in dem Zustand ist, den sich der Buchliebhaber oder Leser für seine eigene Bibliothek vorstellt. Der Bücherschrank ist schließlich kein Altpapiercontainer, sondern eher ein Kultur-Verschiebebahnhof“, sagt Gerhard Klaes von der Stiftung Buch und Wissen, die die Betreuung des Schranks am Grillo-Theater sicherstellt. Seit 2016 steht auf dem Eigener Markt ein Bücherschrank in Form einer alten Telefonzelle.

Claudia Behrendt von den „Revierkindern“ mit Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder bei der Eröffnung des Bücherschrankes. Die „Revierkinder“ wollen den Schrank in Ordnung halten.
Claudia Behrendt von den „Revierkindern“ mit Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder bei der Eröffnung des Bücherschrankes. Die „Revierkinder“ wollen den Schrank in Ordnung halten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Deshalb hat auch die Bezirksvertretung Kirchhellen einen Paten gesucht, als sie im Jahr 2019 einstimmig beschlossen hat, einen Bücherschrank in der Dorfmitte aufzustellen. Sie hat ihn gefunden mit der Einrichtung „Revierkinder“, die ihr Büro nur wenige Schritte entfernt hat. Sie ist in der Jugendhilfe tätig, bietet unter anderem Eltern und Kindern Konfliktberatung an und begleitet Jugendliche beim Übergang von Schule zum Beruf. „Bildung für alle ist für die Revierkinder eine Herzensangelegenheit“, sagt Chefin Claudia Behrendt. Sie will den Schrank gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Ehrenamtlichen in Ordnung halten und das untere Fach freihalten für Kinderbücher.

Leerstand wegen der Corona-Beschränkungen

Schon bei der Bestellung waren die Bezirksvertreter zuversichtlich, dass das neue Tauschangebot im Dorf einen ordentlichen Buchumschlag erzeugen wird. „Wir haben das größte Format genommen, das wir ohne eine Bauantrag aufstellen konnten“, sagt Schnieder. Das Fundament gegossen hat das Bauunternehmen Gertz, den Schrank selbst hat Grewer gebaut. Wegen der Corona-Beschränkungen stand der Schrank fast ein Jahr leer auf dem alten Marktplatz.

So funktioniert der Bücherschrank

Der Bücherschrank ist eine Tauschbörse, kein Selbstbedienungsladen. Deshalb sollten die Nutzer nicht nur Bücher herausholen, sondern auch selbst für Nachschub sorgen. „Das muss nicht sofort passieren, aber alle Nutzer sollten das Prinzip im Auge behalten“, wünscht sich Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder.

Gemeinsam mit Familien aus Kirchhellen werden die Mitarbeiter der „Revierkinder Jugendhilfe“ für Ordnung in der Bücherecke sorgen. Kontakt bei bei Problemen oder Auffälligkeiten: 02045.969971.

Jetzt aber jetzt kann getauscht werden. Schon vor der Eröffnung haben die ersten Bürger die Startausstattung begutachtet und ergänzt. Auch Schüler der Sekundarschule haben ihre ausgelesenen Bücher mitgebracht. Schnieder: „Der erste sonnige Herbsttag ist doch ein guter Termin für den Start in die Schmöker-Saison.“

Ausweitung auf Spiele-Ausleihe denkbar

Wenn das neue Angebot wie von den Bezirkspolitiker erwartet gut angenommen wird, ist eine Ausweitung denkbar. Der Bezirksbürgermeister hat schon laut darüber nachgedacht, aus bezirklichen Haushaltsmitteln die vorhandenen Bänke vor dem Bücherschrank um einen Tisch zu ergänzen. Dann könnten dort auch Spiele ausgeliehen und gespielt werden. Schnieder: „Das würde die Aufenthaltsqualität im Dorfkern nochmals erhöhen.“