Bottrop. Die Erweiterung fügt sich nahtlos in den Bestand des Bottroper Hospizes ein. Die Auswirkungen von Corona machen dem Haus aber weiter zu schaffen.

Hospize gehören wohl zu den sensibelsten Pflegeeinrichtungen, deren Arbeit Corona gerade besonders erschwert. Mitten in der andauerenden Pandemie ist es dem Bottroper Hospiz jedoch gelungen, einen Anbau fertigzustellen, der zugleich für mehr Sicherheit sorgt. „Was ursprünglich gar nicht so geplant war, hat sich während der Pandemie als extrem hilfreich erwiesen, denn so können wir Coronatests getrennt von den Räumen unserer Bewohner und auch dem Personalbereich durchführen“, sagt Christoph Voegelin.


Der Hospizleiter weiß wovon er spricht. In den letzten anderthalb Jahren hat es zwei Coronainfizierte bei den Mitarbeitern gegeben, die sich bei einem Gast, wie das Hospiz seine Bewohner nennt, angesteckt hatten. Dazu hatte sich eine Mitarbeiterin außerhalb des Hauses mit Corona infiziert. Die Folgen wie Quarantäne und Ersatzsuche für das ausfallende Personal habe das Haus fast an seine Grenzen gebracht, so Voegelin.

Keine coronabedingten Einschränkung bei Besuchen mehr

Mittlerweile ist Ruhe eingekehrt, seither hat es keine neuen Coronafälle mehr gegeben. Besuchseinschränkungen gibt es nicht mehr, es gilt strikt die 3-G-Regel. Der neue, etwa 30 Quadratmeter große Glasanbau, dient dabei als kleines Testzentrum, für die, die keinen Test vorweisen können oder nicht geimpft oder genesen sind. Die „Trefferquote“ lässt keine Besorgnis aufkommen. Von 2000 getesteten Besuchern sei nur eine Dame positiv getestet worden, bestätigt auch Geschäftsführer Jürgen Münnich.

Hospiz- und Pflegedienstleiter Christoph Voegelin und Gast Ilona Thaddäus nutzen den neue Anbau für ein Gespräch. Auch externe Gruppen oder Angehörige  können sich künftig dort treffen, ohne die Abläufe im Haus zu stören.
Hospiz- und Pflegedienstleiter Christoph Voegelin und Gast Ilona Thaddäus nutzen den neue Anbau für ein Gespräch. Auch externe Gruppen oder Angehörige können sich künftig dort treffen, ohne die Abläufe im Haus zu stören. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch er blickt zufrieden auf den hellen, modern möblierten Raum. Im Gegensatz zu einem klassischen Wintergarten - den gibt es direkt nebenan - ist der neue Anbau klimatisiert, verfügt über eine Doppelverglasung mit zwischen den Glaspaneelen eingelassenen elektrischen Jalousien. „Das erklärt auch die gut 100.000 Euro, die der Anbau letztlich gekostet hat, auch wenn Steinboden und Möbel von der Baustofffirma Bremer und der Sparkasse gestiftet wurden“, so Münnich. Der weitaus größte Betrag sei aber aus Spenderücklagen der vergangenen Jahre bezahlt worden, erklärt der Geschäftsführer. „Als Pflegeeinrichtung haben wir natürlich ganz anderen hygienische und technische Anforderungen zu erfüllen, als ein Privathaus“, ergänzt Christoph Voegelin.

Neuer Anbau fügt sich nahtlos in den Baubestand des Bottroper Hospizes ein

Trotz seiner ausgefeilteren Technik fügt sich der Anbau an den bestehenden alten Wintergarten optisch perfekt an und ergänzt in seiner Transparenz den auf der anderen Seite der Terrasse liegenden massiveren Bauquader mit den insgesamt acht Gästezimmern. „Von vorne sollte die Anmutung der alten Chefarztvilla mit Klinkerfassade und hohem Dachstuhl auch erhalten bleiben“, sagt Jürgen Münnich. Erhalten bleiben solle auch die familiäre Atmosphäre, die das Hospiz von Anfang an prägt,auch wenn der flache Anbau eine Aufstockung durchaus ermögliche.

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Inzwischen gäbe es auch wieder Wartelisten von Schwerkranken, die an der Osterfelder Straße aufgenommen werden möchten. „Das war gerade zu Hochzeiten der Pandemie nicht immer so“,sagt Christoph Voegelin. Zwar normalisiere sich die Situation auch im Hospiz derzeit zusehends. „Aber die Zahl der Ehrenamtlichen liegt immer noch um die Hälfte niedriger als vor der Pandemie“, so der Hausleiter. Viele hätten selbst zur Risikogruppe gehört, Neue hätten nicht anfangen können, weil keine Kurse stattfinden konnten. Eine Situation die das Hospiz mit der Ambulanten Hospizgruppe teilt.

Auch die Spenden seine zurückgegangen, so Geschäftsführer Jürgen Münnich. Viele Benefizveranstaltungen wie Spendenlauf oder Konzerte seien ausgefallen, große Beerdigungen, deren Teilnehmer oft für das Haus spendeten, seien ebenfalls nicht möglich gewesen. Erfreulicherweise sei die Zahl der Einzelspenden gestiegen, auch wenn das die Ausfälle nicht kompensieren konnte. So ist das Haus, das Sterbenskranken ein Lebensende in Würde ermöglicht, stärker denn je auf die Unterstützung der Bottroperinnen und Bottroper angewiesen.