Bottrop. Eine Weile gerät die Bottroper Einrichtung in den Ausnahmezustand und die Mitarbeiter fast an ihre Grenzen. Das Coronavirus hat vieles verändert.

Corona hat die Arbeit im Bottroper Hospiz verändert und besonders zu Beginn der Pandemie vor große Herausforderungen gestellt. Anlässlich des Welthospiztages am heutigen 10. Oktober blicken Bettina Alkemper, Pflegefachkraftsleiterin, und Hospizleiter Christoph Voegelin auf die vergangenen Monate. Alkemper spricht vor allem für April und Mai von einer „Zeit, die einen menschlich an bestimmte Grenzen gebracht hat“.

Ende April wird ein „Gast“, so werden die schwerkranken Menschen im Hospiz genannt, aufgenommen. Zu dieser Zeit findet im Vorfeld grundsätzlich noch keine Testung statt. Deshalb stellt sich erst nach der Aufnahme heraus, dass die Frau mit dem Coronavirus infiziert ist. Es werden Abstriche gemacht. Das Ergebnis: Zwei Mitarbeiter haben sich bei dem Gast angesteckt. Außerdem wird eine weitere Mitarbeiterin positiv auf das Coronavirus getestet. Infiziert hat sie sich außerhalb der Einrichtung. Vorsichtshalber werden alle Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt.

Pflegekräfte im Urlaub entscheiden sich für die Rückkehr

Pflegekräfte, die sich im Urlaub befinden, müssen kontaktiert werden. Sie entscheiden sich zur Rückkehr, um kurzfristig einzuspringen und auch Überstunden zu leisten. „Ansonsten wäre das alles noch schwieriger gelaufen“, lobt Voegelin den selbstlosen Einsatz. Leitung und Geschäftsführung sitzen in dieser Zeit mitunter bis tief in der Nacht zusammen und schreiben Dienstpläne. Eine Stress-Phase, die erst nach Wochen endet.

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Auf dem Höhepunkt der Pandemie kann das Hospiz nicht mehr auf die Unterstützung der rund 26 ehrenamtlichen Mitarbeiter setzen, etwa bei den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Die Helfer bleiben zu Hause. Voegelin zeigt Verständnis für deren damalige Entscheidung. „Etwa 90 Prozent von ihnen gehören zur Risikogruppe“, sagt der Hospizleiter. „Sie haben Angst um ihre eigene Gesundheit, und das ist zu respektieren.“ Die Abwesenheit muss jedoch aufgefangen werden. „Diese Mehrbelastung wurde auf den Schultern der Pflegekräfte getragen“, sagt Bettina Alkemper. Mittlerweile sind 16 Ehrenamtler wieder zurückgekehrt in den unterstützenden Hospiz-Dienst.

Seit Juni steht auch das Personal wieder komplett zur Verfügung. Seitdem hat es keinen weiteren Coronafall in der Einrichtung gegeben. „Das soll auch so bleiben“, sagt Voegelin. „Wir haben die Situation einmal durchgemacht und möchten es nicht wieder im Haus haben.“ Vorsicht ist trotzdem geboten. „Wir nehmen grundsätzlich nur Gäste auf, wenn ein negativer Abstrich aus den letzten 72 Stunden vorliegt“, sagt der Hospizleiter. Insgesamt verfügt das Hospiz an der Osterfelder Straße über acht Plätze.

Endlich können Besuchszeiten etwas verlängert werden

Glücklich sind Angehörige darüber, dass die Besucherzeiten im Laufe der Pandemie gelockert werden konnten. Anfangs war viel Kommunikation nötig, um die massiven Einschränkungen zu erklären. Die erste Regelung im Frühjahr sah vor, dass pro Gast nur ein Angehöriger für eine Stunde da sein durfte. Das galt für vormittags und nachmittags. Inzwischen sind zwei Besucher vormittags und zwei Besucher nachmittags ohne zeitliche Begrenzung erlaubt.

Im Haus gilt weiterhin Maskenpflicht für die Besucher und Pflegekräfte. Beim Erstbesuch müssen Daten wie Name, Adresse und Telefonnummer angegeben werden. Ein Fragebogen muss ausgefüllt und unterschrieben werden, die Temperatur wird gemessen. Die Verordnungen besagen, dass der Gast von den Pflegekräften berührt werden darf - jedoch müssen Mundschutz, Handschuhe und Kittel getragen werden. Angehörige tragen nur einen Mundschutz.

Hospiz benötigt Spenden

Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie ist das Hospiz in Bottrop mehr denn je auf finanzielle Spenden angewiesen.

Wer spenden möchte, kann die Summe auf folgende Konten überweisen: IBAN DE 80 4245 1220 0000 0232 91, BIC: WELADED1BOT (Sparkasse Bottrop) oder IBAN: DE 27 4246 1435 5232 8163 00, BIC: GENODEM1KIH (Vereinte Volksbank).

Außerdem benötigt das Hospiz die Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Mehr Infos zum Hospiz unter http://www.hospizbottrop.de/

Zwischenmenschlich hat Corona sichtbare Spuren hinterlassen. „Der Kontakt zu den Angehörigen hat sich verändert“, sagt Alkemper. Man gibt keinem mehr die Hand und nimmt keinen mehr in den Arm. Gleichzeitig suchten aber Angehörige, die im Hospiz soeben einen geliebten Menschen verloren haben, in dieser schweren Lebensphase den körperlichen Kontakt. Bettina Alkemper bezeichnet es als eine Gratwanderung zwischen ethischer Verantwortung und Corona-Regeln. „Wenn eine Mutter verstirbt und zwei Kinder hinterlässt, dann benötigen sie in ihrer Situation jemanden, der sie hält“, sagt sie.

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