Bottrop. Skypen ersetzt keinen Händedruck. Die Ehrenamtlichen der Hospizgruppe spüren die Härte der Coronaregeln und halten sie dennoch für richtig.

Bereit zu stehen, da zu sein und zum Ende hin doch nicht helfen zu können: Diese Erfahrung machen gerade die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem der ambulanten Hospizgruppe. Denn die Vorschriften zur Eindämmung der Coronaepidemie lässt den persönlichen Besuch, die Betreuung sterbenskranker Menschen daheim oder im Altenheim derzeit nicht zu.

Die Koordinatorinnen Anja Lenzyk (l.) und Christiane Raffel der ambulanten Hospizgruppe Bottrop zu Beginn des neuen Kurses für Ehrenamtliche, der wegen Corona nun nicht beendet werden konnte.  
Die Koordinatorinnen Anja Lenzyk (l.) und Christiane Raffel der ambulanten Hospizgruppe Bottrop zu Beginn des neuen Kurses für Ehrenamtliche, der wegen Corona nun nicht beendet werden konnte.   © Hospizgruppe

Das berichtet Peter Lüdeke von der Bottroper Hospizgruppe, der vor einigen Wochen viele Ehrenamtliche auf den Plan gerufen hatte, die daraufhin mehrere Tausend Schutzmasken genäht haben (die WAZ berichtete). Das weiß aber auch Christiane Raffel, die zusammen mit Anja Lenzyk als hauptamtliche Koordinatorin der Gruppe arbeitet. „Über 60 Aktive arbeiten zurzeit bei uns mit, beziehungsweise würden gerne mehr machen, wenn das möglich wäre“, sagt Christiane Raffel.

Natürlich nutzt die Gruppe alle zur Verfügung stehenden elektronischen Hilfsmittel. „Skypen, telefonieren, Besorgungen erledigen mit Sicherheitsabstand, wir haben sogar für unsere Ehrenamtliche günstige Handys gekauft, damit wenigstens dieser Kontakt bestehen bleibt“, so die Koordinatorin. Aber als sie Situationen beschreibt, in denen Todkranke kaum noch den Bildschirm sehen, sprechen oder das Telefon halten können, muss sie selbst kurz schlucken. „Keine Technik der Welt kann einen Händedruck, ein Streicheln oder vielleicht letzte liebevolle Blicke in die Augen ersetzen - und das ist schwer, für alle.“

Beerdigungen in Kleinstgruppen fallen Angehörigen oft schwer

Stark eingeschränkt ist auch die Trauerbegleitung der Hospizgruppe, denn nicht nur das regelmäßig stattfindende Trauercafé muss ausfallen. „Wir wissen, das viele Angehörige auch unter den strikten Regeln zur Beisetzung ihrer Angehörigen leiden“, so Christiane Raffel. Da dürfen maximal zehn Trauernde verloren am Grab eines lieben Menschen stehen, es gibt keine Aufbahrungen und dann liest man in der Zeitung von Clan-Beerdigungen in Berlin oder Riesengruppen in Castrop-Rauxel quasi mit Billigung der Polizei, da war ich schon entsetzt“, sagt die engagierte Frau, die im übrigen die staatlichen Regelungen für absolut richtig und wichtig erachtet. Immerhin drohe sonst die Gefahr einer zweiten Infektionswelle.

Der Zusammenhalt der Ehrenamtlichen leide allerdings nicht in der Coronazeit. Der Kontakt sei weiter sehr gut. Nur, dass der letzte Ausbildungskurs für zwölf neue Ehrenamtlich Ende März nicht abgeschlossen werden konnte, bedauert Christiane Raffel. Es fehlten nur wenige Stunden. So können die Neuen das Team vorerst nicht verstärken.

Drei Infektionsfälle im stationären Hospiz

Das stationäre Hospiz an der Osterfelder Straße erfährt die Auswirkungen der Coronaepidemie gerade in den eigenen Reihen. „Zwei der 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegebereich und ein Gast sind gerade positiv auf Corona getestet worden und befinden sich nun in Quarantäne“, sagt Leiter Christoph Voegelin. Er zeigt sich erleichtert über die reibungslose Zusammen mit dem Krisenstab der Stadt, Gesundheitsamt und Feuerwehr, aber auch mit „Bottrop hilft“.

Christoph Voegelin (Leiter) Jürgen Münnich, Geschäftsführer des stationären Hospizes in Bottrop.
Christoph Voegelin (Leiter) Jürgen Münnich, Geschäftsführer des stationären Hospizes in Bottrop. © FUNKE Foto Services

„Als wir uns wegen der Infektionsfälle meldeten, wurde sofort die Maschinerie in Bewegung gesetzt, damit wir nun möglichst schnell Ersatz für die fehlenden Mitarbeiter bekommen.“ Auch Geschäftsführer Jürgen Münnich hat nur Lob übrig. Als wir keine Schutzmasken hatten, habe ein Anruf genügt und am nächsten Tag habe die Feuerwehr mir dem Material vor der Tür gestanden.

Allerdings ist die ehrenamtlich Hilfe auch im Hospiz ganz heruntergefahren worden. „Das spüren wir, auch wenn es dabei weniger als in der ambulanten Gruppe um die direkte Betreuung der Gäste geht, wir haben strenge Regeln, besuche sind aber möglich“, so Christoph Voegelin. Alle hoffen nun, das die Quarantänemaßnahmen nur prophylaktisch seien und die Betroffenen weiter kein Symptome zeigen. Dass die Infektion verschwinde, sei auch bei Schwerstkranken zu beobachten. Ein kleiner Lichtblick.

Aktion „Freude schenken“ der Hospizgruppe

Die Ambulante Hospizgruppe bittet Kinder und Jugendliche in dieser Coronazeit um selbstgemalte Bilder, die dann an Bewohner in Senioreneinrichtungen verschenkt werden. Egal ob Bilder, Briefe oder kreative Ideen: Sie werden Menschen, auch wenn man sich persönlich nicht kennt, Freude bringen.

Wer die Aktion unterstützten möchte, kann die Bilder an diese Adresse schicken: Ambulante Hospizgruppe Bottrop e.V., Neustr. 2, 46236 Bottrop. Von Montag bis Freitag zwischen 9 und 11 Uhr können Arbeiten auch direkt an der Neustraße abgegeben werden.