Bottrop. Bislang haben Firmen keine rechtliche Handhabe, den Impfstatus ihrer Mitarbeiter abzufragen. Wie Bottroper Unternehmen damit umgehen.

Geimpft oder nicht geimpft? Für viele Firmen ist das eine relevante Information, doch sie dürfen ihre Mitarbeiter nicht danach fragen. Lediglich für sensible Bereiche wie Kitas, Pflegeheimen und Schulen soll es diese Möglichkeit geben, wie die Große Koalition jüngst beschlossen hat. Krankenhäuser dürfen bereits seit vielen Jahren den Impfstatus ihrer Mitarbeiter abfragen.

Für das Bottroper Unternehmen Seepex mit seinen rund 400 Mitarbeitern am hiesigen Standort ist der Infektionsschutz vor allem in der Produktion wichtig, dort, wo die Exzenterschneckenpumpen hergestellt werden und wo niemand auf das Homeoffice ausweichen kann. Die Firma hat auf freiwilliger Basis den Impfstatus ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgefragt, um die Sicherheitsmaßnahmen entsprechend anzupassen.

Freiwillige Abfrage des Impfstatus bei Bottroper Firmen

„Aufgrund unserer Historie als Familienunternehmen besteht ein sehr hohes Vertrauensverhältnis zwischen den Mitarbeitern untereinander und zur Geschäftsführung“, sagt Seepex-Sprecherin Ferdinande Epping. Demnach sei die Teilnahme an der Umfrage „völlig unproblematisch“ gewesen. In der Produktion seien rund 90 Prozent der Mitarbeiter vollständig geimpft, insgesamt seien es etwa 70 Prozent.

„Ungeimpfte Mitarbeiter testen sich freiwillig zwei Mal pro Woche eigenverantwortlich“, sagt Epping. Die Test-Kits werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich gelten weiterhin die Hygienemaßnahmen, wie das Tragen einer Maske sowie das regelmäßige Desinfizieren. „Mit dieser Vorgehensweise sind wir in den vergangenen Monaten unbeschadet durch die Pandemie gekommen.“ Zwei Corona-Fälle mit leichtem Verlauf bei ungeimpften Mitarbeitern habe es zuletzt gegeben; sie hatten allerdings keinen Kontakt zu Kollegen.

Keine Testpflicht der Mitarbeiter – nur freiwilliges Angebot

Auch die MC-Bauchemie setzt beim Thema Impfstatus auf die Freiwilligkeit. Dort hatten im Juni und Juli Betriebsimpfungen stattgefunden, an denen 180 Mitarbeiter sowie 80 Angehörige teilgenommen haben. „Zusammen mit den freiwilligen Informationen zum Impfstatus schätzen wir, dass wir eine Impfquote von mehr als 85 Prozent haben“, sagt Sprecher Saki M. Moysidis. In der Produktion seien es sogar mehr als 90 Prozent.

Impfstatus-Abfrage: Gesundheitsminister dafür

Aktuell müssen Mitarbeiter ihren Impfstatus nicht dem Arbeitgeber verraten. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann würde es allerdings begrüßen, die Corona-Arbeitsschutzverordnung dahingehend zu ändern, dies sei „aus Gründen des Infektions- und Arbeitsschutzes grundsätzlich eine gute Idee“.

Auch der Arbeitgeberverband hatte sich für die Legitimierung der Impfstatus-Abfrage ausgesprochen, der Deutsche Gewerkschaftsbund hingegen will die Kontrolle des Impfstatus nicht generell auf die Betriebe und deren Beschäftigte abgewälzt sehen.

Aufgrund fehlender gesetzlicher Vorgaben können die Mitarbeiter nicht zum Testen verpflichtet werden, allerdings bietet die MC-Bauchemie bereits seit dem Frühjahr freiwillige, kostenlose Tests an. „Darüber hinaus haben wir Teams und Schichten von Beginn der Pandemie an so organisiert, dass eventuelle Ansteckungen minimiert und der Betriebsablauf gesichert ist“, so Moysidis. Der letzte Corona-Fall – ein ungeimpfter Mitarbeiter im Betrieb – sei schnell isoliert und in Quarantäne geschickt worden, so dass er niemand weiteren angesteckt.

9000 bis 12.000 wöchentliche Schnelltests in Bottrop

Bei der Stadtverwaltung, dem mit über 1800 Mitarbeitern größten Arbeitgeber in Bottrop, habe es zuletzt kein signifikante Infektionsgeschehen gegeben. Eine Übersicht, wie viele Mitarbeiter geimpft sind, hat die Stadt nicht, so Sprecher Andreas Pläsken. Aber in manchen Bereichen ist das Impfen Pflicht: „Jemand, der nicht geimpft ist, kann nicht selber impfen.“ Auch für die Arbeit im Gesundheitsamt muss eine Impfung vorliegen.

Die Stadt ermöglicht ihren Mitarbeitern im Saalbau, sich kostenlos testen zu lassen. Grundsätzlich sei die Bereitschaft hoch. „In Bottrop werden immer noch zwischen 9000 und 12.000 Tests pro Woche gemacht.“