Bottrop. Bottroper Hausärztesprecher erwartet keine Probleme mit den Auffrischungsimpfungen ab September. Impfzentrumsleiter hat Bedenken.
Die Impfzentren im Land schließen definitiv Ende September. Dazu kommen Meldungen wie aus Mülheim, dass sich Ärzte aus unterschiedlichen Gründen zunehmen vom Impfen verabschieden, und steigende Infektionszahlen. In Bottrop kletterte die Inzidenz am Freitag über 60. Wie sollen da im Herbst die anvisierten Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 reibungslos über die Bühne gehen? Der Bottroper Ärztesprecher schaut mit Zuversicht auf diese Zeit – und der Leiter des Bottroper Impfzentrums mit Sorge.
Ärztesprecher: Bottroper Hausärzte führen Impfungen weiter
Für Bottrop sagt Dr. Christoph Giepen, selbst Allgemeinmediziner und Sprecher des hiesigen Ärztevereins: „Es sieht so aus, dass allenfalls einzelne Facharztpraxen das Impfen mangels Nachfrage und wegen vermehrten Termin-Absagen aufgegeben haben. Bei den Hausärzten läuft es normal weiter.“ Die Impfzahlen seien insgesamt zurückgegangen. „Es gibt sehr kurzfristig Termine, so dass es keine Probleme mit den Boosterimpfungen ab September geben sollte“, so Giepen weiter. „Diese sind zunächst ja auf bestimmte Risikogruppen begrenzt und werden sechs Monate nach der zweiten Impfung gegeben.“
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Zu diesen Risikogruppen zählen Hochbetagte, Pflegebedürftige und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.
Bottroper Impfzentrumsleiter: September als Generalprobe für Boosterimpfungen
Den September mit den ersten Boosterimpfungen wertet Impfzentrumsleiter Michael Althammer denn auch als Generalprobe, ob die Hausärzte die Aufgabe bewältigen können. „Die Ärzte sollen ja auch in die Pflegeeinrichtungen gehen“, so Althammer; dafür würden keine mobilen Teams mehr zur Verfügung stehen. Ab Oktober erwartet er deutlich mehr zu verabreichende Drittimpfungen - mit der Zeit wurden ja auch immer mehr Leute in den Impfzentren immunisiert.
Gleichzeitig sind die Impfzentren ab 1. Oktober durchgehend geschlossen, „da wird es auch kein Zurück mehr geben“. Althammer weiter: „Dann wird es schwierig, wenn man dann im Oktober/November feststellt: Die Ärzte schaffen es nicht, aus welchen Gründen auch immer.“ Schließlich stehe auch noch die normale Erkältungs- und Grippewelle wieder an – ganz zu schweigen von all den anderen Erkrankungen, die es ja auch noch gibt.
„Mit der Nachbetreuung, mit den kleinen Wartezimmern, die sie haben, schaffen Arztpraxen gar nicht so viele Impflinge wie so ein riesiges Impfzentrum“, gibt Althammer zu bedenken.
Sprunghaft gestiegene Inzidenz in Bottrop verstärkt die Sorge
Er zieht zum Vergleich die Immunisierung von Kindern und Jugendlichen heran. „Bis vor drei Wochen durften die Kinder und Jugendlichen nur von den Kinder- und Jugendärzten in der Praxis geimpft werden.“ Dann wurde diese Regelung aufgehoben, das Impfzentrum stieg mit seinen niedrigschwelligen Angeboten ein – „und da merkt man, dass die Zahl der Impfungen jetzt deutlich angestiegen ist“.
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Althammers Sorge wird verstärkt durch die zu Freitag sprunghaft gestiegenen Infektionszahlen in der Stadt. „Obwohl wir in Bottrop eine wahnsinnig hohe Impfquote haben, explodieren die Zahlen“, bemerkt der Impfzentrumsleiter. Die Inzidenz hat sich von Donnerstag auf Freitag von 34 auf 60,4 nahezu verdoppelt. „Auch wir in Bottrop sind mitten in der vierten Welle. Wenn dann die Boosterimpfungen nicht so schnell gehen wie sich das eigentlich jeder Bürger wünschen würde, dann mache ich mir tatsächlich Sorgen“, bekräftigt Althammer.