Bottrop. Für Ungeimpfte wird der Zutritt zu Innenräumen mit der Testpflicht schwieriger. Die Verantwortlichen warten noch auf verbindliche Regeln.
Die Coronazahlen steigen weiter. Auch in Bottrop wurde die Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Fällen auf 100.000 Einwohner fast wieder erreicht. Daher stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ministerpräsidentenkonferenz und die Bundeskanzlerin am Dienstagnachmittag neue Regeln auf und erhöhen so auch den Druck auf Ungeimpfte.
Das Instrument, das fast alle trifft, die nicht geimpft oder genesen sind, ist die Pflicht, ab 23. August beim Betreten öffentlicher Innenräume einen negativen Coronatest vorlegen zu müssen. Das betrifft also fast alle Bottroperinnen und Bottroper, Einrichtungen wie Seniorenheime, Krankenhäuser, Schwimm- und Sportzentren, Kulturveranstaltungen und die ohnehin gebeutelte Gastronomie ebenso wie die Kirchen.
Testpflicht in der Kirche: Protestanten sehen neue Hürde für Gottesdienstbesuch
Es werde so eine weitere Hürde für den Gottesdienstbesuch aufgebaut, sagt Steffen Riesenberg, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten. Er zeigt sich aber auch sicher, dass Kirchen, wie schon in den vergangenen anderthalb Corona-Jahren, ihr Regelwerk gemäß der Landesvorgaben anpassen.
„Allerdings ist die Coronaschutzverordnung bislang noch nicht ausformuliert und liegt uns auch nicht vor, das dauert erfahrungsgemäß einige Tage, aber daran werden wir uns wie bisher orientieren“, so der Geistliche. Aus dessen Sicht sei in der verfassten gesamten Westfälischen Landeskirche keine Infizierung durch Gottesdienste erfolgt. Fälle habe es lediglich in freikirchlichen Gemeinschaften im Bereich Lippe gegeben, wo es auch „drunter und drüber“ gegangen sei.
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In den Bottroper Kirchen fänden ohnehin, wie in allen Gemeinden des Kirchenkreises, Gottesdienste gemäß der Coronaschutzregeln statt, die Nachverfolgbarkeit sei gewährleistet und ab 23. August müsse nun - falls Gottesdienste nicht anders bewertet werden - der negative Test von allen vorgelegt werden, die nicht genesen oder geimpft seien. Das seien inzwischen allerdings weit über 90 Prozent der Gottesdienstbesucher.
Bottrops Katholiken warten auf verbindliche Vereinbarung zwischen Land und Bistümern
Stadtdechant Jürgen Cleve äußert sich ohne neuerliche konkrete Vorlage nicht zu den gestern bekanntgewordenen Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz. „Von der Grundstimmung her bin ich ganz entspannt, wir warten, wie zuvor auch, die offizielle rechtlich verbindliche Vereinbarung zwischen den katholischen Bistümern und dem Land NRW ab und werden uns in Bottrop dementsprechend verhalten“, so der Propst von St. Cyriakus. Solange würden die Gemeinden auch nicht vom bisherigen erfolgreich praktizierten Coronaschutzkonzept abweichen.
Als Restaurantinhaber findet zum Beispiel Stefan Bertelwick vom Gasthof Berger in Feldhausen eine Testpflicht beim Besuch von Innenräumen „im Prinzip gut“. „Aber natürlich leidet die Spontanität eines Restaurantbesuches darunter, denn nicht jeder, der am Wochenende nach einem Spaziergang einkehren möchte, hat die Gelegenheit, noch schnell einen Test zu machen.“ Die Ankündigung von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), einen neuerlichen Lockdown verhindern zu wollen, sei aus Sicht der Gastronomie beruhigend. „So haben wir wenigstens Planungssicherheit“, sagt Bertelwick.
Personal- und Lieferengpässe beschäftigen den Wirt mehr als die Corona-Testpflicht
Ohnehin plagen den Wirt derzeit ganz andere Sorgen: „Wir mussten bereits unsere Öffnungstage reduzieren, weil wir echten Personalmangel haben.“ Dazu sei der Andrang der Gäste so groß, dass man inzwischen keinen Unterschied mehr spüre zwischen Wochenende und Wochentagen. Dazu kämen steigende Preise für einige Lebensmittel sowie teilweise Lieferschwierigkeiten. „Das macht mir jedenfalls mehr Kopfzerbrechen, als die Testpflicht“, so der über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Gastronom, der inzwischen wieder selbst täglich am Herd steht.