Bottrop. Der „Zechentreff“ auf zwei Ebenen ist einer der ungewöhnlichsten Biergärten des Reviers. Versteckt zwischen Grusellabyrinth und Malakoffturm.

Es gibt nur wenige Orte in Bottrop, an dem sich Bergbaugeschichte so verdichten wie auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Prosper II. Bald sind von den einst zahlreichen Industriebauten nur noch die ehemalige Kaue - heute Grusellabyrinth - und der denkmalgeschützte Malakoffturm übrig. In deren Schatten liegt aber seit gut einem Jahr einer der ungewöhnlichsten Biergärten des alten Reviers: der „Zechentreff“.

Wo früher Kohlenstaub wirbelte, liegt heute heller Sand

Ungewöhnlich allein schon deshalb, weil sich der „Zechentreff“ über zwei Ebenen zieht. Unten fast klassisch - oder doch nicht? Denn Tische, Bänke und der Bierwagen (frisch gezapftes Stauder und Anderes) stehen auf feinem Sand, sicher (noch) nicht vom Emscherstrand. Einige Wege bedecken rustikale Holzplanken, so dass auch Besucherinnen in Pumps nicht direkt versinken. Aber auf einem Zechengelände werden solch modische Eskapaden seit jeher eher mit Argwohn beobachtet.

Beste Aussicht auf den Abriss von Prosper II

Und dann geht’s nach oben, auf die erste Etage: Die große Terrasse auf ihren fragilen Stützen schwebt wie eine riesige Loge über allem. Und wie aus einer Theaterloge schweift dann auch der Blick aufs „Bühnenbild“. Das liefert zur Zeit das Gelände der ersten Zeche auf Bottroper Stadtgebiet (Inbetriebnahme 1875) selbst. Links und rechts des alten Malakoffturms vollzieht sich nämlich seit gut einem Jahr der Abriss der alten Zechengebäude und das dürfte noch einige Zeit so weitergehen. „So manch ein Kumpel oder auch Bottroper, die die alten Anlagen noch in Betrieb erlebt haben, kommen her und schauen, was da gerade passiert“, sagt Michael Bierhahn. Der Geschäftsführer der „Erlebniswelt Grusel GmbH“ findet es spannend, was gerade in nächster Nähe zum Grusellabyrinth passiert, hofft aber auch, dass nicht alle Bauten aus der Bergbauzeit verschwinden. Denn der riesige Rundbau der früheren Kohlemischhalle sei schon ein Hingucker, vor allem von den „Logenplätzen“ der Terrasse aus.

Sascha Diener, Betriebsleiter des „Zechentreff“, macht den Bierwagen wieder fit fürs Wochenende. Zurzeit hat der Biergarten von Freitag bis Sonntag geöffnet.
Sascha Diener, Betriebsleiter des „Zechentreff“, macht den Bierwagen wieder fit fürs Wochenende. Zurzeit hat der Biergarten von Freitag bis Sonntag geöffnet. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Unten möbelt Sascha Diener gerade den Bierwagen wieder auf. Der Betriebsleiter des „Zechentreff“ hat gerade ein paar Schließtage hinter sich. Denn coronabedingt öffnet dieser ungewöhnliche Ort momentan nur von Freitag bis Sonntag. Die Pandemie und dadurch bedingte Zwangsschließung hat auch sonst Spuren hinterlassen, die Bierhahn, Diener und Marcel Hoppe, der nun für Presse und Marketing zuständig ist, am liebsten vergessen würden. Von 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor dem Lockdown im „Zechentreff“ und Grusellabyrinth sind derzeit noch neun dabei. Deshalb blicken alle lieber nach vorne, hoffen auf eine Neubewertung zum Beispiel der Inzidenzzahlen durch Politiker und Experten und darauf, dass so etwas wie ein Lockdown nicht noch einmal passiert.

Konzertreihe Open-Air: noch fünf Live-Auftritte im August

„Wir hoffen aber auch auf gutes Wetter, denn unsere Open-Air-Reihe wollen wir auf jeden Fall durchziehen“, sagt Michael Bierhahn. Denn neben der großen Kulisse von Prosper II gibt es auch eine echte Bühne im Biergarten, auf der allein im August noch fünf Live-Auftritte stattfinden. Blues-, Punk- oder Retro-Rock der 60er und 70er wechseln sich dabei in schöner Regelmäßigkeit ab. Auch ein Karaoke-Abend ist dabei (siehe Info unten). Damit nimmt der „Zechentreff“ ein wenig die Tradition der alten Zechenkneipe Heintze auf, die zum Leidwesen vieler Bottroperinnen und Bottroper nach über sechs Jahrzehnten wegen Corona schließen musste. „Dort gingen früher ja noch die Kumpel von Prosper hin, manche kommen nun zu uns, natürlich nicht unbedingt, wenn eine Punk-Band auftritt“, sagt Michael Bierhahn. Andersherum seien auch Gäste des Grusellabyrinths oder Mitarbeiter zu Heintze gegangen, vor allem dann, wenn in der Kaue noch alles geschlossen war. Zusammen sei man jedenfalls so etwas wie ein kleines Biotop an der Knappenstraße gewesen, so Michael Bierhahn.

Coole Drinks zwischen „Gelsenkirchener Barock“: Martin Funke, Barkeeper im „Zechentreff“, weiß, dass seinen Gästen heute das klassische „Herrengedeck“ der Bergleute von einst nicht mehr ausreicht.
Coole Drinks zwischen „Gelsenkirchener Barock“: Martin Funke, Barkeeper im „Zechentreff“, weiß, dass seinen Gästen heute das klassische „Herrengedeck“ der Bergleute von einst nicht mehr ausreicht. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Ein bisschen Flair wie „früher bei Omma“ hat auch die Bar in der alten Kaue. Dort mixt zum Beispiel Martin Funke zwischen Standuhr, Stehlampe und „Gelsenkirchener Barock“ ganz modern-gradlinig Cocktails, Longdrinks. Denn Zechennostalgie hin- oder her: Das gute alte „Herrengedeck“ oder der „Samtkragen“der Bergleute von einst reicht dann doch nicht mehr. Die Speisekarte ist biergartenkompatibel: Pizza, Flammkuchen (auch als süße Variante), Eis - auch für die Kleinen. Denn geöffnet ist schon ab nachmittags. Übrigens: Der „Zechtreff“ lässt sich auch als Eventlocation buchen. Dann ist kulinarisch natürlich einiges mehr möglich.

Die nächsten Live-Auftritte

Beim nächsten Live-Auftritt am Freitag, 13. August, tritt ab 19.30 Uhr das schwedische Powertrio Stew mit Retro-Rock der 60er und 70er Jahre auf. Am Samstag, 14. August, ist Karaoke angesagt. Punk-Rock mit der Formation DASNIWO gibts am Freitag, 20. August, einen Abend später, 21. August, folgt Dr. Bagu mit Blues-Rock bevor es am 27. August mit der Bottroper Band „MalEgal“ wieder punkig wird.

Öffnungszeiten und Kontakt

Knappenstraße 36, 46238 Bottrop. FR: 16 bis 24 Uhr; SA: 14 bis 24 Uhr; SO: 14 bis 22 Uhr. Den „Zechentreff“ kann man auch als Event- und Feier-Location buchen. Info: zechentreff.de.