Bottrop. Das Bottroper Unternehmen DWT hat E-Autos angeschafft, die die Mitarbeiter wochenweise als Privatwagen nutzen dürfen. Das steckt dahinter.

Melanie Hübner ist überzeugt, für den Stadtverkehr sei so ein Elektroauto wirklich eine gute Sache. Und die Sorge um die Reichweite – völlig überbewertet. Dabei sei sie anfangs skeptisch gewesen, habe nicht gedacht, dass E-Mobilität für sie infrage käme. Wenn man so will hat Ihr Chef Michael Weymann das Umdenken herbeigeführt. Denn der Geschäftsführer des Bottroper Unternehmens DWT hat zwei Elektroautos geleast, die er nun seinen Mitarbeitern wochenweise überlässt. Die können den Wagen nach Belieben privat nutzen und auf diese Weise Erfahrungen mit der Elektromobilität machen.

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Doch wie kommt der Unternehmer auf diese doch ungewöhnliche Idee? „Ich fahre seit Anfang des Jahres selbst ein Elektroauto und bin davon begeistert“, sagt Michael Weymann. So sei er dann auf die Idee gekommen, auch seinen Mitarbeitern einfach und unkompliziert die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu überzeugen. Und die Nachfrage nach den beiden VW ID.3 sei groß, berichtet er. „Eigentlich hat sich schon fast jeder gemeldet, einige sogar schon mehrmals.“

Den Strom für die E-Autos gewinnt die Bottroper Firma mit der eigenen Solaranlage

Weymann, der auch in seinem Unternehmen viel Wert auf Nachhaltigkeit legt, hofft natürlich darauf, den ein oder anderen Mitarbeiter zu überzeugen, beim Neukauf eines Wagens auf den E-Antrieb zu setzen. Strom für die Fahrzeuge liefert die Solaranlage auf dem Dach der Firma. Deren Ertrag übersteige schon jetzt wieder die Erwartungen für dieses Jahr, berichtet Weymann. Normalerweise würde man derzeit überschüssigen Strom ins Netz einspeisen. Stattdessen fließt der nun an der firmeneigenen Ladesäule in die Akkus der E-Autos.

Der Geschäftsmann rechnet vor: „Normalerweise bekäme ich neun Cent pro Kilowattstunde, wenn ich den Strom einspeise. Lade ich stattdessen mein E-Auto, kostet mich die Kilowattstunde an der Ladesäule quasi neun Cent.“ Hochgerechnet kosteten ihn die hundert Kilometer am Ende 2,50 Euro. Ein Preis, bei dem kein Diesel und kein Benziner mithalten kann. Auch seinen Mitarbeitern stünde die Ladesäule zur Verfügung und werde der Bedarf größer, würde Weymann auch noch weitere aufstellen lassen.

Anfangs war der Umstieg auf das E-Auto ungewohnt

Für den Geschäftsführer ist so eine Aktion aber selbstverständlich auch eine Möglichkeit, sich im Kampf um Mitarbeiter oder potenzielle Azubis noch einmal hervorzuheben. Denn auch die können die Wagen nutzen. Überhaupt tue man viel für die Mitarbeiter. „Wir sind ein gutes Team und diese Sache fördert das noch zusätzlich.“

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Melanie Hübner gehört zu denjenigen, die schon mehrmals einen der Wagen nutzen durfte. Anfangs sei es echt ungewohnt gewesen, sagt sie. „Ich musste immer wieder gucken, ob der noch an war. Man hört ja nichts.“ Auch die ungewohnte Beschleunigung sei anfangs etwas, worauf man sich zunächst einstellen müsse, berichtet Melanie Hübner von ihren Erfahrungen. Insgesamt aber sei das E-Auto in der Stadt vollkommen alltagstauglich, hat sie festgestellt. Für die Fahrten zur Arbeit, zum Einkaufen oder auch mit den Kindern sei auch die Reichweite locker ausreichend. „Ich habe den hier am Montag vollgeladen mitgenommen und musste erst nach einer Woche nachladen.“

Ladeinfrastruktur ist in Deutschland besser als in manch anderem Land

Ähnliche Erfahrungen hat auch Michael Weymann gemacht. Auch die Ladeinfrastruktur sei besser als vielfach angenommen, so seine Erfahrung. Er zieht das Handy aus der Tasche ruft die App zu seinem Wagen auf und die zeigt ihm im Umkreis von vier Kilometern zum Firmenstandort in der Boy fünf Säulen an.

Da seien andere Länder wesentlich schlechter aufgestellt, berichtet er. Eigentlich habe er mit seinem E-Auto auch nach Frankreich in den Urlaub fahren wollen. Doch bei der Planung habe er denn festgestellt, dass es in Südfrankreich am Urlaubsort kaum Lademöglichkeiten gebe. Also blieb der Stromer in dem Fall dann doch in der heimischen Garage.

Über DWT

Das Unternehmen DWT ist im Sommer 2015 von Essen in die Boy auf das ehemalige Hüls-Gelände gezogen. Das Unternehmen ist unter anderem spezialisiert auf den Handel und Bau von Spezialwerkzeugen um Rohre und Pipelines in der Chemie oder Ölindustrie zu schneiden. Außerdem stellen die Mitarbeiter in der Boy Stickstoffgeneratoren her und handeln mit professionellen Montage- und Schraubwerkzeugen – beispielsweise mit Druckluftschraubern oder Nietgeräten.

Zuletzt hat sich das Unternehmen auch am Projekt Ökoprofit beteiligt. So konnte das Unternehmen seinen Energie- und Materialverbrauch spürbar senken – sowohl durch die Installation einer großen Photovoltaikanlage als auch durch diverse Änderungen im Papierverbrauch und der Müllentsorgung