Bottrop. Beim Impfen ohne Termin am Wochenende hat das Impfzentrum fast 1000 Dosen an die Frau oder den Mann gebracht. So wird es aber nicht weitergehen.
Am Wochenende hatte das Team des Impfzentrums am Südring noch einmal gut zu tun und war froh darüber. Fast 1000 Menschen nutzten das Angebot des Impfens ohne Termin. Damit liegt Bottrop wie schon seit Monaten weit vorn in NRW bei den Impfquoten. Doch es reicht eben noch nicht: „Bis zum Herdenschutz ist es noch ein ganzes Stück Weg“, sagt Michael Althammer, der Leiter des Impfzentrums. Vor diesem Hintergrund sieht er mit Sorge: Die Impfbereitschaft sinkt.
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82.675 Erstimpfungen und 65.094 vollständig Geimpfte zählte die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) für Bottrop am Montag. Um die ausstehenden Zweitimpfungen macht sich Althammer keine Sorgen. „Mit der Erstimpfungen haben diese Menschen ihr Impfinteresse bewiesen. Die holen sich auch ihre zweite Dosis ab.“
Es fehlen noch Tausende von Impfungen zum Herdenschutz
Aber: Um den Herdenschutz zu erreichen, müssen Ärzte und Politiker in Bottrop noch einige tausend Menschen zum Impfen überzeugen. Althammer rechnet vor: „Bei den 18- bis 59-jährigen Bottropern haben wir 70 Prozent der Erstimpfungen geschafft. Für die Herdenimmunität brauchen wir aber 85 Prozent.“ Bei den Menschen ab 60 liegt die Quote der Erstimpfungen schon über 80 Prozent; die Quote für eine Herdenimmunität liegt allerdings in dieser Altersgruppe bei 90 Prozent.
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Viele noch nicht Geimpfte werden aller Voraussicht nach nicht ins Impfzentrum kommen. Entweder sind sie skeptisch, ob eine Impfung für sie Sinn macht, oder sie haben sich bereits entschieden: Für mich macht sie keinen Sinn. Um diese Menschen zu überzeugen, sagt Althammer, „müssen wir jetzt zu den Leuten kommen. Wir werden eine große Überzeugungsarbeit leisten müssen, und dennoch werden die Menschen nicht mehr in großer Zahl kommen.“ Auch die KVWL mahnt: „Nur wenn sich ausreichend Menschen impfen lassen, können wir eine Herdenimmunität erreichen und die Pandemie noch besser in den Griff bekommen!“
Werben auf allen Kanälen
Immer mehr Aufwand bei immer weniger Ertrag: Volks- und Betriebswirtschaftler können genau berechnen, ab wann das unwirtschaftlich wird. Althammer: „Das muss uns aber in dieser Situation egal sein: Jede Impfung zählt.“ Und deshalb wirbt das Team schon seit Tagen auf allen Kanälen.
„Wir haben jeden Verteiler genutzt, den wir finden konnten“, sagt Althammer: Schulen, Vereine, Moscheevereine. Mit ersten Erfolgen: So hat Landwirt Jörg Umberg am Montag drei Dutzend seiner Erntehelfer aus Kirchhellen an den Südring gefahren.
Impfbus am Südring-Center
Am Samstag wird das Team im Wortsinn zu den Leuten kommen: Am Südring-Center werden die Mitarbeiter von 10 bis 16 Uhr unter den Samstags-Einkäufern für eine spontane Impfentscheidung werben, so wie die Mitarbeiter es schon im Mai in Welheim gemacht haben. Geimpft wird im Impfbus auf dem Parkplatz. Und am Sonntag (18. Juli) wird es noch einmal einen Tag des offenen Impfzentrums mit Impfen ohne Termin geben. Mit Gewinnspiel: Unter den Erstimpflingen werden zweimal zwei Eintrittskarten in den Movie Park verlost.
Während das Team vom Impfzentrum noch um Erst- und Zweitimpfungen wirbt, wächst die Sorge, dass zwei Impfungen nicht ausreichen könnten. Aus Israel kommt die Nachricht, seit der Ausbreitung der Delta-Virusvariante sei die Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffes bei der Verhinderung einer Infektion auf 64 Prozent gesunken; vor einer schweren Erkrankung schütze sie aber immer noch zu 93 Prozent.
Kommt die dritte Impfung?
Biontech hat deshalb die Zulassung eines Impfstoffs für eine Auffrischungsimpfung beantragt. Das Unternehmen geht davon aus, „dass eine dritte Dosis innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung erforderlich sein wird“. Wer die verimpfen wird, ist noch völlig ungeklärt. Bisher will das Land die Finanzierung der Impfzentren zum 30. September einstellen. Althammer: „Das wird eine große Herausforderung für NRW.“
Impfangebote für Kinder und Jugendliche
Eigentlich hatten Stadt und Kassenärzte am Montag Impfungen für Kinder und Jugendliche von 12 bis 15 Jahren machen wollen. Diese Aktion hatte das Landesgesundheitsministerium aber letzte Woche verboten.
Althammer hofft aber, dass es in dieser Frage in den nächsten Tagen eine Einigung geben könnte: „Wir stehen bereit, 4000 jungen Bottropern zwischen 12 und 15 Jahren ein Impfangebot zu machen. Dann können die Familien immer noch entscheiden, ob sie es annehmen wollen.“