Bottrop-Kirchhellen. Pfarrer Martin Rödel aus Kirchhellen erzählt von Entwicklungen, die es ohne die Pandemie nicht gegeben hätte. Einzelsegnung als intensiver Moment.
Ein ganzes Jahr Konfirmation Pandemiebedingt mussten viele Konfirmationen verschoben werden – auch aus dem vergangenen Jahr. Wie jetzt ein ganzes Jahr gefeiert wird und was die Veränderungen Positives mit sich bringen, erzählt jetzt Pfarrer Martin Rödel.
Im Winter ging pandemiebedingt fast gar nichts
Normalerweise feiern die Jugendlichen in der Zeit nach Ostern ihre Konfirmation, auch in der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop. Und das im Kreis ihrer Liebsten, ihrer Konfigruppe, Pfarrerinnen und Pfarrer und allen, die sonst noch dazu stoßen. Vergangenen Herbst fanden noch ein paar nachgeholte Segnungen im kleinen Kreis statt, dann ging lange Zeit pandemiebedingt nichts.
Konfirmationen fanden später fast an jedem Wochenende statt
Seit den ersten Lockerungen nach der langen Winterpause findet nun fast an jedem Wochenende Konfirmation statt. „Jetzt wird das ganze Jahr gefeiert. Konfirmation ist durchgehend Thema“, so Pfarrer Martin Rödel. Er begleitet die Jugend in Kirchhellen. Ihm und den Kolleginnen und Kollegen war schnell klar: Abendmahl und Segnungen in der sonstigen Form müssen ausfallen. Auch voll besetzte Bänke und das Mitsingen während des Gottesdienstes sind so nicht möglich. Ist die Konfirmationsfeier dann überhaupt noch eine Option? Ja, ist sie. Man könne sich das wie eine Taufe vorstellen, erklärt Rödel. Die Konfirmanden werden einzeln gesegnet, teilweise sogar von ihren Taufpaten, Geschwistern oder Eltern, um den Kontakt zu Personen außerhalb der Familie gering zu halten.
Einzelsegnungen können ein ganz intensiver Moment sein
Es gab auch Familien, die enttäuscht waren, dass sie nicht in großer Gemeinschaft feiern können. „Doch die Einzelsegnungen im kleinsten Kreis sind auch ein sehr intensiver Moment, den die Konfirmanden als echte Wertschätzung erleben.“ Und auch die Geistlichen erleben die Segnung anders, intensiver als zuvor. Statt sich stets an die Gruppe zu richten, sprechen sie jetzt einzeln und direkt zu den Jugendlichen, fragen nicht nach dem „ihr“, sondern nach dem „du“. Das sei wirklich ergreifend, so Rödel.
Nicht nur der Gottesdienst hat sich verändert, sondern auch die Zeit vor und nach der Konfirmation. Sowohl für die Jugendlichen, als auch für die Pfarrerinnen und Pfarrer. Der Online-Unterricht gestaltete sich als anfängliche Herausforderung und soll ja auch nicht zu sehr dem Schulunterricht gleichen. Neue Technologie holte die Jugendlichen aber mit ins Boot. Actionbound, eine Art digitale Schnitzeljagd, und die „KonApp“ kann sich Rödel auch in Zukunft für einen abwechslungsreichen Konfirmationsunterricht gut vorstellen. „Wir haben viele neue Sachen kennengelernt. Ich glaub, dass das einen guten Einfluss auf die zukünftige Unterrichtsgestaltung haben wird. Es ist nicht alles nur negativ, was wir aus dieser Zeit mitnehmen.“
Balanceakt von Kompromissen und Kreativität
Die Konfirmation unter Pandemiebedingungen erfordert Kreativität und vielleicht auch Kompromisse. Diese entpuppten sich bisher in der evangelischen Kirchengemeinde aber durchaus als gute Alternative, die vielleicht sogar zur neuen Tradition reifen könnte.
So geht es in Kirchhellen weiter mit dem Konfirmandenunterricht
Im Unterricht als auch bei den Konfirmationsfeiern fahren wir auch nah den Sommerferien auf Sicht, das heißt: Wir warten die Entwicklung der Coronalage ab, sagt Pfarrer Martin Rödel. Von der Tendenz bleibe es aber wohl eher bei kleinen Gruppen.
Er hofft er aber, dass große Feiern in der Kirche aber bald wieder möglich sind. „Denn die Gruppe ist am Ende dieser Zeit auch ein Wert für sich.“ Trotz der Konfirmanden-App „Kon App“ und anderer medialer Möglichkeiten sei auch der Präsenzunterricht ähnlich wie in der Schule die bessere Variante. Auf Sicht bliebe es aber wohl zunächst bei vier statt wie früher zwei Konfirmationsgottesdiensten im Bezirk Kirchhellen.