Bottrop. St. Suitbert sollte aufgegeben werden, doch die Kirche in Bottrop wurde gerettet. Nun erhält sie gar eine neue Orgel. Das steckt dahinter.

Ginge es nach dem Bistum Essen und der Pfarrei St. Cyriakus, würde die kleine Kirche in Vonderort schon längst nicht mehr existieren. St. Suitbert stand auf der Liste der Kirchen, die als Gotteshäuser aufgegeben wurden. Umso erstaunlicher, dass in Vonderort am Samstag nun sogar eine Orgelweihe gefeiert werden kann.

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Wenn man so will hat ausgerechnet die Kirche, die es gar nicht mehr gibt, eine neue Orgel bekommen. Das ist zurückzuführen auf das große Engagement der Gemeinde. Rund 20.000 Euro hat der Förderverein St. Suitbert aufgetrieben, damit auch künftig weiterhin die Königin der Instrumente die Gottesdienste in Vonderort begleitet.

Das Herzstück der neuen Bottroper Orgel stammt aus Mannheim

Orgelbauer Burkhard Klimke aus Kirchhellen legt eine Woche vor der Weihe letzte Hand an der neuen Orgel an. Nur das absolute Feinstimmen, das haut nicht hin. Selbst in der Kirche ist es zu warm. Mehr als 26 Grad, da lässt sich keine Orgel stimmen. Den meisten Laien wird das zur Orgelweihe nicht auffallen, doch Klimke ist Perfektionist, ihn ärgert das.

Gotisch bemalte Prospekt-Pfeifen – sie stammen ursprünglich von einer Orgel aus England – sind nun ein Blickfang auf der Orgelbühne in St. Suitbert.
Gotisch bemalte Prospekt-Pfeifen – sie stammen ursprünglich von einer Orgel aus England – sind nun ein Blickfang auf der Orgelbühne in St. Suitbert. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das Instrument, das nun auf der Orgelbühne steht, hat der Kirchhellener für die Vonderorter gebaut. Es besteht aus unterschiedlichen, gebrauchten Teilen. Herzstück ist beispielsweise eine Hausorgel, die zuletzt in einer Mannheimer Kirche als Chororgel eingesetzt wurde. Klimek hat sie aufgespürt, abgebaut und in Vonderort wieder zusammengebaut – und ergänzt.

Blickfang sind die gotisch verzierten Pfeifen aus England

Blickfang sind nun die Prospektpfeifen, die einem sofort ins Auge fallen, wenn man aus dem Kirchenraum den Blick zur Orgelbühne hebt. Die kunstvoll verzierten Pfeifen stammen aus England. Klimke hatte sie schon länger in seinem Lager und sie passten haargenau zu dem Vonderorter Projekt. Insgesamt hat Klimke 56 Pfeifen aus England eingebaut, sie stammen aus der Zeit von 1880 bis 1890 von der Firma Walker and Sons. Klimek spricht von dem Prospekt als „füllendes Register“. Die Orgel klingt nun kräftiger, unterstreicht den Gesang der Gemeinde besser. Insgesamt erklingen künftig übrigens 750 Pfeifen in der Vonderorter Kirche.

Über die zwei Manuale und die Register kann Orgelbauer Burkhard Klimke nun 750 Orgelpfeifen ansteuern.
Über die zwei Manuale und die Register kann Orgelbauer Burkhard Klimke nun 750 Orgelpfeifen ansteuern. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Neubau sei bitter nötig gewesen, sagt Beate Feldges vom Förderverein. Die vorherige Orgel war über 50 Jahre alt und hatte ihre Tücken. „Wir hatten hier schon Ostergottesdienste, in denen die Orgel nicht gespielt hat.“ Zunächst hatte der Förderverein überlegt, die alte Orgel sanieren zu lassen. Davon hätten Experten abgeraten, das hätte hohe Folgekosten nach sich gezogen. Daher dann also der Plan, ein neues Instrument zu finanzieren. Weihnachtsbaumverkauf, Patronatsfeste, aber auch Pfeifenpatenschaften spülten über einen längeren Zeitraum das Geld in die Kasse.

Am kommenden Samstag nun wird Propst Jürgen Cleve die neue Orgel weihen – um 10 Uhr. Musikalisch gestaltet wird die Weihe vom Essener Dom-Organisten Sebastian Küchler-Blessing. Man habe ihn angefragt und er sei sofort bereits gewesen, freut sich Beate Feldges. Immerhin: Allzu oft gibt es im Bistum Essen keine Orgelweihen mehr. Stattdessen werden Kirchen aufgegeben und Orgeln abgebaut.

St. Suitbert-Kirche wurde als Sakralbau in das Altenheim der Malteser integriert

Ein Schicksal, das St. Suitbert – siehe oben – ja nur knapp erspart blieb. Hätte der Bottroper Projektentwickler Oliver Helmke nicht die Idee gehabt, den Sakralbau in sein geplantes Altenheim zu integrieren, wer weiß, ob die Kirche heute überhaupt noch stehen würde. Dass er in dem Zuge gleich auch Eigentümer der Kirche werden würde, daran habe er überhaupt nicht gedacht, berichtet Helmke im Rückblick. Dass es nun anders gekommen ist, freut ihn im Nachhinein besonders, denn: „St. Suitbert ist immer noch so etwas wie mein Lieblingsprojekt.“ Die Kirche sei ja auch der zentrale Punkt für den Dorfcharakter, den das ganze Projekt habe.

Dass es rundherum so viele engagierte Bürger gibt, die sich für ihre Kirche einsetzen und nun sogar den Bau einer neuen Orgel ermöglicht haben, freut ihn besonders. Zumal die Initiative aus der Gemeinde kam. „Die Gruppe hat Propst Cleve angesprochen, der hat sich dann an mich gewandt“, schildert Helmke den Vorgang.

Ein Orgelmarathon zum Auftakt

Damit möglichst viele Vonderorter und Bottroper die neue Orgel hören können, hat sich der Förderkreis etwas Besonderes überlegt. An die Weihe schließt sich am Samstag, 26 Juni, ein Orgelmarathon mit fünf kleinen Konzerten im Stundentakt an, gespielt jeweils von unterschiedlichen Organisten – darunter auch diejenigen, die regelmäßig in den Gottesdiensten in Vonderort spielen. Das Programm im Detail:

  • 11 Uhr: Sebastian Küchler-Blessing, Domorganist des Doms zu Essen
  • 12 Uhr: Dr. Gerd-Heinz Stevens, Initiator des Festivals Orgel Plus
  • 13 Uhr: Rolf von Ameln mit Moritz Beck (Posaune)
  • 14 Uhr: Sonja Sondermann mit Lina Pricking (Querflöte) und einem Ensemble des Familienchores St. Suitbert
  • 15 Uhr: Ursula Kirchhoff mit Deborah Oppermann (Trompete)
  • 16 Uhr: Sonja Sondermann mit Lina Pricking (Querflöte) und einem Ensemble des Familienchores St. Suitbert


Zum Abschluss
findet um 17 Uhr eine Vesper mit Pastor Hans-Josef Vogel statt.

Gleichzeitig gibt es den gesamten Tag über bei entsprechendem Wetter die Möglichkeit der Begegnung auf dem Kirchplatz – unter Einhaltung der gültigen Hygieneregeln.

Anmeldungen sind wegen der Corona-Situation nötig und unter 01 57 34 46 31 72 in der Zeit von 15 bis 20 Uhr möglich.