Bottrop. Mitten in der Pandemie hat Tanja Jesenek-Förster das Amt der Gleichstellungsbeauftragten in Bottrop übernommen. Sie verrät, was ihr wichtig ist.
Stillstand ist ihre Sache nicht. Nicht in der Freizeit, die sie am liebsten mit (Fern-)Reisen verbringt. Und erst recht nicht im Beruf: Vor gut 30 Jahren fing Tanja Jesenek-Förster bei der Bottroper Stadtverwaltung als Bürogehilfin an. Einige Karriereschritte später hat sie in diesem Frühjahr die Nachfolge von Heidi Noetzel als Gleichstellungsbeauftragte angetreten. In einer Zeit, in der sich gezeigt hat: Es sind die Frauen, die die Corona-Krise besonders hart trifft. Nicht das einzige Thema, in das die 51-Jährige Bewegung bringen möchte.
Aber ein Thema von höchster Aktualität. „Die Pandemie hat gezeigt: In den systemrelevanten Berufen, in denen überwiegend Frauen tätig sind – wie im Einzelhandel oder der Pflege – muss etwas getan werden, das muss honoriert werden.“ Es sei auch deutlich geworden, dass die Frauen einen größeren Teil der Fürsorge-Aufgaben in der Familie übernehmen, dass sie sich im Homeschooling engagieren, für die Betreuung der Kinder eher die Arbeitszeit verkürzen oder Urlaubstage nehmen. Daran gilt es zu arbeiten.
Bottrop will sich beteiligen an dem Aufruf „Wann, wenn nicht jetzt!“
Jesenek-Förster plant in diesem Zusammenhang die Bottroper Beteiligung am Aufruf „Wann, wenn nicht jetzt!“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen. Dort heißt es: „Die Pandemie vergrößert alle gleichstellungs- und frauenpolitischen Probleme/Schieflagen, auf die wir bereits seit Jahrzehnten hinweisen.“ Politik und Arbeitgeber werden u.a. aufgefordert, Rahmenbedingungen und Arbeitszeiten zu schaffen, die es Eltern ermöglichen, sich die Care-Arbeit gerecht zu teilen.
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Ein Punkt übrigens, der auch eine Rolle spielt bei einem anderen Thema, das der neuen Gleichstellungsbeauftragten am Herzen liegt: „Wichtig ist mir, die Stadt Bottrop als modernen und attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren.“
Was die Stadt Bottrop zu einem modernen Arbeitgeber macht
Dazu gehören flexible Arbeitszeiten („die haben wir schon“), auch nach der Krise bleibende Homeoffice-Möglichkeiten, Fortbildungen, Gesundheitsmanagement und Kinderbetreuung. „Ein städtischer Kindergarten wäre super“, so die 51-Jährige, die selbst einen 19-jährigen Sohn hat. Die hauseigene Kita-Idee sei geprüft worden und habe sich als problematisch dargestellt. „Das Mindeste ist, dass man dann Eltern-Kind-Zimmer einrichtet.“ So dass Eltern in der Not ihren Nachwuchs mit zur Arbeit bringen können. Im geplanten Rathaus-Neubau sollen solche Räume in ausreichender Anzahl eingerichtet werden.
In der Bemühung um fachlichen Nachwuchs im Führungskräftebereich solle man rechtzeitig bei geeigneten Kandidaten anklopfen, sie möglicherweise entsprechend qualifizieren, dabei auch den Blick gezielt auf Frauen richten. Wobei Jesenek-Förster grundsätzlich betont: Es geht ihr um die Gleichstellung und Gleichbehandlung generell – was die Geschlechter angeht ebenso wie mit Blick auf soziale Herkunft oder religiöse Einstellung.
Bottroper Gleichstellungsbeauftragte engagiert sich in der Bekämpfung der Pandemie
Coronabedingt sind zuletzt viele Gleichstellungsprojekte heruntergefahren gewesen, berichtet die Bottroperin. Netzwerktreffen auf örtlicher und regionaler Ebene finden vor allem digital statt, die Feier des Frauentages mit einer kabarettistischen Ladies Night ist auf August verschoben. „Ich bin dankbar, dass die Gewaltschutzeinrichtungen wie das Frauenhaus und das Frauenzentrum in der Pandemie ihre Arbeit fortgeführt haben“, betont Jesenek-Förster.
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Auch sie selbst hatte sich verstärkt für die Bewältigung der Corona-Krise engagiert. So hilft sie im Bottroper Impfzentrum mit, springt zum Beispiel am Wochenende am Empfang ein. „Man muss dazu beitragen, dass das Elend ein Ende hat“, findet die Bottroperin. Verwaltungsintern hat sie im März die Projektleitung Teststrategie übernommen. „Jetzt sind alle Teststellen eingerichtet und es läuft.“ Überprüfungen der Hygiene und der Qualität seien weiterhin wichtig, zuletzt hat die Stadt Bottrop zwei Testzentren aufgrund von Mängeln geschlossen. Insgesamt aber geht mit dem Sinken der Corona-Inzidenz auch die Nachfrage nach Schnelltests zurück.
Und die Arbeit in Gleichstellungsthemen wieder richtig los.
Die Karriereschritte
1989 beginnt Tanja Jesenek-Förster ihre Karriere bei der Bottroper Stadtverwaltung als Bürogehilfin. Das Abi längst in der Tasche, entscheidet sie sich nach zwei Jahren für die Inspektorenlaufbahn. Danach arbeitet sie in der Leistungsabteilung im Sozialamt, wechselt mit der Umstrukturierung 2005 ins Jobcenter.
Das Kulturhauptstadtjahr lockt sie 2010 zurück zur Stadtverwaltung; sie betreut Projekte für dieses spezielle Jahr. Als es um ist, leitet sie kurz die Wohngeldstelle im Bürgerbüro, bevor sie ins Büro des Oberbürgermeisters wechselt. Dort schreibt sie unter anderem Reden, betreut die Städtepartnerschaften.
Zuletzt leitet Tanja Jesenek-Förster das OB-Büro, qualifiziert sich parallel für den höheren Dienst. Zum 1. April 2021 wechselt sie an die Spitze der Gleichstellungsstelle.