Kirchhellen. Ein Team von Radlern hat ein „Wunschradwegnetz“ für Bottrop geknüpft. Und dabei eine neue Radstrecke auf einer alten Bahntrasse entdeckt.
Die initiative „Aufbruch Fahrrad“ und der Fahrradclub ADFC Bottrop/Kirchhellen haben ein „Wunschradwegnetz“ für Bottrop geknüpft. In einem nächsten Schritt wird es darum gehen, diese Wünsche in ein tatsächliches Netz möglichst konfliktfrei umzusetzen. Dabei müssen die Radwegplaner einen neuen Konflikt ins Auge nehmen. Neben Radler contra Autos und Radler contra Fußgänger gibt es jetzt auch Radler contra E-Biker.
An dieser Stelle an der Hackfurthstraße neben dem Hof Overgünne haben im Lauf der Jahrzehnte schon drei Generationen von Bezirkspolitikern gestanden und alle dasselbe gedacht: Auf dieser alten Bahntrasse zwischen Oberhausen, Bottrop, Kirchhellen und Dorsten könnte ein wunderschöner Radweg entstehen. Und immer wurden sie eingebremst mit der Ansage: Könnte; aber die Grundstücke stehen nicht mehr zur Verfügung.
Bahnstromleitung wird saniert
Jetzt hat Thomas Stewering für die Wunschradwegplaner bei der Deutschen Bahn mal nachgefragt. Überraschendes Ergebnis: Zwei Teilstücke zwischen der Grenze zu Dorsten und der Hackfurthstraße sowie zwischen der Dorfmitte Richtung Gladbeck sind noch im Besitz der Bahn-Tochter DB Netz und könnten nach einer Sanierung und Sicherung der Bahnstromleitung ab 2023 verkauft werden. Damit ließe sich eine der als sehr wichtig eingestuften Nord-Süd-Verbindungen umsetzen, sagt der ADFC-Vorsitzende Heinz Brockmann. Der „Alleenradweg“ könnte über diese Trasse künftig die Innenstadt, den Eigen, Kirchhellen und Dorsten verbinden.
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Auf der Suche nach dem „Wunschradweg“ sind die Initiative und der Radclub der Vorgabe des ADFC-„Mapathlons“ gefolgt. Dabei werden die Ausgangspunkte und Fahrziele von drei Gruppen von Radlern definiert: Berufspendler, Schüler und Freizeitradler. Danach wurden „Luftlinien“ entwickelt. Das meint in diesem Fall nicht die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, sondern zwischen Wohngebieten und Zielen wie Zentren, Freizeiteinrichtungen und Schulen.
Nord-Süd-Verbindungen sind besonders wichtig
Kein Wunder, dass viele dieser „Luftlinien“ durch Kirchhellen führen: „Als besonders wichtig wurden Nord-Süd-Verbindungen eingestuft“, sagt der ADFC-Vorsitzende. Wer diese „Luftlinien“ auf einen Stadtplan von Bottrop legt, werde feststellen: 80 Prozent der gewünschten Verbindungen gibt es schon. Das Problem: Erstens fehlen überall Lückenschlüsse, zweitens sind die Wege oft in einem üblen Zustand - und drittens gibt es Konflikte unter den Verkehrsteilnehmern.
Dabei spielen zunehmend auch Konflikte unter Radlern eine Rolle, sagt Dirk Schaefer vom ADFC. „Wir beobachten einen Trend zu mehr selbst verschuldeten Radunfällen.“ Das habe damit zu tun, dass E-Bikes immer häufiger werden, schnell und dabei schwer sind und zunehmend von ungeübten Radlern genutzt werden. Umso wichtiger werden möglichst konfliktfreie Verbindungen. „Das hier“, sagt Schaefer mit Blick auf die alten Bahntrasse Richtung Dorsten, „wäre geradezu der Idealfall einer konfliktfreien Streckenführung“. Bisher, sagt Brockmann, gibt es an keiner der 14 „Luftlinien“ mit hoher Bewertung „durchgängig einen Radschnellweg oder eine Radvorrangroute“.
Radtour zu den Wunschradwegen
Auf den Spuren des „Wunschradwegnetzes“ können sich Interessierte bei einer Radtour machen, zu der der ADFC einlädt: Am Samstag, 19. Juni, um 11 Uhr treffen sich Radler am Museum Quadrat (Anni-Albers-Platz 1), um die Möglichkeiten neuer und sicherer Verbindungen zu erkunden.
Bezirks- und Lokalpolitiker haben mitgemacht bei der Entwicklung der Wunschradwege. Das Team versteht sich aber ausdrücklich als überparteiliches Gremium.