Bottrop. Die Pandemie wirkt sich auf die Schuleingangsuntersuchungen in Bottrop aus. Aber alle Kinder kommen dran. Mehr Auffälligkeiten festgestellt.

Ein Vater aus Bottrop wundert sich: Sein Sohn kommt im Sommer in die erste Klasse, aber eine Einladung zur Einschulungsuntersuchung gab es noch nicht. Fällt diese vielleicht der Corona-Pandemie zum Opfer? Nein, versichert Martina Koch, Leiterin des Kinder- und Jugendmedizinischen Dienstes im Gesundheitsamt. Alle 1060 i-Dötze kommen dran – die Untersuchungen finden gerade nur in etwas anderer Form statt als gewohnt.

Bottroper i-Dötze mit Auffälligkeiten werden zuerst untersucht

Wobei: Zu Beginn der Saison für die Schuleingangsuntersuchungen direkt nach den Sommerferien liefen die Termine zunächst „halbwegs normal, wir haben unser standardisiertes Untersuchungsprogramm durchgeführt. Wir haben nur nicht geschafft, unsere Akten zu digitalisieren“, blickt Martin Koch zurück. Corona war im Sommer ein wenig auf dem Rückzug, die Gesundheitsamtsmitarbeiter durch die Krise zeitweise etwas weniger gefordert.

Zunächst wurden, wie üblich, die Kinder untersucht, bei denen bereits Auffälligkeiten in der Entwicklung bekannt sind. Damit genug Zeit bleibt, etwaige Fördermaßnahmen zu starten. Soweit, so gut.

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„Dann kam die dritte Welle und es war klar, so geht es nicht weiter“, so Koch. Mit Reihen-Untersuchungen hatte das Gesundheitsamt schon zum Schuljahr 2020/21 Erfahrungen gemacht. Die wurden nun ab Mai in veränderter Form wieder aufgenommen. Alle Kinder, die bislang keine Besonderheiten aufweisen, werden eingeladen zu einem verkürzten Untersuchungsprogramm.

Wöchentlich schauen sich vier sozialmedizinische Assistentinnen rund 20 Kinder an. Nur bei Auffälligkeiten werden sie zu einem zweiten Termin zur ärztlichen Untersuchung eingeladen. Letztere gehört in weniger personalintensiven Nicht-Corona-Zeiten zum Standard.

Bottroper Gesundheitsamt hat Untersuchungsprogramm angepasst

„Wir haben ein Untersuchungsprogramm erstellt, das Besonderheiten bei den Kindern herausfiltern kann“, unterstreicht Koch. Seh- und Hörtest würden aktuell nicht durchgeführt, aber diese gehörten ja auch zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt. Und Defizite in diesem Bereich würden auch bei der Anamnese und dem Gespräch mit den Kind auffallen, so dass es entsprechende Empfehlungen für einen Facharztbesuch gebe.

Aktuell werden Vorsorgeheft, Impfausweis und der Übergabebogen aus dem Kindergarten gecheckt, die Familien füllen einen Fragebogen aus, im Gespräch wird die medizinische Vorgeschichte geklärt, die Kinder zeichnen etwas und dürfen ihren Namen schreiben. „Allein daraus lässt sich schon viel erfassen, welche Probleme ein Kind haben könnte.“ Wie hält es den Stift? Wie ist es mit seiner Aufmerksamkeit? Seinem Entwicklungsstand?

Die Anzahl der übergewichtigen Kinder ist in Bottrop gestiegen

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Das Ärzteteam hat in der Corona-Zeit übrigens festgestellt: Der Anteil des TV-Konsums bei den Sechsjährigen sei stark gestiegen. Kita-Zeiten waren reduziert, die Familie coronabedingt besonders gefordert, die Gesamtsituation wirke sich etwa in Sprachentwicklung und Feinmotorik aus. Und, so Koch: „Die Anzahl der übergewichtigen Kinder ist noch mal gestiegen.“

Wichtig zu wissen: „Wenn jemand meint, bei seinem Kind besteht noch ein besonderer Bedarf, kann er uns gerne eine E-Mail schreiben“, so Koch. „Wir kümmern uns!“ Kontakt: kindergesundheit@bottrop.de