Bottrop. Das You.Pa in Bottrop schickt einen kritischen Brief an Ministerin Gebauer. Es geht um schlechten Unterricht, unfaire Prüfungen und vieles mehr.
Das Bottroper Jugendparlament (You.Pa) kritisiert, dass in der Corona-Krise die Entscheidungen über die Köpfe der Vertreter von Schülern, Eltern und Lehrern hinweg getroffen werden. Dabei sollten doch gerade die Bedürfnisse und Alltagserfahrungen der Schülerinnen und Schüler stärker in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, da sie schließlich diejenigen seien, die davon am meisten betroffen seien, fordern die jungen Parlamentarier. Sie werden NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer daher zu einem Gespräch über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Bottroper Schülerinnen und Schüler einladen. Die jungen Leute wollen außerdem einen Brief an die Ministerin senden, in dem sie über ihre Sorgen und Herausforderungen durch die Pandemie berichten. Das beschloss das Jugendparlament in einer digitalen Sondersitzung.
„Es geht uns darum klar zu machen, dass es den Bottroper Schülerinnen und Schülern in der Corona-Krise nicht gut geht“, sagte You.Pa-Vorsitzender Max Fockenberg. Es sei schließlich auch eine Aufgabe des Jugendparlamentes, solche Probleme anzusprechen und so die Interessen der jungen Leute in Bottrop zu vertreten. „Und wir stellen durchaus einige Sachen fest, die kritisch zu sehen sind“, sagte der angehende Abiturient. So berichten Mitglieder des Jugendparlamentes, dass vielen Schülern der Distanzunterricht Probleme bereite. Es sei dann einfach schwieriger sich auf den Lehrstoff zu konzentrieren als in der Schule. Außerdem seien die Schüler anders als beim gemeinsamen Lernen in der Klasse oft auf sich allein gestellt. Auch Kritik an Lehrern klang an, weil nicht alle den Distanzunterricht gut vorbereiten können. Noch immer klagen Schüler über technische Probleme und abstürzende Apps beim digitalen Lernen.
Schüler fühlen sich bei zentralen Prüfungen benachteiligt
Dies bereitet vielen gerade auch mit Blick auf die Abschlussprüfungen etwa auch in den zehnten Klassen Kopfzerbrechen. „Wir fühlen uns unfair behandelt“, sagte Sinem Alpugan. So müssten die Schülerinnen und Schüler zentrale Abschlussprüfungen hinter sich bringen, obwohl der Distanz- und Wechselunterricht ja eben nicht zentral und einheitlich stattgefunden habe und daher auch der Wissensstoff unterschiedlich sei. „Wir fühlen uns benachteiligt“, unterstrich die Schülerin während der digitalen Sondersitzung. Auch You.Pa-Vorsitzender Max Fockenberg merkte im Gespräch mit der WAZ an, dass das Schulministerium bis auf geringfügige Änderungen so verfahre, als gäbe es die Probleme wegen der Corona-Pandemie überhaupt nicht.
Er forderte einheitliche Entscheidungen, die für alle Schulen gleichermaßen gültig seien. Nur dann können Schüler auch einsehen, dass die Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Fockenberg macht das am Beispiel der Motto-Wochen fest. So habe das Vestische Gymnasium in Kirchhellen diese abgesagt, die beiden anderen Bottroper Gymnasien aber nicht. „Es ist schon ein Knackpunkt, wenn Schüler sehen, das andere etwas machen dürfen, sie selbst aber nicht. Es ist ja auch nicht einzusehen, wenn man da unterschiedliche Regelungen hat“, kritisierte der Parlamentssprecher schon in der digitalen Sitzung. Das wurde allerdings kontrovers diskutiert. So sprach sich You.Pa-Mitglied Hunter Hofmann dafür aus, dies den Schulen selbst zu überlassen. Jonas Kaufmann dagegen kritisierte ebenfalls, dass es keine einheitliche Vorgehensweise gebe. „Wir haben in Bottrop schließlich alle dieselbe Inzidenzzahlen“, betonte er.
Negative Tests vor Betreten des Schulgeländes sollten Pflicht sein
Umfrage unter Schülern
Die Kritik des Jugendparlaments an dem Regelungsdurcheinander in der Coronakrise kommt nicht nur von den eigenen Mitglieder. So hatte eine Arbeitsgruppe des You.Pa eine Umfrage gestartet, an der schließlich um die 100 Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben.
Danach sind die jungen Leute alles in allem zwar mit ihrer Lernumgebung zufrieden, viele sehen sich aber nicht gut genug auf Klausuren vorbereitet. Über solche und weitere Sorgen beriet das You.Pa jetzt in einer digitalen Sondersitzung und beschloss, einen kritischen Brief an Schulministerin Gebauer zu schreiben.
Wegen der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie komme es gerade auch in den Familien der Schüler vermehrt zu Spannungen, so dass immer öfter auch Hilfe von außen erforderlich werde, stellten die Schülerinnen und Schüler fest. So mahnte You.Pa-Mitglied Edda Pütz, dass die psychischen Belastungen nicht unterschätzt werden dürften. „Das wird zwar immer gesagt, aber das ist noch nicht in den Köpfen angekommen“, meint sie. Auch Jugenddezernent Paul Ketzer stimmte ihr zu. „Die psychischen Belastungen wird niemand in Frage stellen können“, erklärte er.
Große Zweifel bei den Schülern löst auch die Teststrategie für die Schulen aus. Zwei freiwillige Corona-Selbsttests pro Woche reichten nicht aus. Kritisch sehen die Schüler, dass die Tests, die ja positiv ausfallen können, auch noch in den Klassenzimmern durchgeführt werden. So sei die Ansteckungsgefahr zu groß. Die You.Pa-Mitglieder fordern stattdessen, dass jeder vor Betreten des Schulgeländes einen negativen Corona-Test vorweisen soll. Schüler, die keine Tests machen wollten, könnten dann ja per Online-Übertragung am Unterricht teilnehmen.
You.Pa-Vorsitzender kritisiert schlechte Kommunikation
Viele Schüler seien frustriert und mit den Entscheidungen des Schulministeriums unzufrieden, stellt das Bottroper Jugendparlament fest. Vorsitzender Max Fockenberg sieht auch die schlechte Kommunikation des Ministeriums dafür mitverantwortlich. „Alle sehen doch, es wird nicht kommuniziert“, kritisierte er. Das führe zu großer Unsicherheit bei den Schülern. Fockenberg: „Da ist niemand, der sagt: Macht euch keine Sorgen. Wir haben einen Plan“.