Bottrop. Bottroper Grundschüler kommen am ersten Tag mit den neuen Lolli-Tests gut zurecht. Das passiert, wenn das Labor positive Speichelproben entdeckt.

Lolli-Test. Klingt geradezu verlockend süß und klebrig. Ist aber weit davon entfernt, wie Lehrer Thorsten Kubitza seiner 3a-Lerngruppe am ersten Morgen mit dem neuen Corona-Testverfahren gleich deutlich macht. Das weiße Stäbchen soll zwar wie ein Lolli gelutscht werden, 30 Sekunden lang. Aber: „Du musst dir ganz doll vorstellen, dass das ein Lolli ist. Stell dir vor, es ist Erdbeere.“ – „Oder Cola!“, wirft ein Junge ein. Denn die Wahrheit ist, versichert „Vorkoster“ Kubitza: Der Geschmack ist gleich Null.

Bottroper Grundschülerin ist enttäuscht: Lolli-Test ist gar nicht süß

Und so ist auch Drittklässlerin Liya (8) von der Albert-Schweitzer-Grundschule in Bottrop nach der ersten Test-Runde am Montag enttäuscht. „Das war nicht gut“, meint sie, das habe sie sich anders vorgestellt. Immerhin ist sie froh, den Nasen-Test nicht mehr machen zu müssen. Denn der war „gar nicht gut“.

Die Lollis sind in Wahrheit dünne, weiße Stäbchen, die einzeln verpackt sind.
Die Lollis sind in Wahrheit dünne, weiße Stäbchen, die einzeln verpackt sind. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Lolli-Tests lösen die vorherigen Antigen-Schnelltests seit Montag in Grund- und Förderschulen ab, einerseits aufgrund der leichteren Handhabung. Andererseits aber auch, weil sie als PCR-Tests im Labor untersucht werden und damit als sensibler und sicherer gelten.

Aufwändige Logistik: In Bottrop hat es am Freitag schon eine Testfahrt gegeben

Die Logistik hinter der neuen Test-Methode ist allerdings komplex, berichtet Schulleiterin und Grundschul-Sprecherin Christiane Gosda. Alle Lolli-Proben pro Lerngruppe werden in einem Röhrchen gesammelt, Thorsten Kubitza zum Beispiel ist mit dem entsprechenden Behälter in seinen behandschuhten Händen durch die Klasse gegangen und hat die Kinder ihre Stäbchen dort hineinstecken lassen. Die Proben werden später zunächst gemeinsam als Pool untersucht. Sollte dabei ein positives Ergebnis auffallen, muss jedes Kind aus der entsprechenden Lerngruppe daheim einzeln getestet werden.

„Für jeden Tag haben wir eine Kollegin bestimmt, die die Röhrchen aus den Klassen einsammelt und dann an ein Logistikunternehmen aushändigt“, so Gosda. Der Logistiker wiederum fährt die Proben ins Labor, das die Ergebnisse bis spätestens 6 Uhr am Folgemorgen parat hat. „Der Schulträger musste mit dem Logistikunternehmen die Routen koordinieren, das war eine Herausforderung“, so Gosda. Eine Testfahrt am Freitag habe aber schon mal geklappt.

Berllin steckt ihren Lolli-Test samt ihrer Speichelprobe in das Sammelröhrchen für ihre Lerngruppe. Alle diese Tests werden nämlich gemeinsam im Labor untersucht, im sogenannten Pool.
Berllin steckt ihren Lolli-Test samt ihrer Speichelprobe in das Sammelröhrchen für ihre Lerngruppe. Alle diese Tests werden nämlich gemeinsam im Labor untersucht, im sogenannten Pool. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bottroper Eltern bekommen Einzelröhrchen für die Nachprobe mit nach Hause

Damit die Eltern im Fall der Fälle daheim nachtesten können, bekommen die Schüler Test-Kits mit nach Hause. „Wir bereiten die Einzelröhrchen vor“, erklärt Konrektorin und Test-Beauftragte Sabrina Schneider. So bekommen diese zum Beispiel bestimmte Label. Und es gehört eine Anleitung dazu, in der etwa auch erklärt wird, wie die Familien sich über einen QR-Code registrieren können.

Die gute Kommunikation mit den Eltern ist in Positiv-Fällen noch einmal besonders wichtig, betont Sabrina Schneider. „Aber die haben wir ja über die Corona-Zeit schon gut aufgebaut.“

Bottroper Mutter: Kinder sind schon ganz durcheinander

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Die Eltern würden die verschiedenen Maßnahmen insgesamt gut mittragen, loben Gosda und Schneider. Auch wenn sicher nicht alles ihre Zustimmung findet. Die Mutter zweier Grundschüler, die ihre Kinder an diesem Morgen bis zur Albert-Schweitzer-Schule begleitet hat, sieht zwar den Vorteil in der Handhabung der Lolli-Testvariante: „Das Stäbchen in die Nase zu stecken fanden die Kinder schlimm.“ Gleichzeitig bemerkt sie aber auch dies: „Für die Kinder ist die ganze Umstellerei nicht schön. Sie sind durcheinander. Man muss ihnen das jedes Mal neu erklären“, sagt die Bottroperin.

Die Eltern selbst sind sowieso ganz schön eingebunden, sollte das Pool-Ergebnis der Lerngruppe ihrer Sprösslinge positiv sein. Nicht nur, dass sie ihre Kinder zu Hause selbst testen müssen. Die Probe muss dann ja auch noch am nächsten Morgen bis zu einer bestimmten Uhrzeit an der Schule abgegeben werden, um von dort aus wiederum zum Labor zu gelangen.

„Und die Kinder bleiben erst einmal in Quarantäne“, meint die Bottroperin. Erst wenn ein negatives Testergebnis feststeht, dürfen sie wieder in den Unterricht bzw. in die Notbetreuung. Die Mutter seufzt: „Wir hatten schon so viel Quarantäne, obwohl Corona uns nie persönlich getroffen hat. Es ist schwierig, das den Kindern zu erklären. Die wollen raus!“

Start verlief gut

Nach dem Kenntnisstand von Grundschul-Sprecherin Christiane Gosda sind die Bottroper Grundschulen flächendeckend und planmäßig mit den Lolli-Tests versorgt. Auch Gertrudis Kobler, Leiterin der Schule am Stadtgarten mit dem Förderschwerpunkt Sprache, berichtet von einer unkomplizierten Durchführung. „Wir müssen jetzt abwarten, wie die Rückmeldung durch das Labor sein wird“, so Kobler.

An Förderschulen mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung wird es laut Land aufgrund ihrer besonderen Schülerschaft ein spezielles Verfahren zur Nachtestung geben. So soll jeweils nach der ersten Poolprobe noch eine zweite Einzelprobe in der Schule entnommen, personalisiert und etikettiert werden. Im Fall einer positiven Pooltestung kommt diese Rückstellungsprobe dann ins Labor.