Bottrop. Bottrop will die Stadtteile Fuhlenbrock und Vonderort fit für die Zukunft machen. Ein Konzept liegt vor, auch Hausbesitzer sollen profitieren.
Fuhlenbrock und Vonderort sollen umgebaut werden. In der Bezirksvertretung Mitte begannen die politischen Beratungen zu dem großen Thema. Dort wurde nun des Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) in die politische Beratung gegeben. Erarbeitet wurde es zuvor auch unter Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger sowie der Akteure in den Stadtteilen. Nun stehen verschiedene Maßnahmen an, die besonders gefördert werden sollen.
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Dabei stehen die Themenfelder Kultur, Freizeit und Soziales, Mobilität, Freiraum und Klima, Wohnen und Stadtgestaltung sowie Gewerbe, Versorgung und Infrastruktur im Mittelpunkt der Planung. Mehr als 100 Seiten umfasst das Konzept und sieht auch ganz konkrete Maßnahmen vor. 13,2 Millionen Euro würde die Umsetzung aller im ISEK aufgeführten Maßnahmen kosten. Eine mögliche Förderquote von 70 bis 90 Prozent zugrunde gelegt, könnten dafür rund 10,6 Millionen Euro an Fördergeldern fließen.
Die Umgestaltung des Fuhlenbrocker Marktes soll in Angriff genommen werden
Damit könnte man endlich die Sanierung und Umgestaltung des Fuhlenbrocker Marktes in Angriff nehmen. Ein Projekt, das schon seit vielen Jahren immer wieder diskutiert wird. Als eine Maßnahme im Themenfeld Gewerbe, Versorgung und Infrastruktur steht die „Neue Stadtteilmitte Fuhlenbrocker Marktplatz“ auf der Agenda. Allerdings würde der Marktplatz dann auch nicht mehr als Parkplatz dienen. Für Vonderort ist im Bereich von Wienberg und Quellenbusch eine Quartiersmitte vorgesehen.
Der Wegfall des Bonifatiushauses – das ehemalige Pfarrheim wurde der Kita zugeschlagen, der Förderverein kann es nicht länger als Stadtteiltreff anbieten – spielt ebenfalls eine Rolle in den Überlegungen. Als Ziel ist im Konzept nämlich auch aufgeführt, Räumlichkeiten für Vereine anzusiedeln und einen Standort für ein Bürgerhaus im Fuhlenbrock zu finden. Außerdem sollen Fußwegeverbindungen verbessert und neu ausgebaut werden, Straßen und Flächen in den beiden Stadtteilen begrünt werden und auf dem ehemaligen Zechengelände Franz Haniel soll eine klimabewusste, durchgrünte Gewerbeflächenentwicklung angestoßen werden.
Stadt Bottrop prüft finanzielle Anreize für Immobilienbesitzer
Doch auch die Immobilienbesitzer sollen ins Boot geholt werden und von dem ISEK profitieren. Denn gerade der klimagerechte Umbau der Stadtteile funktioniert nur über die Beteiligung der Immobilienbesitzer. Gerade Fuhlenbrock ist stark geprägt durch Ein- und Zweifamilienhäuser, gleiches gilt für Teile Vonderorts. Um den Immobilienbesitzer Investitionen schmackhaft zu machen, ist im ISEK auch die Rede von einer „Förderrichtlinie als Anreizprogramm nach dem Muster der FRL 11.1“.
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Hinter dieser Abkürzung versteckt sich das Programm, von dem Hausbesitzer im Innovation-City-Projektgebiet profitieren konnten. Für bestimmte Maßnahmen konnten die Eigenheimbesitzer über die Stadt Fördergelder erhalten. So wurden Anreize gesetzte, einzelne Maßnahmen, die dem Klimaschutz zugute kommen, umzusetzen – etwa die Sanierung der alten Heizung, der Austausch der Fenster oder die Dämmung der obersten Geschossdecke.
Beratungsangebote über Innovation City existieren schon jetzt
2,75 Millionen Euro, die die Stadt aus Städtebaufördermitteln in den vergangenen Jahren erhalten hat, konnten in Folge dieses Programms an Bürger weitergeleitet werden. Diese Summe hat Gesamtinvestitionen von über 20 Millionen Euro im Projektgebiet ausgelöst, rechnet die Innovation City regelmäßig vor. Zuletzt war der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Thomas Kutschaty, zu Gast bei dem Klimaschutzprojekt und hatte sich dafür ausgesprochen, dieses Modell der Förderung auch für verhältnismäßig kleine Maßnahmen auf ganz NRW auszurollen.
So weit ist es jedoch noch nicht. Das hat zur Folge, dass die Stadt dafür derzeit auch kein Geld des Landes bekommt. Deshalb müssten die Zuschüsse dafür aus dem städtischen Haushalt kommen. Im ISEK heißt es dazu: „Die Gelder müssten aus dem investiven Haushalt der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Bei knapp 20.000 Einwohner*innen wäre mit Kosten zwischen 80.000 und 100.000 Euro pro Jahr zu rechnen.“ Mit dem Fachbereich Finanzen sei bereits besprochen, entsprechende Mittel für den Haushalt 2022 vorzusehen, erklärt Planungsdezernent Klaus Müller. „Darüber muss die Politik dann in den Haushaltsberatungen entscheiden.“ Es gebe aber die dringende Empfehlung, solche Anreize zu setzen. Hinzu kommen die schon bestehenden kostenlosen Beratungsangebote über die Innovation City.
Positive Signale kommen von der Bezirksregierung in Münster
Die Mehrheit der Mitglieder der Bezirksvertretung Mitte stimmte für das vorgelegte Konzept, das im Prinzip das Innovation-City-Konzept auf diese Stadtteile überträgt. Nun müssen sich die weiteren Gremien damit befassen, bevor am Ende der Rat das letzte Wort hat. Stimmt auch der zu, wird das Konzept zur Grundlage der Stadtentwicklung in Fuhlenbrock und Vonderort in den nächsten Jahren.
Umgang mit der Industriekultur
Gerade im Fuhlenbrock gibt es nach dem Ende des Bergbaus noch viele Überreste, die für Bottrops Geschichte als Bergbaustadt stehen. Diese Industriekultur soll erhalten bleiben. Das ist so eindeutig im Entwicklungskonzept festgehalten. „Insbesondere die gestaltprägenden Gebäude der ehemaligen Zeche Prosper-Haniel sollen erhalten bleiben und in die Entwicklung eines Gewerbegebietes auf der Fläche integriert werden“, heißt es dazu. Gemeint ist damit sicher auch der Förderturm, über den es zuletzt in der Politik Diskussionen gab, der aber von vielen Bottroper gewünscht wurde, was auch auf politischer Seite zu einem Einlenken geführt hatte.
Ausdrücklich erwähnt wird auch die Zechensiedlung an der Kleiststraße, die in ihrer „Gestalt und Prägung“ bewahrt werden soll.
Damit ist noch nicht gesagt, dass die einzelnen Maßnahmen auch alle umgesetzt werden können. Das steht unter dem Vorbehalt entsprechender Fördermittel. Sollte der Rat zustimmen, werde man im Herbst die entsprechenden Förderantrage bei der Bezirksregierung stellen, so Klaus Müller. Erste Begehungen vor Ort hätten schon stattgefunden und es gebe positive Signale.